Haftbefehl nach Schießerei an der A 5 bei Rust
Das Drama an der A 5 bei Rust unmittelbar nach der Miss-Germany-Wahl ist juristisch geklärt. »Wir haben einen Haftbefehl gegen einen 28 Jahre alten französischen Staatsbürger beantragt«, teilte die Staatsanwaltschaft Freiburg auf Anfrage der Mittelbadischen Presse mit.
Die Miss-Germany-Wahl in Rust war beendet, Luana Rodriguez (20), Achte des Wettbewerbs und Miss Norddeutschland, am frühen Sonntagmorgen, 1. März, auf dem Nachhauseweg. Plötzlich geschah es: Ein dunkelblauer VW Golf mit französischem Kennzeichen und ein Audi aus der Schweiz lieferten sich gegen 1.45 Uhr eine Verfolgungsjagd.
Der Golf verließ bei Rust die A 5 und krachte in eine Leitplanke. Die drei Insassen des Audis stiegen aus und wollten den Golffahrer zur Rede stellen, hatte die Polizei damals mitgeteilt. Doch der Golffahrer zückte unvermittelt eine Pistole und schoss auf die Menschen. Getroffen hat er sie nicht. Danach flüchtete er in Begleitung einer Frau zu Fuß über ein Feld in Richtung Industriegebiet und verlor dabei einen Schuh. So hatte es damals die Polizei gemeldet. »Luana Rodriguez hat eine sehr genaue Personenbeschreibung abgegeben, anhand dieser ist auch ein Phantombild erstellt worden«, bestätigte Michael Mächtel, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Freiburg, auf Anfrage der Mittelbadischen Presse.
Internationaler Haftbefehl
Nur wenige Tage später sei ein 28 Jahre alter französischer Staatsbürger ermittelt und internationaler Haftbefehl wegen des Verdachts des versuchten Totschlags beantragt worden. Doch dieser wird zunächst nicht vollstreckt. »Denn der Mann sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz«, erklärte Mächtel. Auch dabei sei eine Waffe im Spiel gewesen. So lange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, rechnet er nicht mit einer Auslieferung. Der Staatsanwalt betonte, dass die Insassen des Audis nichts mit Drogengeschäften zu tun haben.
Gleichwohl sieht der Pressesprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft in den Drogengeschäften des Franzosen ein mögliches Motiv für die Schüsse. »Es könnte sein, dass sich der 28-Jährige verfolgt gefühlt hat.« Gegen seine Begleiterin werde nicht weiter ermittelt, weil sie nur Begleiterin war, also nichts getan hat.
Luana Rodriquez aus Rietberg bei Gütersloh freute sich auf Anfrage über den Fahndungserfolg und erinnerte sich: »Erst kam mir der Audi mit Lichthupe entgegen.« Dann habe sie den Golf gesehen und gedacht, sie müsse Erste Hilfe leisten.
»Pistole vorm Gesicht«
Doch plötzlich sei ein Mann ausgestiegen, der dabei schon den Turnschuh verloren habe und mit seiner Begleiterin flüchten wollte. »Ich bin ihm nach, dann hat er mir die Pistole vors Gesicht gehalten«, erzählte Luana Rodriguez weiter. Dabei habe er geschwankt, einen wirren, leeren Blick gehabt und sei dann weggelaufen.
Der Schweizer Audi sei danach zurückgekommen und sie habe die Einschusslöcher gesehen. »Ich war schockiert. Aber das Schlimmste war, dass mir Medien unterstellt haben, dass ich dazugekommen bin, um mein Image aufzupolieren. Freiwillig stellt sich niemand vor einen, der eine Waffe in der Hand hält. Und ich hatte Angst, dass die mich aufsuchen. Mein Name und mein Foto waren ja in sehr vielen Zeitungen.«