Hochschulprogramm für künftige Ingenieure kommt gut
Seit einem Semester gibt es an der Hochschule Offenburg das Programm KontaktIng. Es soll Berufstätigen und Quereinsteigern ermöglichen, Teile des Grundstudiums für Ingenieure mit einem flexiblen Zeitplan zu absolvieren. Ein erstes Fazit der Verantwortlichen fällt positiv aus.
Das erste KontaktIng Semester ist zu Ende. Der Leiter des Programms, Detlev Doherr, überreichte sichtlich stolz die Zertifikate an die Absolventen. Sie haben eine gute Prüfungsleistung erbracht«, betonte der Professor. Die Messlatte sei von Anfang an sehr hoch gelegen.
Schon im Förderungsantrag war nach Angaben der Hochschule definiert, dass die Prüfungen dem akademischen Niveau und Anspruch des Grundstudiums entsprechen müssen. Dass dieses Ziel von den Studierenden mit den Lehrenden erreicht wurde, findet Doherr »ganz wichtig«. Denn zu Beginn seien einige Kollegen und Kommilitonen skeptisch gewesen, ob KontaktIng nicht ein »Studium light« sein würde, heißt es in der Pressemitteilung der Hochschule.
Konzept aufgegangen
Doch das Konzept sei auch in anderen Punkten aufgegangen. »Zunächst waren wir begeistert, dass wir genügend Anfragen für das Qualifizierungsseminar hatten und dann noch viele auf Anhieb bestanden haben und KontaktIng studieren konnten«, berichtet Projektkoordinatorin Birgit Müller über die Anfänge im Sommer.
Das neue, flexible Weiterbildungsprogramm auf wissenschaftlichem Niveau habe neben fachlicher Fortbildung auch das Punktesammeln für ein Ingenieurstudium zum Ziel. Es richte sich an Facharbeiter, junge Eltern und Menschen mit ausländischen Schulabschlüssen.
Die Studierenden besuchen laut Hochschule Vorlesungen und Tutorien am Abend ab 18 Uhr und am Samstagvormittag. Die Studienzeit kann von einem Jahr bis auf fünf Jahre verteilt werden.
Werden alle neun Module besucht, ist der Großteil eines technischen Grundstudiums mit Ziel Bachelorabschluss bereits absolviert, so die Hochschule. Pro Semester müsse lediglich eines der Module mit einer Prüfung abgeschlossen werden.
Große Überraschung
»Eine große Überraschung war, dass sich sehr viele Flüchtlinge eingeschrieben haben und dass das Projekt zufällig wie maßgeschneidert für diese Zielgruppe war«, berichtet Müller über das erste KontaktIng-Semester. Auch Doherr zeigt sich überrascht, denn als die Hochschule den Antrag für das Programm stellte, sei das Thema noch lange nicht so drängend wie nach dem Sommer 2015 gewesen. 13 Flüchtlinge und drei Berufstätige zählten im Startsemester zu den Studierenden. Doherr und der künftige Prorektor der Hochschule Offenburg, Gerhard Kachel, betonen, dass KontaktIng somit einen Beitrag zur Integration leistet.
Wichtigte Fächer
Im Baukastenprinzip werden bei KontaktIng die Ingenieurs-Querschnittsfächer unterrichtet. Gestartet wurde im ersten Semester mit Mathematik, Elektrotechnik und Informatik, heißt es in der Pressemitteilung. Im zweiten Semester folgen nun Physik, CAD, Elektrotechnik, Werkstoffkunde und Einstieg in die Ingenieurspraxis.
Die Vorlesungen werden um E-Learning-Angebote und Tutorien ergänzt. Ab dem Sommersemester können ausländische Teilnehmer technisches Deutsch in speziell eingerichteten Sprachkursen erwerben. Dies solle dazu beitragen, Lernschwierigkeiten infolge von Sprachdefiziten zu vermindern, ist die Hochschule überzeugt.
Hilfe für Studenten
Als »gut« bilanziert Müller das Vorlesungsangebot sowie die Tatsache, dass die Veranstaltungen aufgezeichnet werden. Das helfe den Studierenden, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, sehr. Die ersten Erfahrungen zeigten laut Müller, dass das zusätzliche Lernmaterial noch erweitert und paketgerecht zur Verfügung gestellt werden kann.
Erfreulich seien die fast gleichbleibende Zahl der Vorlesungsteilnehmer und deren Motivation, macht der Professor deutlich. Auch als Abendprogramm hätte sich KontaktIng bewährt. Ebenfalls hebt sie den großen Einzugsbereich für das jüngst gestartete Weiterbildungsprogramm hervor, zu dem die Studierenden bis aus Freiburg anreisen.
Diese Voraussetzungen müssen Teilnehmer an KontaktIng erfüllen
»Beim Qualifizierungsseminar schnuppern die künftigen Studierenden in die Vorlesungen hinein und legen in der Woche darauf eine Prüfung ab. Sie lernen außerdem ihre späteren Professoren kennen. So können Interessenten ganz leicht feststellen, ob sich ihre Vorstellungen vom Studium mit KontaktIng erfüllen lassen«, erklärt Detlev Doherr. Er leitet an der Hochschule Offenburg das KontaktIng-Programm.
Neben der Hochschulzugangsberechtigung und der Prüfung nach dem Qualifizierungsseminar sind auch gute Deutschkenntnisse Voraussetzung für das Studium, heißt es in einer Pressemitteilung der Hochschule Offenburg. Die Anmeldefrist läuft bis morgen, Dienstag.
Deshalb empfiehlt die Hochschule Interessierten, sich möglichst umgehend zum Qualifizierungsseminar anzumelden. Dieses findet nach Angaben der Hochschule am Freitag, 10. März, von 14 bis 18 Uhr und am Samstag, 11. März, von 9 bis 17 Uhr statt; die dazugehörige Abschlussprüfung ist am Mittwoch, 15. März, von 18 bis 19:30. Alle, die bestanden haben, können das KontaktIng-Studium dann in der Woche vom 20. März 2017 an der Hochschule Offenburg aufnehmen.