Flüchtlinge über Schulsport integrieren
Die Rotarier machen Ernst in Sachen Flüchtlingsintegration. Und zwar in Form von zusätzlichen Sportstunden an Ortenauer Schulen. Das Projekt steckt in den Startlöchern. Vorgestellt wird es am Donnerstag in Durbach – mit prominenten Gästen wie WM-Teilnehmer Martin Wagner und Frank Wormuth, dem Chef-Ausbilder der deutschen Fußballlehrer.
»Rotary heißt Gutes tun und die Welt ein klein bisschen besser machen – am besten mit Sozialprojekten«, sagt Jürgen Siegloch, zurzeit Präsident des Rotary Clubs Offenburg/Ortenau. Weil der passionierte Tennisspieler »sportaffin« ist, wie er über sich selbst sagt, hat er mit dem Rotary Club Offenburg und der Unterstützung von Manfred Hammes, den Ortenauern als WRO-Geschäftsführer bekannt, die Idee mit dem Flüchtlingsprojekt an Ortenauer Schulen ausgeklügelt.
Das Ganze nennt sich »Team 4 Winners«. »Im Namen stecken der Teamgedanke und das Gewinnen im Sport so wie auch im Leben«, erklärt Siegloch. Und es soll helfen, Kinder von Flüchtlingen und sozial schwächeren Menschen über zusätzliche Sportstunden an interessierten Schulen besser zu integrieren. Und natürlich Spaß zu vermitteln.
Botschafter sollen helfen
Dieser zusätzliche Sportunterricht – gedacht ist an eine Doppelstunde pro Woche – soll nicht etwa durch Lehrer bestritten werden, sondern mit bezahlten Übungsleitern. Die Anschubfinanzierung dafür leistet der Rotary Club, der sich gleichzeitig um Sponsoren für das Projekt kümmern wird.
Helfen sollen Botschafter wie der ehemalige Fußball-Nationalspieler Martin Wagner, Speerwurf-Ex-Weltmeisterin Christina Obergföll und ihr Ehemann, der Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll, die Kommentatoren-Legende Marcel Reif sowie Alexander Fischinger, Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten SC Sand. »Sie alle sind die Gesichter nach außen«, sagt Initiator Siegloch, »und natürlich werden die Botschafter auch ab und an als Motivatoren in den Sportstunden auftauchen.« Schirmherr des kreisweit angedachten Projekts ist Landrat Frank Scherer.
»Integration ist das Wichtigste, was es gibt, und nirgends geht es leichter als im Sport, weil es dort keine Sprachbarriere gibt«, sagt Boris Obergföll und verspricht gleichzeitig: »Ich will mich im Bereich Leichtathletik aktiv in das Projekt einbringen.«
Angebot nicht nur für Flüchtlinge
Der zweite Schwerpunkt ist »König« Fußball. Als Übungsleiter sind Spielerinnen des Frauen-Bundesligisten SC Sand sowie für beide Bereiche zehn ausgewählte 18-jährige Gymnasiasten am Start. »Beim SC Sand sind auch neun Nationen am Ball und es funktioniert«, sagt Trainer Alexander Fischinger, gleichzeitig Botschafter von »Team 4 Winners«. Der Startschuss des Projekts erfolgt in den nächsten Tagen. Und zwar in Kehl. »Weil«, wie Siegloch erläutert, »der soziale Brennpunkt dort am Größten ist.« Pilotschulen sind die Falkenhausen-Grundschule sowie die Josef-Guggenmos-Schule. Zielgruppe dort sind 8- bis 9-Jährige. Falkenhausen-Rektorin Imogen Remmert ist begeistert von der Idee: »Wir haben bereits 22 Anmeldungen – davon die Hälfte aus dem Bereich Migration und Flüchtlinge.« Für die Pädagogin ist wichtig, »dass das Angebot nicht nur für Flüchtlinge gilt und dass mehr Sportunterricht angeboten wird.«
Als weiteres Ziel nennt Siegloch die Berufsschule Kehl, wo es um 16- bis 18-Jährige geht. Anschließend sollen Schulen in Offenburg und Lahr einbezogen werden. Ausgewählt werden die Kinder oder Jugendlichen durch ihre Schulen. Bestenfalls dient das Projekt auch noch der Talentfindung. »Das steht aber nicht im Vordergrund«, betont Siegloch.
Vorgestellt wird das Ganze am Donnerstag in Durbach. Dort veranstaltet der Rotary Club Offenburg/Ortenau im Hotel »Vierjahreszeiten« (19 Uhr) einen Vortragsabend. Gastredner in einem öffentlichen Vortrag ist Frank Wormuth. Der frühere Spieler des Offenburger FV und SC Freiburg ist Chefausbilder der deutschen Fußballlehrer sowie Trainer der U 20-Nationalelf. Mit von der Partie sind auch Wagner und Fischinger.