Freiheit und Sicherheit im Netz
Während Microsoft, Apple und Google die große weite IT-Welt unter sich aufzuteilen versuchen, gibt es Menschen, die sich nicht alles von den Multikonzernen diktieren lassen wollen. Zu finden sind sie etwa in Freie-Software-Communities – auch in der Ortenau. Ihr Ansatz: digitale Freiheit als Mehrwert für die Gesellschaft.
Offenburg. Mittwochabend im Offenburger Café Unico. Im Nebenzimmer sitzt ein gutes Dutzend Menschen vor einer Präsentationsleinwand. Zu hören ist ein Referat über
»hierarchische Notiztools« – vorgestellt werden diverse Programme, die als Pendant für Gelbe Zettel für die Arbeit am Computer dienen. Die Präsentation von Edgar Hoffmann wird immer wieder von Nachfragen oder Anmerkungen der Zuhörer unterbrochen. Für Laien schwer verständliche Fachbegriffe werden ausgetauscht.
Hoffmann ist Kopf der Offenburger Freie-Software-Community, deren »harter Kern« aus zehn bis zwölf Menschen besteht. Der 48-jährige Familienvater ist hauptberuflich im Marketing tätig, abseits davon steht er für das Recht ein, sich in der digitalen Welt unabhängig von Großkonzernen wie Microsoft, Apple oder Google bewegen zu können. »Unser Ansatz ist ein philosophischer«, erklärt er im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse. »Während ›Open Source‹ eher den technischen Aspekt betont, sehen wir es als eine Bereicherung für die Kultur und die Gemeinschaft, wenn Computerprogramme und Betriebssysteme frei verfügbar sind.«
Dass diese Programme kostenlos erhältlich sind, sei letztlich nur ein »guter Nebeneffekt«. Mit dem Begriff »frei« werde vielmehr verbunden, dass jeder das Programm zu jedem Zweck ausführen kann und es studieren, kopieren, verbessern und weitergeben darf.
»KiLug« in Haslach
Neben »Freie-Software-OG« gibt es in Offenburg noch eine Linux-User-Group namens »LugOG« (www.lugog.de) sowie den »Hackerspace-Section-77«. Seit Kurzem gibt es auch aus dem Kinzigtal eine Linux-User-Group – die »KiLug« (www.kilug.de) in Haslach. Für Offenburg ist zudem ein freies W-Lan-Netz im Gespräch.
Freie Software gibt es sowohl im »großen Stil«, wenn also für Softwareoptimierung und Support festangestellte Programmierer aktiv sind, als auch in kleinen Hobby-Projekten. Der Vorteil: Dank sogenannten Bug-Reports der Communities können Fehler oft viel schneller erkannt werden als bei »proprietärer«, also unfreier Software. Ein weiterer Vorteil ergebe sich beim Thema Datenschutz: »Es gibt kaum Viren oder Trojaner für freie Software«, weiß Hoffmann.
Nicht ohne Grund würden die meisten großen Internet-Server – Google zum Beispiel, oder auch Amazon – unter Linux laufen. »Und das Apple-Betriebssystem basiert auf Unix.« Linux ist die meistverbreitete Variante von Unix.
»Für IT-Anwender hat der Datenschutz leider eine relativ geringe Bedeutung«, sagt Hoffmann. Für Menschen, die sich eingehender mit der digitalen Welt befassen, spiele das Thema nicht erst seit den Enthüllungen von Edward Snowden eine große Rolle. Zu weit verbreitet sei aber die Auffassung: »Ich hab ja nix zu verbergen.«
Bundesweit finden regelmäßig sogenannte Crypto-Partys statt. Ziel sei es dort, den Leuten Sicherheit als Idee, als Konzept bewusst zu machen. »Für mich ist es wichtig, Herr meiner Hardware zu sein.«