Hospiz-Umzug: Frage um Aids-Patienten noch unbeantwortet
Eine neue Trägerschaft, ein noch ungelöstes Problem und ein Abschied: Der Umzug des Hospiz »Maria Frieden« von Oberharmersbach nach Offenburg bringt einige Veränderungen mit sich. Nachdem sich die Parteien geeinigt haben, ist die drängendste Frage: Wohin mit den Aids-Patienten?
Abschied und Neubeginn liegen nah beieinander, wenn das Hospiz »Maria Frieden« im Juli 2017 unter der Trägerschaft der Vinzentiushaus Offenburg GmbH im Offenburger Vinzentiushaus eingerichtet wird. Bevor der Gebäudetrakt umgebaut wird, steht in der Offenburger Gemeinde »St. Ursula« ein schmerzlicher Abschied an: Die fünf Kreuzschwestern sagen im Januar »Lebewohl«. Mit ihrer Rückkehr ins Mutterhaus in Hegne endet eine 150-jährige Ära.
»Für uns wird das ein Einschnitt«, stellte Dekan Matthias Bürkle betroffen fest. Der Schritt komme aber nicht unerwartet: Hegne habe schon einige Zeit dahingehend Signale gesendet. Als die Verhandlungen über die Übernahme der Trägerschaft konkret geworden seien, habe man offen über die neue Situation gesprochen.
Bürkle informierte zusammen mit Schwester M. Michaela Bertsch, Generaloberin der Gengenbacher Franziskanerinnen, und Vinzentiushaus-Geschäftsführer Dirk Döbele über die weiteren Pläne.
Die Trägerschaft des Hospizes »Maria Frieden« soll zum 1. Juli 2017 von den Gengenbacher Franziskanerinnen auf die Vinzentiushaus Offenburg GmbH übergehen und von Oberharmersbach in die Kreisstadt umziehen (wir berichteten). 700 000 Euro werden investiert, um acht Hospizplätze einzurichten – zwei mehr als momentan zur Verfügung stehen. Mit den zusätzlichen Plätzen begegne man einem Mangel, unterstrich Döbele. In der Vergangenheit hätten Ortenauer ihre letzte Lebensphase außerhalb des Landkreises verbringen müssen. Die durchschnittliche Verweildauer auf einem Hospizplatz liegt bei 28 Tagen; die meist an Krebs erkrankten Patienten sind im Schnitt 55 Jahre alt.
»Die Abgabe tut weh«
Loslassen heißt es nicht nur für die Offenburger, sondern auch für die Gengenbacher Franziskanerinnen. »Sicher tut die Abgabe so eines Hauses weh«, sagte Bertsch. Den 185 Franziskanerinnen werde die Arbeit aber nicht ausgehen: Sie engagieren sich in der Fachschule für Sozialpädagogik, im neuen Kindergarten, in der Kunstwerkstätte und der Begegnungsstätte; nicht zuletzt gibt es die Häuser »Bethanien« und »La Verna« sowie Kooperationen in Freiburg.
Die Schwestern leisteten mit »Maria Frieden« Pionierarbeit: Als erstes Aids-Hospiz in Deutschland hatte es Vorbildcharakter, ist mittlerweile aber ein Exot. Der Grund: »Die Medizin hat sich entwickelt. Mit der richtigen Versorgung werden die Leute älter und leben zu Hause«, so Bertsch. Fünf Aids-Patienten wohnen – teilweise seit 18 Jahren – im Haus »Maria Frieden«.
Sie werden nicht nach Offenburg umziehen, da sie eine eigene Wohngruppe mit eigenem Anforderungsprofil benötigen. Die Uhr tickt: »Das Haus in Oberharmersbach wird 2019 nicht mehr anerkannt«, informierte Bertsch. So führe das Team nicht nur in der Region unter Hochdruck Verhandlungen, sondern auch in den Großräumen Berlin und Frankfurt. Das Hospiz »Maria Frieden« wird nach dem Umzug nicht nur seinen Namen behalten, sondern – geht es nach Döbele – auch die Mitarbeiter. Er würde gern alle 25 Beschäftigte übernehmen.