Ortenau-Reportage

Der mobile Wasser-Tester prüft Brunnenwasser

Bettina Kühne
Lesezeit 5 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
27. August 2015

Salz-, Nitrat- und Säuregehalt von Brunnenwasser auf dem Prüfstand bei Harald Gülzow im »Labormobil« des VSR-Gewässerschutzes. ©Ulrich Marx

Wer einen eigenen Brunnen hat, gießt mit dessen Wasser den Garten, tränkt die Tiere, trinkt es selbst. Im »Labormobil« von Harald Gülzow erfährt man, wie es um die Qualität des kühlen Nasses steht.

Wer zu Harald Gülzow kommt, bringt ihm ein Fläschchen mit: »Ich habe die Flasche dreimal ausgespült, genau wie beschrieben«, sagen die meisten dann. Und einige bringen sogar noch den Ausschnitt aus der Mittelbadischen Presse mit, durch den sie auf die Aktion aufmerksam geworden sind. Im mobilen Labor des VSR-Gewässerschutzes, das auf dem Rathausplatz in Friesenheim Station gemacht hat, können sie ihr Brunnenwasser testen lassen. Am frühen Morgen, nachdem Gülzow die Stelltafeln aus seinem Bus nach draußen gebracht, die Markise ausgefahren und den Sonnenschirm aufgespannt hat, schaltet er die Testgeräte an. Mit ihnen kann er herausfinden, wie viel Salz, Nitrat und Säure die angelieferten Wasserproben enthalten. Während Sulfate keine Probleme beim Bewässern darstellen, kann Chlorid den Pflanzen zusetzen, erklärt der Diplom-Physiker. Über 557 sollte es nicht sein. Für Salze liegt der Richtwert bei 200 bis 1000 Microsiemens pro Zentimeter.

In zwei Reagenzgläschen befindet sich eine ganz schwach rosa getönte Flüssigkeit. Die Referenzproben für die Nitratmessung. Sie erfolgt chemisch und wird in einem Refraktometer ausgelesen: So lässt sich das Ergebnis besser bestimmen. Bei Trinkwasser sollte der Nitratgehalt unter 50 Milligramm pro Liter liegen – wegen des Krebsrisikos. Beim Planschbecken sollten es sogar nur 25 Milligramm pro Liter sein, sonst veralgt es zu schnell. Salz- und Säuregehalt des Wassers werden über Elektroden bestimmt. Doch dass sie gebraucht werden, kommt an diesem Vormittag kaum vor. Die meisten, die sich beim »Labormobil« einfinden, wollen mehr wissen über das klare Nass, das sie aus der Tiefe ihres Gartens fördern. Besonders wichtig für alle, die ihr Gemüse wässern, ihre Tiere tränken oder es gar selbst trinken wollen, ist zu wissen, ob das Wasser aus der Erde bakteriell verunreinigt ist. »Diese Untersuchung muss dann im Labor gemacht werden«, erklärt Gülzow.

Da schaut auch schon ein Herr aus Schwanau vorbei. Er will nicht nur sein Gemüse gießen, sondern auch seine Hühner mit dem Wasser versorgen. »Deshalb wäre es ganz gut zu wissen …«, setzt er an. Kein Problem, allerdings empfiehlt der Experte ein bisschen mehr als den Grundtest, der gleich bei ihm im mobilen Labor durchgeführt werden könnte. Der würde nur eine halbe Stunde dauern und könnte direkt vor Ort gemacht werden. Er empfehle jedoch eine Gartenbrauchwasseruntersuchung – »die deckt alles ab«. Da der Kunde die weitergehende Untersuchung wünscht, verteilt Gülzow kleine Aufkleber: Der eine Sticker mit der Nummer kommt auf die Flasche, der andere auf den Adresszettel. »Sie bekommen die Ergebnisse dann zugeschickt«, sagt er. Und als er den fragenden Blick sieht, versichert er: »Die Werte werden genau erklärt.«

