Grippewelle auch in der Ortenau nicht aufzuhalten
Die Zahl der gemeldeten Grippefälle ist 2017 gestiegen. Der Höhepunkt der Grippeerkrankungen wird nach Fasnacht erwartet. Bei Keuchhusten gibt es im Vergleich zum Vorjahr keine Auffälligkeiten.
Die Grippewelle fällt in diesem Jahr auch in der Ortenau ungewöhnlich heftig aus. Thomas Wolf vom Gesundheitsamt des Landratsamts Ortenau bestätigt, dass es seit Beginn dieses Jahres 390 gemeldete Fälle von Grippe (Influenza) in der Ortenau gab. Im Vergleich dazu waren es im selben Zeitraum im Vorjahr nur acht Fälle. Den Anstieg erklärt Wolf mit dem frühen Beginn der Grippewelle in diesem Jahr, die immer noch anhält. Ein weiterer Grund sei die unzureichende Anpassung des Impfstoffs für diese Grippesaison. Besonders um die Fasnachtszeit herum rechnet das Gesundheitsamt mit einem weiteren Anstieg der Fälle.
Hoffnungslos überrannt
Momentan seien viele Arztpraxen und Krankenhäuser »hoffnungslos überrannt«, so Wolf. Vergleicht man die aktuelle Saison mit den Grippewellen der vergangenen Jahre, stelle man jedoch fest, dass es sich nur um eine mittelschwere handle.
Auch Karl-Heinz Bayer, Hausarzt aus Bad Peterstal-Griesbach, sieht keinen Grund zur Sorge. Gegen die Influenza könne man sowieso nicht effektiv impfen, meint er und stimmt darin mit einer Studie der Universität von Minnesota überein. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die saisonale Grippeimpfung mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringe.
Grippeimpfung empfohlen
Je nach Saison liege die Wirksamkeit bei den 18- bis 64-Jährigen, der Studie zufolge, bei höchstens 60 Prozent. Besonders für die Risikogruppe – also chronisch Kranke, alte Menschen und Kleinkinder – für die eine Grippeimpfung besonders empfohlen wird, bringt eine Impfung demnach nichts. Sowohl die Komplikationsrate als auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen würde durch die Impfung nicht beeinflusst. »Das ist doch ein riesiges Geschäft, das da mit den Impfstoffen gemacht wird«, ist sich Bayer sicher.
Jetzt nicht mehr impfen
Sowohl Bayer als auch Wolf raten davon ab, sich jetzt noch impfen zu lassen. »Das wäre eine Doppelbelastung für den Körper«, warnt Bayer. Wenn man sich trotzdem gegen die saisonale Grippe impfen lassen möchte, sei es ratsam, dies im Oktober oder November zu tun, empfiehlt das Gesundheitsamt.
Bei der Impfung gegen Keuchhusten verhalte es sich anders. »Es gibt in Deutschland grundsätzlich keine Impfpflicht, auch nicht für Keuchhusten«, bemerkt Kai Hockenjos, Pressesprecher des Landratsamts. Es sei jedoch angebracht, vor allem Kleinkinder zu impfen. »Es können Komplikationen wie Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und manchmal Blutungen infolge der heftigen Hustenattacken auftreten«, erläutert der Sprecher. Für Erwachsene gäbe es noch keinen Impfstoff, der gegen Keuchhusten wirksam wäre, weiß Bayer.
Leichter Anstieg
Die Anzahl der Keuchhustenfälle lag laut Landratsamt im Jahr 2016 in der Ortenau bei 455 übermittelten Fällen. Im Vergleich zu 2015 ist das ein leichter Anstieg. 2017 gab es bisher 50 Fälle.
Auch wenn momentan eine Grippewelle grasiert, betrifft diese nicht die Augengrippe, eigentlich eine sehr ansteckende Form der Bindehautentzündung, so Hockenjos. In der Ortenau wurden im Jahr 2016 nur insgesamt zwei Fälle gemeldet, einer davon aus einem anderen Landkreis. Gegen die Augengrippe existiert laut Hockenjos kein Impfstoff.
Meldepflicht für Keuchhusten
Seit dem 29. März 2013 herrscht laut Infektionsschutzgesetz eine erweiterte Meldepflicht bei Keuchhusten. Schon bei Verdacht auf eine Erkrankung muss das zuständige Gesundheitsamt informiert werden. Auch bereits ausgebrochene Krankheitsfälle sowie alle Todesfälle müssen gemeldet werden. Sollten Hinweise auf eine akute Infektion vorliegen, ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers zu vermelden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt jährlich Falldefinitionen zu meldepflichtigen Erregern heraus. Mehr Informationen gibt es unter: www.rki.de.