Effringer Schlössle: Auch für Led Zeppelin ist Platz
Im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof haben gestern die Aufbauarbeiten des Effringer Schlössles begonnen. Landrat Frank Scherer setzte am Steuer eines riesigen Autokrans das erste Teil auf das Fundament.
»Für das Freilichtmuseum beginnt heute eine neue Ära«, freute sich Landrat Frank Scherer gestern Nachmittag in Gutach. Die ersten Teile des 600 Jahre alten Effringer Schlössles (siehe Hintergrund) aus dem Landkreis Calw sind eingetroffen. Es soll als erstes von insgesamt drei neuen Häusern aufgebaut werden und im Frühjahr 2018 den Besuchern offen stehen. Eingerichtet werden soll es im Stil der 1960/1970er-Jahre. »Wir wollen den Zustand darstellen, ich denke da auch an ein Poster von Led Zeppelin, denn Poster waren damals in Mode«, sagte Scherer.
Umsetzung kostet 3,5 Millionen
Die Besitzerfamilie hatte das Schlössle dem Freilichtmuseum geschenkt. Die Umsetzung kostet trotzdem 3,5 Millionen Euro, von denen das Land rund die Hälfte trägt. Die restlichen 1,7 Millionen Euro teilen sich das Museum und der Ortenaukreis je zur Hälfte.
Ein Glücksfall
Ulrich Bünger, Bürgermeister der Stadt Wildberg, bezeichnete die Umsetzung als Glücksfall: »Unsere Bürger sind stolz, dass das historische Gebäude im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof einen Platz gefunden hat.«
Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert betonte die Bedeutung des Schlössles für das Museum: Die Umsetzung des Effringer Schlössles sei nach dem Bau des Eingangsgebäudes (2006) und dem Bahnhalt (2014) ein weiterer Meilenstein für das Freilichtmuseums.
Wechselvolle Geschichte
Bernd Jäger, Geschäftsführer der Firma Jako Baudenkmalpflege in Rot an der Rot, die sich auf Abbau, Sanierung und Wiederaufbau historischer Gebäude spezialisiert hat, sprach in Bildern. »Das Effringer Schlössle wurde 1406 erbaut, 1492 hat Christoph Kolumbus Amerika entdeckt. Bis 1972 haben hier Menschen gewohnt, die eine wechselvolle Geschichte bis zum Gewinn der Europa-Meisterschaft der Fußballnationalmannschaft erlebt haben.«
Während der Reden rührten Arbeiter Mörtel an, legten eine erste Schicht auf das Fundament. Nach den Reden nahm Scherer im Führerhaus eines Kranes Platz und platzierte das erste Mauerstück an seinem Bestimmungsort.
Schlössle wiegt 650 Tonnen
Von Juli 2015 bis November 2015 erfolgten nach wissenschaftlichen Kriterien Abbau und Transport in eine 900 Quadratmeter große Halle in Balingen. Dort wurden Sandsteinmauern, Kamin und Dachgebälk saniert und aufgebaut, danach wieder in transportable Einheiten zerlegt und verpackt. 65 Schwerlasttransporte werden mehr als 650 Tonnen nach Gutach transportieren. Das Effringer Schlössle ist erstmals als Burg erwähnt und war in rund 600 Jahren Pfarrhof, Hofanlage sowie Bauernhof. Eingerichtet werden soll es so, wie es die letzten Bewohner verlassen haben. Im Stil der 1960/1970er-Jahre als Anknüpfungspunkt zur Moderne. Anfang 2018 soll es zugänglich sein.