Covergirl – und doch ganz normal
Wie ist das, wenn man als Model bundesweit aus den Regalen der Zeitschriftenhändler lächelt? Die Mittelbadische Presse hat Janine Truttenbach aus Willstätt einfach gefragt – und gelernt: Das Modelgeschäft ist vor allem ein Job. Und Allüren gehen gar nicht.
Willstätt. Janine Truttenbach (19) ziert das erste Cover der Zeitschrift »Landseele«. Eine Neuerscheinung des Bauer-Verlages Sortiment der sogenannten »Landmagazine«. »Landseele« möchte »die Kraft der Natur« erleb- und sichtbar machen. Janine, Schülerin des Offenburger Wirtschaftsgymnasiums, scheint in dieses Raster zu passen. Die junge Frau mit der roten Mähne blickt auf dem Titelfoto nahezu ungeschminkt aus einem blühenden Rapsfeld und strahlt.
Beste Voraussetzungen
»Janine hat kein routinemäßiges Lächeln«, sagt ihre Mentorin Sabine Späth, Inhaberin der Modenschauagentur in Kappelrodeck. Das mache bereits einen Teil ihrer Ausstrahlung aus. Die anderen Bedingungen, wie Körper- und Kleidergröße (mindestens 1,70 Meter und Konfektionsgröße 36) erfüllt sie sowieso. Model Janine lächelt auch beim Treffen in Offenburg. Man erkennt sie sofort, die Haare sind es. Doch sie trägt Brille, ist sportlich gekleidet und könnte eine unter hundert anderen jungen Frauen sein. Seit sie aber auf dem Titel ist, wird sie angesprochen. Von Fremden, von Klassenkameraden, sie ist auf einen Schlag bekannt geworden. Doch das schraubt sie locker runter, »als ich der Mama das Heft gezeigt habe«, erzählt Janine, »hat sie nur gemeint, die kenn ich doch«.
Nicht blenden lassen
Die Mama war dabei, als sie sich zum ersten Mal einem Casting stellte. »Wir bekommen jedes Jahr über tausend Bewerbungen«, erklärt Sabine Späth, die Janine zum Pressetermin begleitet hat. Eine bekannte Model-TV-Show hat die Träume von unzähligen jungen, hübschen Mädchen unendlich beflügelt. Da brechen dann schon mal Welten zusammen, wenn die eiskalte Heidi Klum »kein Bild für dich« hat. Da wird Glanz und Glamour und schneller Reichtum versprochen.
Sabine Späth ist schon lange im Geschäft und weiß, dass Modeln Arbeit bedeutet. Ihr kommt es nicht so auf die Maße an, sondern aufs Gesamtpaket, heißt, Persönlichkeit und Proportionen müssen stimmen. Freilich hat Christine den Bewerbungsbogen ausgefüllt, die Aussortierungen der Späth-Jury überstanden. Doch dann kam vor etwa zwei Jahren die Zusage mit Ausbildungsvertrag. Wie lernt man Laufen auf dem Catwalk, wie bewältigt man eine Choreografie oder wie hält man tausend Augen stand, ohne nervös zu werden? Für die körperbewusste Janine kein Problem, sie war Leichtathletin beim ETSV Offenburg.
Bereut hat sie das Modeln bislang nicht. Im Gegenteil, es sei bereichernd, interessante Orte und neue Situationen kennenzulernen. Und klar, der Taschengeldkasse geht’s nicht schlecht. Pünktlich hält sie die Termine ein, oft ein Spagat, denn im nächsten Jahr baut sie ihr Abitur. Steht sie an einem Tag auf großer Bühne, sitzt sie am anderen auf der Schulbank und büffelt. Auch vom Job eines Grid-Girls (Werbe-Mädchen) bei Rennen am Hockenheimring ließ sich Janine nicht blenden.
Kein Berufswunsch
Modeln als Berufswunsch? »Nee, nee, nach dem Abitur plane ich ein soziales Jahr«. Sabine Späth nickt wohlwollend, genau das mache die Glaubwürdigkeit der von ihr betreuten Models aus. Natürlichkeit, Zuverlässigkeit und das Vermögen, den vermeintlichen »Traumjob« richtig einzuschätzen. »Zickig sein geht gar nicht«, fügt Janine an. Schließlich gehe es beim Modeln da-rum, das Produkt des Kunden optimal zu präsentieren.