Der mobile Wasser-Tester prüft Brunnenwasser
Wer einen eigenen Brunnen hat, gießt mit dessen Wasser den Garten, tränkt die Tiere, trinkt es selbst. Im »Labormobil« von Harald Gülzow erfährt man, wie es um die Qualität des kühlen Nasses steht.
Wer zu Harald Gülzow kommt, bringt ihm ein Fläschchen mit: »Ich habe die Flasche dreimal ausgespült, genau wie beschrieben«, sagen die meisten dann. Und einige bringen sogar noch den Ausschnitt aus der Mittelbadischen Presse mit, durch den sie auf die Aktion aufmerksam geworden sind. Im mobilen Labor des VSR-Gewässerschutzes, das auf dem Rathausplatz in Friesenheim Station gemacht hat, können sie ihr Brunnenwasser testen lassen. Am frühen Morgen, nachdem Gülzow die Stelltafeln aus seinem Bus nach draußen gebracht, die Markise ausgefahren und den Sonnenschirm aufgespannt hat, schaltet er die Testgeräte an. Mit ihnen kann er herausfinden, wie viel Salz, Nitrat und Säure die angelieferten Wasserproben enthalten. Während Sulfate keine Probleme beim Bewässern darstellen, kann Chlorid den Pflanzen zusetzen, erklärt der Diplom-Physiker. Über 557 sollte es nicht sein. Für Salze liegt der Richtwert bei 200 bis 1000 Microsiemens pro Zentimeter.
In zwei Reagenzgläschen befindet sich eine ganz schwach rosa getönte Flüssigkeit. Die Referenzproben für die Nitratmessung. Sie erfolgt chemisch und wird in einem Refraktometer ausgelesen: So lässt sich das Ergebnis besser bestimmen. Bei Trinkwasser sollte der Nitratgehalt unter 50 Milligramm pro Liter liegen – wegen des Krebsrisikos. Beim Planschbecken sollten es sogar nur 25 Milligramm pro Liter sein, sonst veralgt es zu schnell. Salz- und Säuregehalt des Wassers werden über Elektroden bestimmt. Doch dass sie gebraucht werden, kommt an diesem Vormittag kaum vor. Die meisten, die sich beim »Labormobil« einfinden, wollen mehr wissen über das klare Nass, das sie aus der Tiefe ihres Gartens fördern. Besonders wichtig für alle, die ihr Gemüse wässern, ihre Tiere tränken oder es gar selbst trinken wollen, ist zu wissen, ob das Wasser aus der Erde bakteriell verunreinigt ist. »Diese Untersuchung muss dann im Labor gemacht werden«, erklärt Gülzow.
Da schaut auch schon ein Herr aus Schwanau vorbei. Er will nicht nur sein Gemüse gießen, sondern auch seine Hühner mit dem Wasser versorgen. »Deshalb wäre es ganz gut zu wissen …«, setzt er an. Kein Problem, allerdings empfiehlt der Experte ein bisschen mehr als den Grundtest, der gleich bei ihm im mobilen Labor durchgeführt werden könnte. Der würde nur eine halbe Stunde dauern und könnte direkt vor Ort gemacht werden. Er empfehle jedoch eine Gartenbrauchwasseruntersuchung – »die deckt alles ab«. Da der Kunde die weitergehende Untersuchung wünscht, verteilt Gülzow kleine Aufkleber: Der eine Sticker mit der Nummer kommt auf die Flasche, der andere auf den Adresszettel. »Sie bekommen die Ergebnisse dann zugeschickt«, sagt er. Und als er den fragenden Blick sieht, versichert er: »Die Werte werden genau erklärt.«
Auch ein Auge auf den Eisenwert zu haben, kann sich für den gärtnerischen Erfolg lohnen. Ab einer gewissen Höhe hemmt er nämlich das Pflanzenwachstum. Ist das Wasser zu eisenhaltig, kann das auch im Schwimmbassin unschöne Folgen haben: »Der Boden wird dann schnell rutschig«, sagt der Experte. Er macht sich im Übrigen dafür stark, dass Brunnenwasser statt Leitungswasser verwendet wird. »Ökologisch nicht sinnvoll« sei es, zum Wässern das kühle Nass aus den tiefen Gesteinsschichten zu verwenden, das aus dem öffentlichen Wassernetz fließt. Ganz zu schweigen von den Kosten, wenn man so einen Aufwand hat wie Helga und Franz Jockers aus Bohlsbach. 500 Liter benötigt das Paar täglich für die Pflanzen im naturnahen Garten. Sie selbst verwenden keine Gifte, um Schädlinge und Unkraut fernzuhalten. Dennoch möchten sie wissen, ob ihr Wasser verunreinigt ist. »Wir haben das Wasser vor drei Jahren schon einmal kontrollieren lassen«, sagt Helga Jockers.
Gülzow nickt. Ein vernünftiger Turnus für eine Analyse. »Es kann sich immer mal etwas ändern, und so ist man auf der sicheren Seite.« Allerdings: Wenn das Ergebnis nicht wie gewünscht ausfällt, kann man nicht wirklich viel machen. »Aber man kann das Wasser danach gezielter einsetzen«, erklärt Gülzow. Und vielleicht verändert sich der Wert bei der nächsten Untersuchung ja auch wieder zum Positiven. Manch einer traut seinem Brunnen ohnehin fast mehr als der öffentlichen Wasserversorgung. »Extrem kalkhaltig« sei das, berichtete Reinhard Erb aus Friesenheim. Er erinnert sich gern an die Zeiten, als ein Tiefbrunnen die Kommune versorgte. Jetzt würde ein Mix aus dem Sammelbecken am Waldrand eingespeist – »anders als versprochen« moniert er.
»Ich glaube, damit wird sogar Kaffee gekocht«, stellt der nächste Kunde eine Flasche vor Gülzow hin, deren Inhalt bräunlich schimmert. Da ist auch der Experte gespannt, was das Ergebnis zeigt. Für Eisen ist es ein bisschen zu braun, das wäre erfahrungsgemäß etwas roter. Die zweite Flasche, für die es einen Kleber und eine Bestellquittung gibt, enthält Wasser aus dem Brunnen des »Boten«. Und sie liegen gar nicht weit auseinander, sagt er. Klingt spannend, aber auch Gülzow muss sich gedulden, bis er die Antwort weiß. Den Proben, die sich allmählich in der Getränkekiste sammeln, kann er sich aber erst widmen, wenn er ein stationäres Labor zur Verfügung hat.
Die Aktion wurde gestartet, als in den 70er- und 80er-Jahren die Umweltsünden zunahmen. Gülzow wollte etwas Sinnvolles dagegen unternehmen. Ein Schiff wurde gekauft und das Wasser des Rheins kontrolliert. 1985 wurden Fahrzeuge fürs Hinterland angeschafft, um die Brunnen zu untersuchen, erinnert er an die Anfänge des Labormobils. Das Anliegen sei das gleiche geblieben: »Unsere Messwerte sollen dazu führen, dass Politiker, Landwirte und interessierte Bürger nach Lösungen suchen.«
Schließlich kommt noch eine spezielle Anfrage. Eine Frau will Wasser analysieren lassen, das sie in einem ehemaligen Öltank lagert. »Er wurde chemisch gereinigt«, erklärt sie. Trotzdem hat sie offensichtlich kein gutes Gefühl damit. Gülzow zerstreut ihre Bedenken: Eine solche Reinigung sei gut. Allerdings: Wie eine Brunnenwasserprobe sollte auch sie nach längerer Zeit wiederholt werden.