Auch ein Auge auf den Eisenwert zu haben, kann sich für den gärtnerischen Erfolg lohnen. Ab einer gewissen Höhe hemmt er nämlich das Pflanzenwachstum. Ist das Wasser zu eisenhaltig, kann das auch im Schwimmbassin unschöne Folgen haben: »Der Boden wird dann schnell rutschig«, sagt der Experte. Er macht sich im Übrigen dafür stark, dass Brunnenwasser statt Leitungswasser verwendet wird. »Ökologisch nicht sinnvoll« sei es, zum Wässern das kühle Nass aus den tiefen Gesteinsschichten zu verwenden, das aus dem öffentlichen Wassernetz fließt. Ganz zu schweigen von den Kosten, wenn man so einen Aufwand hat wie Helga und Franz Jockers aus Bohlsbach. 500 Liter benötigt das Paar täglich für die Pflanzen im naturnahen Garten. Sie selbst verwenden keine Gifte, um Schädlinge und Unkraut fernzuhalten. Dennoch möchten sie wissen, ob ihr Wasser verunreinigt ist. »Wir haben das Wasser vor drei Jahren schon einmal kontrollieren lassen«, sagt Helga Jockers.

- Anzeige -

Gülzow nickt. Ein vernünftiger Turnus für eine Analyse. »Es kann sich immer mal etwas ändern, und so ist man auf der sicheren Seite.« Allerdings: Wenn das Ergebnis nicht wie gewünscht ausfällt, kann man nicht wirklich viel machen. »Aber man kann das Wasser danach gezielter einsetzen«, erklärt Gülzow. Und vielleicht verändert sich der Wert bei der nächsten Untersuchung ja auch wieder zum Positiven. Manch einer traut seinem Brunnen ohnehin fast mehr als der öffentlichen Wasserversorgung. »Extrem kalkhaltig« sei das, berichtete Reinhard Erb aus Friesenheim. Er erinnert sich gern an die Zeiten, als ein Tiefbrunnen die Kommune versorgte. Jetzt würde ein Mix aus dem Sammelbecken am Waldrand eingespeist – »anders als versprochen« moniert er.

»Ich glaube, damit wird sogar Kaffee gekocht«, stellt der nächste Kunde eine Flasche vor Gülzow hin, deren Inhalt bräunlich schimmert. Da ist auch der Experte gespannt, was das Ergebnis zeigt. Für Eisen ist es ein bisschen zu braun, das wäre erfahrungsgemäß etwas roter. Die zweite Flasche, für die es einen Kleber und eine Bestellquittung gibt, enthält Wasser aus dem Brunnen des »Boten«. Und sie liegen gar nicht weit auseinander, sagt er. Klingt spannend, aber auch Gülzow muss sich gedulden, bis er die Antwort weiß. Den Proben, die sich allmählich in der Getränkekiste sammeln, kann er sich aber erst widmen, wenn er ein stationäres Labor zur Verfügung hat.

Die Aktion wurde gestartet, als in den 70er- und 80er-Jahren die Umweltsünden zunahmen. Gülzow wollte etwas Sinnvolles dagegen unternehmen. Ein Schiff wurde gekauft und das Wasser des Rheins kontrolliert. 1985 wurden Fahrzeuge fürs Hinterland angeschafft, um die Brunnen zu untersuchen, erinnert er an die Anfänge des Labormobils. Das Anliegen sei das gleiche geblieben: »Unsere Messwerte sollen dazu führen, dass Politiker, Landwirte und interessierte Bürger nach Lösungen suchen.«

Schließlich kommt noch eine spezielle Anfrage. Eine Frau will Wasser analysieren lassen, das sie in einem ehemaligen Öltank lagert. »Er wurde chemisch gereinigt«, erklärt sie. Trotzdem hat sie offensichtlich kein gutes Gefühl damit. Gülzow zerstreut ihre Bedenken: Eine solche Reinigung sei gut. Allerdings: Wie eine Brunnenwasserprobe sollte auch sie nach längerer Zeit wiederholt werden.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Ortenau

