Fischerbach

Badische Imker haben eine Menge Sorgen

Bettina Kühne
Lesezeit 4 Minuten
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29. Mai 2016

(Bild 1/2) Klaus Schmieder, Präsident des Badischen Imkerverbands, ist annähernd ein Jahr im Amt. Jetzt möchte er die Badischen Imkerschulen sanieren, ... ©Christoph Breithaupt

Ein Jahr im Amt ist Klaus Schmieder, Präsident der Badischen Imker. Mit Landwirten steht er in ständigem Kontakt; für Hobby-Imker fühlt er sich genauso zuständig wie für Berufsimker. Vor allem aber will er die Imkerschulen in Heidelberg und Oberentersbach auf Vordermann bringen: Das soll gewährleisten, dass die Imker das Fachwissen bekommen, das sie brauchen. Im Interview mit der Mittelbadischen Presse zieht er Bilanz.
Wie geht es den Bienen?
Klaus Schmieder: Gut, die Volksstärke strebt auf ihren Höhepunkt zu, nachdem die Entwicklung durch die lange Kälte im Frühjahr zunächst zögerlich begann. Da die Königinnen in den kühleren Phasen die Eiablage reduzieren, waren die Ammenbienen unterbeschäftigt bei der Brutpflege und dem Zellen putzen. Das führte zu einer überdurchschnittlichen Schwarmstimmung: Mit Maßnahmen wie dem Teilen von Völkern oder dem Einhängen von Baurahmen versucht der Imker gegenzulenken.
Wie sieht es mit dem Varroa-Befall aus?
Schmieder: Der Varroa-Druck in den Völkern ist ungewöhnlich hoch für die Jahreszeit. Wir versuchen, durch biomechanische Maßnahmen wie das Ausschneiden der Drohnenbrut die Zahl der Milben zu reduzieren. Bleibt zu hoffen, dass sie soweit greifen, dass die Behandlung mit Ameisensäure bis Ende Juli hinausgezögert werden kann. Denn was die Tracht angeht, besteht Aussicht auf ein gutes Honigjahr.
Was heißt das?
Schmieder: Die Waldtracht durch die Honigtau-Erzeuger steht demnächst an. Die Stockwaagen des Landesverbandes zeigen bereits Zunahmen an. Eine stabile Schönwetterlage würde endlich wieder ein gutes Jahr für den Waldhonig bedeuten.
Die Zulassung von Glyphosat ist immer noch in der Schwebe: Was tun Sie?
Schmieder: Es gab einen intensiven Meinungsausstausch, der Deutsche Imkerbund hat seine Meinung natürlich entsprechend platziert und sieht die Zulassung kritisch. Hier vor Ort kann man wenig tun: Das hat die Politik zu entscheiden. Natürlich hoffen wir, dass sie verantwortungsvoll damit umgeht und die Anwender nur einsetzen, was zugelassen ist. Immerhin gab es im vergangenen Jahr keine nennenswerten Vergiftungsfälle bei den Bienenbeständen; das kam am Runden Tisch im Landratsamt zutage.
Trotzdem sind noch genügend Gifte im Einsatz!
Schmieder: In einer intensiven Landwirtschaft wird man nicht ohne Pflanzenschutzmaßnahmen auskommen. Deshalb müssen Landwirte und Imker zusammen­arbeiten. Ich habe Kontakt zum Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband und den Vertretern der Obstbauern in der Region aufgenommen.
Mit welchem Ergebnis?
Schmieder: Dass wir von den Plänen, nach denen behandelt wird, Kenntnis erhalten. So haben wir die Chance, die Bienen andernorts zu lassen, während gespritzt wird. Was wir brauchen, ist der Dia­log. Erfreulich ist auch das Screening, nach dem Blüh­mischungen, Sträucher und Gehölze ausgebracht werden müssen. Das hilft den Bienen, auch den Wildbienen. Ohne etwas verharmlosen zu wollen: Momentan haben wir Imker größere Probleme als die Landwirtschaft.
Welche denn?
Schmieder: Der Kleine Beutekäfer hat sich bereits bis nach Tirol vorgearbeitet. Es bleibt zu hoffen, dass er nicht allzu schnell nach Deutschlands Süden kommt, denn er richtet Schäden in den Völkern an. Und die Essigfliege wird uns ebenfalls zu schaffen machen. Es war einfach nicht kalt genug im Winter – sobald es wärmer wird, wird sie sich explosiv vermehren. Dann befällt sie Beerenfrüchte wie Steinobst. Das wird nicht nur für die Obstbauern schlecht, sondern auch für die Imker: Statt Nektar tragen die Bienen dann Fruchtsaft ein. Und der Varroa-Milbe fallen immer noch 10 bis 30 Prozent der Völker zum Opfer. Ohne Hilfe des Imkers sind die Honigbienen nach rund 100 Millionen Jahren ihrer Existenz nicht mehr überlebensfähig: Sie müssen behandelt werden, das ist Fakt.
Klappt das immer?
Schmieder: Nicht alle Bienenhalter sind auf Honig­gewinnung aus. Vor allem Modelle wie die Bienenkiste wollen einfach nur die Insekten fördern. Auch solche Imker unterstützen die Imkervereine gerne.

Stichwort

Imkerei in Baden

Pro Jahr kommen 600 Neuimker in Baden hinzu. In der Ortenau betreuen 1500 Imker in 28 Vereinen 15 000 Völker. Klaus Schmieder, Präsident der Badischen Imker, will die Schule in Oberentersbach ausbauen. Der Verband würde nach Schmieders Worten 500 000 Euro in die Hand nehmen, um das 1979 renovierte Gebäude energetisch zu sanieren. Am 16. Juni erwartet er Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer.

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