Gold für Marlis Weitzmann
Die Speerwurf-Silbermedaille von Christina Obergföll war Thema Nummer eins auf der Fahrt nach Polessk. Die Mission der 17-köpfigen Delegation: die Einweihung und Übergabe der beiden Häuser, die künftig für 24 geistig behinderten Jugendliche des Internats »Storchennest« Heimat sein werden. Dass die Ortenauer selbst mit einer Goldmedaille heimfahren würden, ahnte niemand.
Doch die Regierung des Kaliningrader Gebietes hatte sich entschlossen, die Verdienste des DPRF Offenburg/Ortenau zu würdigen und dessen Vorsitzende Marlis Weitzmann mit dem bisher noch nie an Ausländer verliehenen goldenen Verdienstorden zu ehren.
So war es beinahe selbstverständlich, dass die Gastgeber Arbeit und Engagement des Freundeskreises würdigten, der in den letzten 18 Jahren etwa 160 Lkw-Aufleger mit mehr als 4500 Tonnen Hilfsgütern in die Region brachte – was einem Gegenwert von nahezu sieben Millionen Euro entspricht.
Eine Schreinerwerkstatt, in der die Jugendlichen erfolgreich einen Beruf erlernen können, ist in Betrieb, das erste der beiden Häuser nun komplett eingerichtet und bezogen.
Prominenter Besuch
Was auch die Behörden zu würdigen wussten und deshalb hochkarätig Präsenz zeigten: An ihrer Spitze Viktor Smilgin, stellvertretender Vorsitzender der Regierung des Kaliningrader Gebiets, und Oleg Grosnetskij, Minister für Sozialpolitik, sowie der Duma-Abgeordnete Andrej Kolesnik. Sie versicherten Marlis Weitzmann, dass das Projekt »Perspektiva« über die Kaliningrader Grenzen hinweg Beachtung finde und für ganz Russland kompatibel gemacht werde.
Sogar die in Moskau erscheinende Tageszeitung »Iswestija« hatte eigens eine Reporterin nach Polessk geschickt. Für Marlis Weitzmann begann ein Interview-Marathon, in dessen Verlauf sie für die Fortsetzung des jetzt Abgeschlossenen werben konnte.
Rund eine Million Euro sind für die beiden Häuser und das Jugenddorf »Storchennest« investiert worden, erinnerte Marlis Weitzmann. »Es war kein leichter Weg, aber der richtige«, sagte die Frau, die nach eigenem Bekunden sowohl die gefürchteten Zollstellen als auch alle Zollchefs der letzten 18 Jahre kennt.
Doch sie betonte auch, dass die übergebenen Häuser künftig weiterer konsequenter Aufmerksamkeit bedürften. Schreinermeister mit Managementfähigkeiten seien ebenso vonnöten wie die Unterstützung der Behörden.
Engagement geht weiter
Für den kommenden Herbst plant der DPRF die nächste Reise ins ferne Russland. Dann soll nämlich das Innere des zweiten Hauses fertiggestellt sein, um noch vorm Winter genutzt werden zu können. »Da haben wir noch einiges zu tun«, sind Bruno Streif, der das Bauteam managt, und Donata-Apelt-Ihling, die für das Rehateam verantwortlich ist, überzeugt. Auf die Schreinerwerkstatt und die Ausbildung werden Kurt Fricker und Bernhard Meier weiterhin ein wachsames Auge haben.
»Obwohl das tatsächliche und ideelle Fundament unserer gemeinsamen Arbeit solide und fest ist, scheint es uns notwendig, allen drei Teilen des Projektes weiterhin beratend zur Seite zu stehen«, lautete das Versprechen von Marlis Weitzmann, bevor sie mit ihrer Delegation zu anderen vom Freundeskreis unterstützten Projekten weiterreiste.