vor 3 Stunden
Reportage
Konrad Stiefvater ist als Schamane tätig und vollführt regelmäßig Rituale etwa für Dankbarkeit. Auch die schamanische Reinigung von Häusern gehört zu seinen Tätigkeiten. Ein Mal im Jahr ist er dafür im Hotel Rebstock in Durbach.
vor 5 Stunden
Ortenau
13 Fahrzeuge waren am Donnerstag involviert: Auf der A5 Richtung Basel hat es zwischen Achern und der Raststätte Renchtal West eine Massenkarambolage gegeben.
Bei Unfällen auf der Autobahn sind im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg 2023 zwei Menschen ums Leben gekommen.
vor 5 Stunden
Ortenau
Die Unfallstatistik des Polizeipräsidiums Offenburg zeigt: Obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle zunimmt, sterben weniger Menschen auf der Straße. Sorgen bereitet die Cannabis-Legalisierung.
vor 6 Stunden
Ortenau
In welcher Gemeinde der Ortenau lebt es sich am besten? Das will die Mittelbadische Presse mit dem großen Ortenau-Check herausfinden. Wie Sie abstimmen können, lesen Sie hier:
Am Karfreitag wird Fisch serviert. 
vor 9 Stunden
Ortenau
Wo kann am Karfreitag, 29. April, nach beliebter Tradition Fisch gegessen werden? In der Ortenau haben die Vereine einige Veranstaltungen geplant. Hier gibt es eine Übersicht. 
27.03.2024
Ortenau
Als Feuerteufel hat ein 22-Jähriger den Kehler Ortsteil Neumühl im Sommer 2023 in Angst und Schrecken versetzt. Nun muss er deshalb drei Jahre und fünf Monate ins Gefängnis.
In Summe 2500 Polizisten suchten im Juli 2020 in den Wäldern rund um Oppenau nach Yves R., nachdem dieser vier Polizisten entwaffnet hatte.⇒ Foto: Sven Kohls/dpa
27.03.2024
Ortenau
Drei Jahre und neun Monate nach seiner Festnahme steht die Entlassung von Yves R. kurz bevor. Eine vorzeitige Freilassung des Oppenauer Geiselnehmers hatte die Staatsanwaltschaft abgelehnt.
Gegen illegale Beschäftigung und Schwarzarbeit waren Beamten des Hauptzollamts Lörrach in der Ortenau im Einsatz.
27.03.2024
Gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung ist der Zoll in zahlreichen Betrieben der Ortenau am Freitagabend vorgegangen. Dabei wurden mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet.
27.03.2024
Lahr
Zu einem Vorfall mit sexuellem Hintergrund ist es am Dienstagnachmittag im Bereich des Rathauses in Lahr.
Will wieder Glanzlichter setzen: der Kehler Ostermarkt mit dem "Chaos" (Foto vom Vorjahr). 
27.03.2024
Ortenau
Seit 71 Jahren gibt es den Markt, der wieder von Ostersamstag, 30. März, 13 Uhr, bis Sonntag, 7. April, mit 35 Fahrgeschäften, Spiel- und Imbissbuden Jung und Alt auf den Läger einlädt.
Beim Offenburger Stadteingang direkt am Autobahnzubringer begrüßt seit Anfang 2020 auf dem Gelände des Reiff-Verlags die Skulptur „Artikel 5“ des Bildhauers Olaf Metzel Gäste der Stadt. Das kleine Foto links zeigt einen Fotografen am Rande einer Demonstration, der ein T-Shirt mit einem Slogan für die Pressefreiheit trägt.
27.03.2024
Ortenau
"Die Freiheit der Presse ist nicht grenzenlos", betont die baden-württembergischen Justizministerin Marion Gentges (CDU) in ihrem Gastbeitrag. Die Mittelbadische Presse widmet dem Thema eine Serie.
Die Geschichte der Stadt Offenburg ist eng verbunden mit der Entwicklung der Pressefreiheit, sagt Offenburgs OB Marco Steffens (CDU).⇒Archivfoto: Christoph Breithaupt
26.03.2024
Ortenau
In seinem Gastbeitrag zur Pressefreiheit geht der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens darauf ein, dass man "individualisierten Filterblasen" entkommen lernen muss.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.