Eurocheval in Offenburg
Dossier: 

Ortenau-Reportage: Faszination Pferd

Bettina Kühne
Lesezeit 5 Minuten
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21. Juli 2016
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Immer schön der Reihe nach: Vor der Euroquadrille üben die Vierspänner mit den Schwarzwälder Füchsen, die ebenfalls von Haupt und Landgestüt Marbach stammen. ©Ulrich Marx

Das Haupt- und Landgestüt Marbach zeigt bei der  Eurocheval in Offenburg die hohe Kunst der Reiterei. Die Mittelbadische Presse hat am Dienstagabend die Generalprobe für die Euroquadrille erlebt. Bis Sonntag wird sie täglich zu sehen sein.

Dienstagabend: Hauptsattelmeister Fred Probst vom Haupt- und Land­gestüt Marbach zückt seine silberne Pfeife. Auf geht’s zu Generalprobe. Die Euroquadrille für die tägliche Top-Schau auf der Eurocheval soll zum ersten Mal im schnelleren Tempo auf dem Platz ausgeführt werden.

Keine Kleinigkeit, denn die Teilnehmer treffen in Offenburg am Vorabend der Eurocheval zum ersten Mal zusammen. »Vorab haben alle nur die Skizzen für die einzelnen Bilder bekommen«, sagt Probst. Die Teilnehmer kommen aus Deutschland, Polen und der Schweiz; trainiert hat jeder bislang nur für sich.

Euroquadrille fürs Jubiläumsjahr

Probst hat eine Euroquadrille fürs Jubiläumsjahr entwickelt: Seit 40 Jahren treffen sich die Pferdefreunde in Offenburg und können um 12.30 Uhr an jedem Messetag die
unterschiedlichen Schaubilder genießen. In diesem Jahr wird mit einem noch größeren Andrang für dieses Ereignis gerechnet, denn erstmals ist der Besuch der Vorführung im Eintrittspreis enthalten.  

Noch waren am Dienstagabend die 2400 überdachten Sitzschalen vor dem Start der Eurocheval am Mittwoch beim Ring Mitte unbesetzt. Auf dem Rasen ist allerdings viel los: Die Vierspänner mit den Schwarzwäldern feilen noch an ihrem Beitrag. Dann öffnet jemand die rechte Schranke, und die Kutschen ziehen an den Zuchthengsten vorbei.

Unruhe auf dem Abreitplatz

Ein bisschen Unruhe macht sich auf dem Abreitplatz breit, wo die Hengste gerade warmgeritten wurden. »Da waren ein paar Stuten dabei«, steht für Probst fest. Denn die Damen, die längst vom Platz sind, geben munter Antwort auf das Wiehern der Hengste. Doch als es ernsthaft an die Arbeit geht, werden sie wieder ruhiger. Konzentration ist gefordert. Die Reiter haben die Choreografie im Kopf: Morgens sind sie die Figuren und Bilder einmal ohne ihre Tiere abgelaufen.

»Das geht besser«

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In der abendlichen Sommerhitze wird alles einmal im Schritt durchgespielt. Aber so ganz zufrieden ist Probst noch nicht, als die Pferde den Ring verlassen. Das geht besser. Also noch einmal. »Ich will nicht so viel pfeifen«, sagt Probst. Das Pfeifen bringt zwar Aufmerksamkeit von Mensch und Tier, »aber mit der Zeit verspannen sich die Pferde«. Lieber ruft er seinen Reitern etwas zu: »Das geht dann bei der Aufführung natürlich nicht mehr.«

Dann werden sich Probst und das Quadrillen-Team auch in Schale schmeißen: Ein mit einer roten Paspel verzierter Frack und ein Hut sind für den Hauptsattelmeister angesagt. Die Reiter tragen Jacken und weiße Handschuhe, die Pferde weiße Gamaschen. »Die haben wir in Mengen dabei«, sagt Probst. Denn nach ein oder zwei Aufführungen hat sich der Staub darin festgesetzt.

Doch auch so sieht man schon, wie Kaiserstolz elegant die Füße hebt, Quadrofino dynamisch geht und Sir Nymphenburg anmutig einherschreitet. Das Bild ist noch mal harmonischer, wenn die Tiere einen Gang zulegen können. Sie formieren sich zu Paaren, drehen sich zu einem Wirbel, tauschen Plätze und gehen seitlich einher. Ein paar Minuten, dann dürfen sie wieder auf den Abreitplatz. »Bitte im Trab«, ruft Probst ihnen hinterher. Aber der Zug stockt, das letzte Paar bleibt im Ring. Ein roter Streitwagen mit Mini-Pferden – die nächste Nummer – hat ausgerechnet die Ecke blockiert, in die die Pferde ausziehen sollten. 

Belohnung für die Hengste

Jetzt geht es zurück zur Halle 4. Dort hat Marbach seinen Stall für 15 Tiere eingerichtet. Während die Hengste für ihre Arbeit mit Futter belohnt werden, stehen die weißen Araberstuten gemütlich in ihrem Paddock. Sie zeigen als »silberne Herde« ein Schaubild und haben bereits Feierabend. Das wird für die Euroquadrille anders aussehen. Gleich geht es zur Videoanalyse. Sie hilft, den Reitern klarzumachen, wo sie noch etwas verändern müssen.

Meist ist es der Abstand, der nicht ganz gleichmäßig ist – aber sein muss. Zwei bis drei Meter hat Probst eingeplant. Enger will er die Hengste nicht nebeneinander stehen lassen. »Ich überlege mir vorab sehr genau, welche Hengste die Aufgabe übernehmen können«, sagt er. Und auch die Reiter müssen passen, unter anderem deshalb, weil sie die Tiere ruhig aneinander vorbei kreuzen lassen sollen. Für die sechs Pferde, die für das Landgestüt Marbach teilnehmen, kann er eine entsprechende Auswahl treffen. Aber welches Temperament die Hengste haben, die die Schweizer mitbringen, und wie die beiden Hengste des Polnischen Staatsgestüts gelaunt sind, das weiß er vorab nicht.

Hitze macht den Pferden nichts

Die Hitze macht den Pferde eigentlich nichts aus, sagt der Sattelmeister: »Sie haben trotzdem noch Energie.« Die Reiter trinken noch etwas, bevor die Besprechung kommt und die letzte Probe vor dem Premierentag.  Währenddessen schaut Quadrofino interessiert aus der Boxentür. Gleich darf er duschen.

  • Nächste Woche: Wie Volontär Marc Mudrak die Platzreife im Golfen erlangt hat.
     

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