Hausach

Ein Luchs bleibt selten allein

Marc Mudrak
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
29. Juni 2015
Mehr zum Thema

Scheue Raubkatze auf Samtpfoten: Ein Luchs (Symbolfoto) streift seit einigen Monaten auch durch die Ortenau. Die Frage ist allerdings: Wird er dauerhaft bleiben? ©Rüdiger Haase / Luchs-Initiative BaWü

Neben dem Wolf kehrt auch der Luchs nach 150 Jahren in die Ortenau zurück. Bei Hausach wurde am 2. Juni ein Tier von einer Wildkamera fotografiert. Dies gab das Ministerium für Ländlichen Raum in Stuttgart am Freitag bekannt. Die Chancen, dass die scheue Raubkatze bleibt, stehen nach Ansicht von Experten aber schlecht. Der Grund: Es fehlt ein Weibchen.

Am 2. Juni wurde einer Mitteilung des Ministeriums für Ländlichen Raum zufolge  im Kinzigtal bei Hausach ein Luchs von einer Wildkamera fotografiert. Das hat Micha Herdtfelder, Wildbiologe an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Freiburg, auf Anfrage der Mittelbadischen Presse bestätigt. Die Tierart sei sicher bestimmt, wahrscheinlich handle es sich um ein junges Männchen – nur die legen weitere Strecken zurück. Erst letzte Woche wurde ein mutmaßlicher Wolf tot an der A5 bei Lahr aufgefunden.

Der Hinweis auf den Luchs sei von einem Jäger gekommen, der die Raubkatze im Verdacht hatte, ein Reh gerissen zu haben, sagte Herdtfelder. Da-raufhin wurde eine Wildkamera aufgestellt, die den Luchs, der zum Kadaver zurückkehrte, fotografierte. Der Luchs aus dem Kinzigtal ist kein Unbekannter. »Bereits im Februar wurde ein Tier im Gutachtal von einer Fotofalle aufgenommen«, erklärte Herdtfelder. Offensichtlich handelt es sich dabei um dasselbe Exemplar, das jetzt im Kinzigtal gesichtet wurde. FVA-Experten konnten dies anhand der Fellzeichnung belegen. Sie gehen davon aus, dass der Luchs ursprünglich aus dem Schweizer Jura stammt.

»Über Urin im Schnee konnten wir im Februar genetisches Material des Tiers gewinnen«, sagte Herdtfelder. Die DNA sei an ein Speziallabor in der Schweiz geschickt worden. Die Untersuchungen, durch die unter anderem das Geschlecht des Tiers exakt bestimmt werden soll, dauerten noch an.

- Anzeige -

150 Jahre ausgerottet
Der Luchs steht in Deutschland auf der Roten Liste gefährdeter Arten. In den vergangenen 150 Jahren galten die Tiere im mittleren Schwarzwald als ausgestorben. Das ändert sich nun: Bereits im April  dieses Jahres wurde im Elztal ein Luchs entdeckt und mit einem Sender versehen. Dennoch bleiben die Raubkatzen eine Besonderheit. »In Baden-Württemberg wurden seit 2004 nur fünf Individuen gesichtet«, berichtete Herdtfelder. Luchse erreichen die Größe von Schäferhunden und ernähren sich hauptsächlich von Rehen (siehe Hintergrund). »Sie sind noch unauffälliger als Wölfe«, erklärte der FVA-Experte. »Es ist sehr unwahrscheinlich, einen Luchs zu beobachten.« Auf 100 Quadratkilometer kommen höchstens ein bis zwei Tiere.

Unter den Naturschützern herrscht Freude über den Rückkehrer. »Wir sehen den Luchs als Bereicherung des Ökosystems«, sagte Michael Glock, Luchs- und Wolf-Beauftragter des Nabu Baden-Württemberg, auf Anfrage der Mittelbadischen Presse. »Der Schwarzwald eignet sich als Lebensraum für das Tier, die Wiederansiedlung ist wünschenswert.« Voraussetzung dafür sei allerdings, dass dies von allen Interessenverbänden gewünscht werde.

Während laut Glock die Jäger für eine natürliche Ansiedlung offen seien, gebe es bei den Landwirten noch Bedenken. Eine gezielte Ansiedlung, wie sie in manchen Regionen Europas praktiziert wird, stehe in Baden-Württemberg momentan nicht zur Debatte.

Schafe kaum gefährdet
Nach Angaben des FVA-Experten Herdtfelder ist das Schadpotenzial des Luchses für Nutztiere gering. »Luchse reißen nur ein Schaf, anders als Wölfe.« Zugleich dürfe die Gefahr für die Landwirtschaft nicht unterschätzt werden. Ob der Luchs dauerhaft im Kinzigtal bleibt, ist ungewiss, sollte es sich tatsächlich um ein Männchen handeln. »Das  Tier braucht ein Weibchen, doch in der Region ist kein weiblicher Luchs bekannt«, sagte Herdtfelder. Es sei davon auszugehen, dass die Raubkatze wieder aus der Ortenau abwandert.

