Ortenau-Reportage

Tunertreff in Offenburg

Antonia Höft
Lesezeit 4 Minuten
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16. April 2015
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Wer sein Auto liebt, der putzt.

(Bild 1/2) Wer sein Auto liebt, der putzt. ©Ulrich Marx

Glänzender Lack, blitzblanke Felgen, satt klingende Motoren: Der Parkplatz der Offenburger »Möbelschau« avancierte zum Tunertreff. PS-Fans aus ganz Südbaden zeigten hier ihre außergewöhnlichen Schätze, ganz nach dem Motto »Was gefällt, ist auch erlaubt«. Nebenbei versuchten sie, mit Klischees aufzuräumen.

Tuner investieren viel Geld, um ihre Fahrzeuge optisch aufzuwerten und technisch zu verfeinern, dabei schaffen sie glänzende Unikate. 800 Karossen sind in Offenburg zu sehen – die Car-Community Ortenau hat zum Schaulaufen eingeladen, und die Autofans lassen sich nicht lang bitten. Bei strahlendem Sonnenschein glänzen die Autos um die Wette.

Bei ihrem »Familienfest« räumen die Autofreaks auch ein bisschen mit hartnäckigen Klischees auf. Hier schwenken keine leichtbekleideten Frauen Startflaggen oder räkeln sich auf Motorhauben. Hier fährt niemand illegal um die Wette, um sich im Geschwindigkeitsrausch mit den anderen in den aufgemotzten Autos zu messen.

Ob aus Kehl, Freiburg, Stuttgart, Heilbronn oder sogar aus der Schweiz – kein Weg schien den Tuning-Enthusiasten zu lang zu sein. Die Tuner kennen und respektieren sich, freuen sich über das Wiedersehen, schwelgen in PS-Gesprächen und zeigen stolz ihre Wagen her, die wiederum mit respektvoller Kennermiene taxiert werden.

»Es gibt genug Tuner, die sich ans Gesetz halten«, versichert Sebastian Sielaf (29). Gegen Tuner gebe es viele Vorurteile – und diese wolle er am liebsten abschaffen. Seit Sielaf 18 Jahre alt ist, motzt er seine geliebte Karosse auf und mischt auch bei der Car-Community Ortenau mit. Sie hat zum Treffen eingeladen.

So vielfältig die Leute, so vielfältig der aufgehübschte fahrbare Untersatz: So ziehen der sportliche Golf GTI, der protzige Dodge Challenger, der Oldschool-VW-Scirocco I und der aerodynamische PS-bepackte Audi TT neugierige Blicke auf sich. »Markenhass gibt es hier nicht«, betont Sielaf und lacht.

Wer sich nicht im inneren Zirkel der passionierten Tuner bewegt, merkt schnell, dass das Metier ein weites Feld ist: Einige legen ihre Karosserien tiefer, veredeln sie mit Chromfelgen, Lack-Effekten und statten sie mit Motorpower aus. Andere legen wiederum Wert auf die  Innenausstattung und technische Raffinessen – wer will schon ein Radio von der Stange oder ganz normale »Knöpfchen« an den Türen?

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Hunderte Arbeitsstunden stecken in den Schätzchen. So wundert es nicht, dass mancher Besitzer seinem Schmuckstück an diesem Nachmittag nicht von der Seite weicht. Da wird der Campingstuhl vor dem Auto aufgeklappt und die Besucher gemustert. Andere wiederum erzählen gerne über ihre Arbeit »am Blech«. Und ab und zu wird dann doch ein bisschen das Klischee bedient: Mit »Burnouts« – dem Gasgeben bei angezogener Handbremse – wollen ein paar Tuner die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Das klappt – Lautstärke siegt halt: Viele Besucher bleiben stehen und drehen sich zu den röhrenden Autos um.

Sind die Abgase abgezogen, ist es schlagartig wieder da, das »Familientreffen-Feeling«: Mütter schieben ihre Kinderwagen zwischen den blitzblanken Autos durch, junge Männer mit Biker-Lederjacken, Rentner und Paare tauchen in die Welt unter der Motorhaube ab und fachsimpeln.

Was ist trendy unter den Tunern? »Der Breitbau, der Ende der 1980er-Jahre gefragt war, kommt wieder«, ist ein 38-jähriger Tuning-Enthusiast überzeugt. Sein »Schmuckstück« ist ein VW Scirocco I. Das »Blech« zieht viele Blicke auf sich. »Schauen und abgucken ist unter Tunern quasi ein Muss«, verrät der Autofan.

Doch nicht nur Männer bekommen bei so viel Benzingesprächen und  in Anbetracht der glänzenden Lacke ein Funkeln in den Augen: Auch die Frauenwelt ist längst kein pures Anhängsel mehr in der Szene. »Mein Freund kam erst durch mich so richtig auf den Geschmack«, sagt eine 28-jährige Besucherin stolz. Sie lächelt, er auch. Auf Schritt und Tritt findet das Pärchen Gleichgesinnte. »Es ist wie eine Sucht. Man findet immer etwas, was man noch tunen möchte«, erzählt ein 24-Jähriger, während er fast zärtlich über die Motorhaube eines Mustangs streichelt.

Der Hausleiter der Möbelschau, Christian Brenning, hatte keine Einwände gegen die Veranstaltung der Ortenauer Car-Community. »Er war positiv eingestellt. Das ist ja nicht selbstverständlich«, sagt Mitorganisator Marius Reichart (27). Er freue sich, dass Brenning den Parkplatz für das Tunertreffen zur Verfügung gestellt hat.

Die Tuner lassen auch Laien im geliebten Auto probesitzen und beantworten geduldig alle Fragen. Alle, außer der einen: Wie viel eigentlich über die Jahre in den PS-Traum investiert worden ist. Ein 23-Jähriger winkt ab: »Viel!« Das Tunen ist schließlich nicht nur ein Hobby: Es ist eine Lebenseinstellung – und diese lässt sich mit Geld nicht messen . . .

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