Erwin Junker besteht auf Landeplatz in Gengenbach
In Gengenbach haben sich rund zwei Dutzend Bürger formiert, um eine uneingeschränkte Fluggenehmigung für Hubschrauber zu verhindern. Die macht Unternehmer Erwin Junker aber zur Voraussetzung, um seine Firma von Nordrach an die Kinzig zu verlagern.
Offenburg. Erwin Junker (85) ist keiner, der sich schnell mit etwas abfindet, was nicht seinen Vorstellungen entspricht. Er möchte einen Start- und Landeplatz für Hubschrauber, der in rund 25 Meter Höhe auf dem Neubau auf dem Gengenbacher Hukla-Areal nahe dem Kreisverkehr stehen soll.
Der Fabrikant, wie sich Junker selbst bezeichnet, teilte außerdem mit, dass er ohne Genehmigung in Gengenbach nicht bauen wird. Damit entfielen rund 300 Arbeitsplätze und eine eigene Akademie, um Nachwuchs auszubilden. Vor diesem Hintergrund hatte der Gengenbacher Gemeinderat im Dezember mehrheitlich für einen Landeplatz gestimmt.
Protest und Jahrhundertchance
Doch jetzt formiert sich Widerstand von rund zwei Dutzend Menschen, überwiegend Anwohner, von denen sich acht zu einer Bürgerinitiative (BI) zusammengefunden haben, die sich an das Regierungspräsidium wenden. Tenor: Junker ja, aber nicht um jeden Preis. Denn er strebe das ganze Jahr über eine 24-Stunden-Genehmigung an. Es könnte Tag und Nacht uneingeschränkt geflogen werden, an Sonn- und Feiertagen, mehr als 1000-mal pro Halbjahr, argumentiert die BI. Junker spricht von bis zu 400 Flugbewegungen, etwa zwei bis drei pro Tag. Gengenbachs Bürgermeister Thorsten Erny sieht Junker nach dem Aus von Hukla als Jahrhundertchance für die Stadt an.
Markus Adler, Sprecher der Freiburger Behörde, teilte gestern auf Anfrage der Mittelbadischen Presse mit, dass noch nicht absehbar sei, bis wann das Regierungspräsidium eine Entscheidung trifft. Weiter wollte unsere Zeitung wissen, wie viele Genehmigungen es im Ortenaukreis für Starts und Landungen von Hubschraubern außerhalb von offiziellen Landeplätzen gibt. Das sind nur vier. »Drei befinden sich im Bereich von Kliniken, einer ist privat«, teilte Adler mit. Die vierte gilt für Junker in Nordrach.
Schäuble hat auch keinen gestört
Die Befürworter des Unternehmers argumentieren, dass es auch niemanden gestört hat, als Minister Wolfgang Schäuble in Gengenbach – wenige Meter entfernt – gelandet ist. Doch die Flugstaffel der Bundespolizei brauchte laut Regierungspräsidium dafür keine Genehmigung.
Für Erwin Junker ist klar: »Ohne Hubschrauberlandeplatz bauen wir nicht«, sagte er auf Anfrage. Es werde nicht so sein, dass jeden Tag, jeden Sonntag, und rund um die Uhr geflogen wird, versicherte er.
Aber seine Firma sei ein Weltunternehmen. »Wir bauen Maschinen, da kann eine fünf Millionen Euro kosten. Wenn dann ein Kunde aus Amerika um 22 Uhr in Frankfurt landet, die Maschine anschauen und mit dem Hubschrauber abgeholt werden möchte, dann müssen wir das machen können. Aber das passiert vielleicht einmal im Jahr«, betonte Junker und ergänzte, dass ihm in Tschechien für ein Projekt wie in Gengenbach der rote Teppich ausgerollt würde.
Fabrikant hakt Lahr ab
Der Landeplatz in Offenburg käme unter anderem wegen der Flüchtlingscontainer nicht in Frage, dasselbe gelte für den Black Forest Airport Lahr. »Aber den können wir abhaken. Das geht noch ein paar Jahre, dann ist er zu«, prognostizierte Junker.
Eigentlich wollte der Nordracher das 15-Millionen-Projekt erst in Zell a. H. ansiedeln. Doch er überwarf sich 2014 mit dem damaligen Bürgermeister Hans-Martin Moll und ging nach Gengenbach. Nach nur drei Monaten lag dem Gemeinderat der Bebauungsplan vor. Doch bisher verkündet nur das Baustellenschild am Kreisverkehr, dass »hier Zukunft entsteht«.