Hintergrund

Die größte Katze Europas

Der Eurasische Luchs (lateinisch »Lynx lynx«) ist in Europa nach dem Bären und dem Wolf das drittgrößte Raubtier. Er ist mit einer Schulterhöhe von bis zu 70 Zentimetern und einem Gewicht von bis zu 25 Kilo die größte Katzenart Europas. Der Luchs gilt als scheu und siedelt in Waldgebieten mit genügend Rückzugsraum. Er ist Einzelgänger, wählt sein Territorium aber in Nachbarschaft zu seinen Artgenossen. Die Nahrung der Raubkatze besteht vorwiegend aus Rehen, sie jagt aber auch Hasen, junge Wildschweine und sogar Füchse. Ein Luchs frisst am Tag im Schnitt ein bis zweieinhalb Kilo Fleisch.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Ortenau

Auch in der Offenburger Innenstadt war die Polizei beim Sicherheitstag verstärkt präsent: Dort lag ein Fokus auf Fahrradfahrern, die etwa für das Tragen eines Helms sensibilisiert und zum Diebstahlschutz informiert wurden.
vor 15 Minuten
Schon der siebte Sicherheitstag
Das Polizeipräsidium Offenburg hat am Mittwoch ab 6 Uhr am Morgen einen Sicherheitstag auf die Beine gestellt. Mit verschiedenen Aktionen soll das Sicherheitsgefühl der Bürger gestärkt werden.
vor 10 Stunden
Offenburg
Nach den tödlichen Schüssen an der Waldbachschule in Offenburg im November beginnt die Verhandlung am Donnerstag, 18. April, gegen einen 15-jährigen Schüler unter anderem wegen Mordes.
Ein Dachdecker verlegt sogenannte Biberschwänze auf einem großen Hausdach. Die Lage der Handwerksbetriebe stagniert laut Handwerkskammer Freiburg auf niedrigem Niveau.
vor 11 Stunden
Handwerkskammer Freiburg legt Zahlen für erstes Quartal vor
Betriebe sind unzufrieden mit ihrer Auftragslage und den Umsätzen. "Der Stagnation auf niedrigem Niveau muss etwas entgegengesetzt werden", so Christof Burger, Vizepräsident der Handwerkskammer Freiburg
Wenn viel Schnee fällt, muss der Räumdienst gut geplant sein. Sensoren helfen mancherorts in der Ortenau, die Abläufe einfacher zu machen.
vor 17 Stunden
Offenburg und Lahr setzen Sensoren ein
Schnee und Glätte automatisch erfassen: Mit Sensoren hält die Digitalisierung auch im städtischen Winterdienst zunehmend Einzug. Weniger Kontrollfahrten dank Wetterstationen.
Ein Teil der Beute, den die Ermittler der Polizei im Versteck der Diebe gefunden haben. 
vor 17 Stunden
Duo in Haft
Bei einem Wohnungseinbruch im Januar ist der Polizei die Festnahme zweier Einbrecher auf frischer Tat gelungen. Die Täter sind für zahlreiche Diebstähle auch in der Ortenau verantwortlich. Nun sucht die Polizei nach den Besitzern der Schmuckstücke.
Online-Betrug: Um eine Wohnung besichtigen zu können und auf Platz eins der Bewerberliste aufzusteigen, sollte ein Mann aus dem Raum Lahr 5.700 Euro vorab bezahlen.
vor 18 Stunden
Lahr
Ein außergewöhnlich günstiges Inserat aus dem Raum Lahr auf einer Immobilienplattform hat sich für einen Mann als Betrugsmasche herausgestellt. Er blieb jedoch skeptisch und informierte die Polizei.
Die B28 ist im Bereich des Oberkircher Tunnels in Richtung Appenweier nach einem Unfall gesperrt.
vor 20 Stunden
Oberkirch
Nach einem Unfall ist der Oberkircher Tunnel in Richtung Appenweier gesperrt. Ein LKW hat dort etwa 70 Sprudelkästen verloren.
17.04.2024
Ortenau
Mit der Einführung einer Bezahlkarte ist der Ortenaukreis im Januar vorgeprescht. Drei Monate später zieht Landrat Scherer eine positive Bilanz – und kritisiert die Politik in Berlin.
16.04.2024
Ortenau
Wer wird auf Frank Scherer folgen? Anfang Juni beginnt die Bewerbungsfrist. Doch wie viel verdient dann der neue Landrat oder die neue Landrätin im Ortenaukreis? Aufgrund der vielen Herausforderungen komme nur ein Monatsgrundgehalt in Frage.
16.04.2024
Windpark Kallenwald
Badenova, regionaler Energiedienstleister aus Freiburg und die Hansgrohe SE, der weltbekannte Bad- und Küchenspezialist mit Sitz im Schwarzwald, wollen ein Zeichen für die Energiewende vor Ort setzen, durch den Ausbau regenerativer Energieerzeugung.
Robby in der Grundschule in Biberach.
16.04.2024
"So cool ist Zeitung"
Rund 1500 Schüler erkunden vier Wochen lang Robbys geliebte Mittelbadische Zeitung. Seine Assistentin hat am Donnerstag die Klasse 4 der Grundschule Biberach auf der „Reise durch die Zeitung“ besucht.
Die Studenten an der Hochschule Offenburg Julian ten Hagen, Bennet Märtin und Dominik Nisch (von links) tüfteln seit über einem Jahr in ihrer Freizeit an einer App, die die Welt retten – oder zumindest ein Stückchen besser machen soll. 
16.04.2024
Ortenau
Drei Studenten der Hochschule Offenburg entwickeln eine App, die Anreize für eine nachhaltige Lebensweise liefern soll. Das "Team Weltretter" möchte so auf spielerische Art das Klima schützen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".