Ortenau

Darum freuen sich Ortenauer Landwirte über Frost und Kälte

Sandra Barth
Lesezeit 3 Minuten
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10. Januar 2017

In der Ortenau freuen sich die Landwirte: Das frostige Winterwetter mit Schnee sorgt, wie hier in Hohberg-Diersburg, für mehr Feuchtigkeit in den Böden und eine Schutzschicht auf den Feldern. ©Ulrich Marx

In der Ortenau ist der Winter angekommen, und er bringt viel Frost und Schnee. Was den Skifahrer freut und den Autofahrer ärgert, ist für Landwirte eine wichtige Phase. Denn viele Pflanzen brauchen die Winterruhe.

Über den aktuellen Kälteeinbruch und den Schnee dürften viele Wintersportler in der Ortenau erfreut sein. Neben verschneiten Pisten sind allerdings auch die Äcker mit Frost und der weißen Pracht überzogen. Landwirte machen sich aber keine Sorgen über die Wetteverhältnisse – sie sind sogar erfreut.
»In einem richtigen Winter ist die Vegetation, das heißt das Wachstum der Pflanzen, in der Ruhephase«, sagte Karl-Wendelin Spinner vom Obsthof Spinner in Oberkirch-Nußbach auf Anfrage der Mittelbadischen Presse.

Ideal für Pflanzen

Die seit einigen Tagen durchgehend herrschenden kühlen Temperaturen in der Ortenau seien ideal für Pflanzen, weil sie sich darauf einstellen konnten, erklärte der Obstbauer. Auch der Winterweizen brauche seine Ruhe, ergänzte Karl Silberer aus Friesenheim-Schuttern, Vizepräsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV). »Ohne Frost gibt es außerdem zu viele Blattläuse und Ungeziefer«, ergänzte er. Dieses Problem habe 2016 dazu geführt, dass die Ernte schlecht ausgefallen sei. Der Weizenertrag war im Vorjahr 40 bis 50 Prozent geringer als 2015. 
Damals hatte es einen besonders milden Winter gegeben, mit kaum frostigen Temperaturen, und das Ungeziefer hatte überlebt. »Da haben die Blattläuse einen Virus übertragen«, erinnert sich der Bauernfunktionär. Padraig Elsner,  Pressesprecher des BLHV, empfindet die Wetterverhältnisse bisher als ideal. »Die Schneedecke ist ein natürlicher Frostschutz. Für die Landwirtschaft gibt es da also keine Probleme«, sagte er. 

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Schneedecke schützt

Auch die eher als empfindlich eingestuften Erdbeeren brauchen, laut Spinner, die Schneedecke als Schutz: »Das Schlimme bei den großen Frösten ist meistens nicht die Temperatur selbst, sondern der kalte Wind, der die Pflanzen regelrecht austrocknet, so wie zuletzt 2012 im Februar.« Deshalb sei es auch immer wichtig, wie feucht der Boden sei, erläuterte Spinner. Und dafür sei der Schnee ja unerlässlich, weiß auch Silberer. Bis Dezember hatte die Ortenau einen eher trockenen Winter zu verzeichnen. Trotzdem ist das, laut Obstbauer Spinner, kein Problem, sondern eine gute Voraussetzung für Rodungsarbeiten auf alten Baumobstanlagen etwa. »Durch die relativ wenigen Niederschläge in den letzten Wochen war die Befahrbarkeit der Felder gut«, sagte er.

»Frost jetzt wichtig«

»Wir haben Mitte Dezember schon wieder neue Bäume gepflanzt, der Boden war ideal dafür. Dadurch kann sich der Boden jetzt setzen, und die Bäume haben im Frühjahr einen guten Start.« Ab jetzt sei aber Frost wichtig für den Boden, erklärte Elsner: »Der sprengt den Boden auf, und wenn es wieder taut, haben wir einen feinen, idealen Boden.« 
Auf solche Felder sät Spinner im Frühjahr dann zum Beispiel Kürbisse oder pflanzt Himbeeren und Erdbeeren. In dieser Phase sei die Temperatur aber besonders relevant, weiß er: »Wenn die Blüten kommen oder sogar schon sichtbar sind, darf es nicht mehr so kalt 
werden.«

Hintergrund

Das Kältbedürfnis der Pflanzen

Obstbauer Karl-Wendelin Spinner (Foto) aus Oberkirch-Nußbach erklärt der Mittelbadischen Presse, was es mit dem Kältebedürfnis von Pflanzen auf sich hat. Damit das Frühjahr gut startet und die Pflanzen wachsen können, benötigen sie im Winter Kälte.
Dieses Bedürfnis werde in Kältestunden berechnet. Dabei zähle man nur die Stunden mit Temperaturen unter sieben Grad. »Deshalb können wenige sehr kalte Tage nicht das Bedürfnis abdecken«, weiß der Bauer. Je nach Obstart würden die Pflanzen 600 bis 2500 Kältestunden benötigen. Wird das nicht erfüllt, »haben die Pflanzen einen verzögerten Austrieb, die Blatt- und Blütenstiele werden nicht so lang, und es gibt auch weniger Blätter«, erklärt Spinner. Damit einher gehe ein schlechter Ertrag mit oftmals deformierten Früchten.

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