Gravierende Frostschäden an Reben, Obst und Mais im Kreis
In der Ortenau beklagen Winzer, Landwirte und Obstbauern massive Schäden nach einem stundenlang anhaltenden Nachtfrost in der vergangenen Woche. In einem Pressegespräch haben Experten im Landratsamt über Schäden und Auswirkungen der tiefen Temperaturen informiert.
Die Frostnacht vom vergangenen Mittwoch auf Donnerstag hatte für ganz Baden-Württemberg gravierende Folgen. Auch in der Ortenau sind Obst-, Wein- und Ackerbau betroffen. Das Landwirtschaftsamt im Landrats-amt Ortenaukreis hat gestern, Montag, ein Pressegespräch einberufen, um über aufgetretene Schäden und Auswirkungen des Frosts zu informieren.
Rainer Moritz, Leiter des Amts für Landwirtschaft, zeigte sich ob der Intensität und der Dauer der tiefen Temperaturen bestürzt: »Ich kann mich nicht erinnern, so etwas in den letzten 25 bis 30 Jahren schon mal erlebt zu haben!« In der Ortenau seien 2500 Hektar Reben und 4500 Hektar Obst vonm Frost betroffen gewesen. »Das ist ein echter Schlag ins Kontor vieler Betriebe – eine mittelschwere Katastrophe!« Diese sei für manche sogar existenzbedrohend. Der genaue Schaden sei derzeit noch nicht zu beziffern, da einige Pflanzen sich regenerieren können. Inwieweit sie sich erholen und wie viele Triebe und frühes Obst tatsächlich abgestorben seien, könne man erst in einigen Wochen sagen.
Schäden im Weinbau
Johannes Werner, Weinbauberater der Ortenau sieht vor allem das in diesem Jahr verfrüht eintretende Pflanzenwachstum als einer der Hauptgründe, weswegen so viele der Triebe erfroren seien. Durch den verfrühten, starken Austrieb seien viele Reben nicht mehr frostsicher gewesen, so Werner. »Im Schnitt sind 70 Prozent der Reben betroffen.« Ob die sogenannten Nebenaugen der Reben noch austreiben, und den entstandenen Schaden teilweise kompensieren, ließe sich jedoch erst feststellen, wenn es wärmer wird. Werner geht davon aus, dass die Winzer im Herbst dadurch eine komplizierte Lese haben werden.
Schäden im Obstbau
Auch die Obstbauern haben unter den Frostschäden zu leiden. Hans-Dieter Beuschlein, Pflanzenschutzberater Obstbau des Landratsamts, erläutert, dass vor allem Steinobst stark betroffen sei, da es schon weit entwickelt war. »Junges Obst ist anfälliger als die Blüte selbst.« Bei Kirschen und Zwetschgen gebe es einen hohen Schaden, der jedoch noch nicht genau quantifizierbar sei. Auch hier müsse man warten, inwieweit sich die Bäume abhängig von der kommenden Witterung entwickeln. Den Gesamtschaden schätzt Beuschlein aber schon heute als sehr hoch ein. Beim Kernobst seien Birnen wegen ihrer fortgeschritteren Entwicklung mehr betroffen als Äpfel. Das liege auch daran, dass viele Apfelblüten gegen den Frost erfolgreich mit Wasser beregnet worden seien. Am wenigsten schlimm traf es Beuschlein zufolge die Erdbeeren, die sich in vielen Fällen unter einer schützenden Decke oder in einem Tunnel befanden. Stachelbeeren seien jedoch in manchen Anlagen bis zu 100 Prozent erfroren.
Schäden im Ackerbau
Beim Ackerbau sei vor allem der Frühmais betroffen, sagt Volker Heitz, Pflanzenbauberater Ackerbau im Landratsamt. »2017 gab es eine so frühe Aussaat von Mais wie noch nie.« Dementsprechend weit seien die Pflanzen schon gewachsen, als der Frost sie erwischte. Manche Landwirte müssten nun neu aussäen. Bei 300 Euro pro Hektar für Saatgut ein sehr teures Unterfangen.
Reinhard Schulze, Sachgebietsleiter Landwirtschaftliche Produktion im Landratsamt zeigte sich besorgt darüber, dass die Verlässlichkeit des Wetters wegen des Klimawandels herabsinke. Die Gefahr für Frost sei zudem auch in diesem Jahr noch nicht gebannt. Die Eisheiligen stehen vor der Tür.
Hilfe für Betroffene
Das Landwirtschaftsamt im Landratsamt Ortenaukreis steht den Obst-, Wein-, und Ackerbauern beratend zur Seite. »Wir werden wo immer möglich Hilfestellung bieten«, sagte Rainer Moritz, Leiter des Amts für Landwirtschaft. Man sei, auch wegen möglicher finanzieller Unterstützung, mit dem Land im Gespräch, da der Frost in ganz Baden-Württemberg zu Schäden geführt habe. Verbraucher fordert Moritz auf, Solidarität zu zeigen und regional einzukaufen.