Wird die Nutria-Ratte zum Problem in der Ortenau?
Putzig, aber mit scharfen Zähnen: Die Nutrias sind auch in der Ortenau verstärkt unterwegs. Gesichtet wurden sie zum Beispiel auf dem Gelände der Lahrer Landesgartenschau 2018 und am Kehler Altrhein. Die Mittelbadische Presse hat Jäger gefragt, ob die Biberratten zum Problem werden.
Sie leben vorwiegend vegetarisch, sind oft kugelrund und haben lange gelbe Zähne: Nutrias. Norbert Bühler, Hegeringleiter Niederwild der Jägervereinigung Lahr, kennt sich aus mit den possierlichen Tierchen, die auch Biberratten oder Sumpfbiber genannt werden. Auf Anfrage der Mittelbadischen Presse gibt er Auskunft über die Verbreitung und etwaige Gefahren die von den pelzigen Gesellen in der Ortenau ausgehen.
Vermehren sich schnell
Seien sie ursprünglich in Südamerika heimisch gewesen, so würden sich die Nutrias seit 1930 auch in Deutschland verbreiten. Laut Bühler haben Nutrias eine hohe Vermehrungsrate: Dreimal jährlich würden sie fünf bis sechs Junge zur Welt bringen. Eine ausgewachsene Nutria werde bis zu 65 Zentimeter groß und wiege zwischen sieben und neun Kilogramm, erklärt der Jäger.
Mit diesem Kampfgewicht würden die Biberratten ab und an den Jagdhunden in der Ortenau gefährlich werden, erläutert Bühler. Manche der Jagdhunde hätten aus einem Nutriakampf schon schwere Verletzungen davongetragen. Außer für Jagdhunde seien Nutrias jedoch nicht potenziell gefährlich.
Noch kein Problem
Trotz ihrer raschen Ausbreitung seien Nutrias bei uns noch nicht als Problem aufgetaucht, bestätigt auch Matthias Saecker, Wildtierbeauftragter des Ortenaukreises. Es könne aber trotzdem sein, dass die Sumpfbiber örtlich – insbesondere an den großen Fließgewässern – zum Problem werden.
Offenburgs Kreisjägermeister Georg Schilli, berichtet allerdings, dass ihm noch keine Sonderanfrage an Jäger bezüglich verstärkter Bejagung bekannt sei.
Eine deutliche Zunahme des Nutriabestands sei allerdings in den vergangenen Jahren in Kehl zu verzeichnen, sagt Kreisjägermeister Frédéric Göldlin von der Jägervereinigung Kehl. Es gebe jedoch auch hier noch keine Probleme mit größeren Schäden.
Nur Jäger dürfen
Die Nutriaratte unterliege in Baden-Württemberg dem Jagdrecht und dürfe nur durch Jäger in ihrem jeweiligen Jagdbezirk erlegt werden, gibt Kai Hockenjos vom Landratsamt Ortenaukreis Auskunft.
Wenn man im eigenen Garten ein Nutriaproblem habe, könne man sich laut Jäger Norbert Bühler bezüglich der Bejagung auf privaten Grundstücken an das Kreisjagdamt des Ortenaukreises wenden. Die Jagdzeit für die Sumpfratten sei in Baden-Württemberg vom 1. August bis 28. Februar festgelegt.
Laut Franziska Horsch, Pressestelle Kehl, sei die Bejagung nur durch ausgebildete Jäger mit Jagdschein zulässig. Zuständig sind die Jagdpächter, in deren Bereich das Gewässer liegt.
Dämme und Böschungen sind gefährdet
Da die Tiere ihre Bauten im Uferbereich von Gewässern anlegen, können sie Dämme und Böschungen gefährden, warnt Jäger Norbert Bühler. Aus diesem Grund habe der Zweckverband Hochwasserschutz Schuttermündung eine Abschussprämie auf Nutrias ausgesetzt, erläutert Franziska Horsch. Im Verbandsgebiet des Zweckverbands an Schutter, Unditz und den Nebengewässern gebe es demnach mehrere Jagdpächter, die diese Aufgabe übernehmen würden.
Petra Sattler, Pressestelle der Landesgartenschau Lahr 2018, berichtet, dass in den vergangenen Wochen Nutrias auf dem Seepark-Gelände der Landesgartenschau gesichtet worden seien. Sie vermutet, dass diese zum Bestand zählen, der schon vor Beginn der Bauarbeiten auf den angrenzenden Flächen angesiedelt war. Laut Sattler bereite ihr Vorkommen auf dem Gelände derzeit keine Probleme. Es sei also nicht notwendig, hier weitere Maßnahmen zu ergreifen, ist sich Sattler sicher.
Deshalb waren sie fast ausgerottet
Die Nutria ähnelt auf den ersten Blick dem Biber. Sie hat jedoch einen runden Schwanz. Genau wie Biber leben auch die Nutrias immer in Wassernähe. Sie graben sich dort Erdhöhlen im Uferbereich oder wohnen in Schilfnestern.
Die Nutria ist – wie auch der Biber – ein Pelzlieferant. Ihr Fell wird vor allem wegen der dichten und sehr feinen Unterwolle geschätzt. Anfang des 19. Jahrhunderts waren freilebende Nutrias wegen der hohen Nachfrage nach ihrem Pelz fast ausgerottet. Der Pelz war als Ersatz für den der Robbe begehrt. Mit Zunahme der Zucht und neuen Trends in der Pode vermehrten sich die Nagetiere wieder.