Ortenau
Immer unterwegs und nirgends zu Hause
Reinhard Reck
07. Februar 2003
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Straßenkinder findet man vielleicht in Berlin oder Hamburg, aber nicht in der Ortenau? Irrtum: Das Garagenprojekt des Ortenaukreises in Lahr und das Haus des Lebens in Offenburg-Rammersweiter bieten Straßenkids eine Zuflucht.
Ortenau (cw). »Natürlich kann man das nicht vergleichen mit Straßenkindern in Südamerika«, rückt Andreas Marrek vom Garagenprojekt in Lahr die Verhältnisse zurecht. Auch habe es sicher eine andere Qualität, in einer deutschen Großstadt Straßenkind zu sein. Aber im Garagenprojekt würden durchaus Jugendliche betreut, die nicht mehr zu Hause wohnen, sondern bei Freunden unterschlüpfen und deren Leben sich in der Clique auf der Straße abspielt, erläutert Marrek. Einer seiner Schützlinge habe beispielsweise über längere Zeit in einem Gartenhäuschen »gewohnt«.
Ziel des Projekts sei es, die Kinder (zwischen 13 und 17) zu beheimaten und sie mit einem Mix aus Schule sowie sozial- und werkpädagogischen Angeboten wieder schultauglich zu machen. In einer weiteren Gruppe werden im Garagenprojekt schwer vermittelbare 17- bis 25-Jährige wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt.
Im Haus des Lebens in Offenburg-Rammersweier finden überwiegend junge Mütter eine Zufluchtstätte, die durch die Schwangerschaft »bewusst« oder »unbewusst« den Ausstieg aus der Straßenkinderkarriere gesucht hätten, so Schwester Frumentia, Leiterin des Hauses. Sie definiert Straßenkinder als Kinder »zwischen« Elternteilen, Freunden und Schulen, die »zwischen« verschiedenen Orten unterwegs und nirgends zu Hause sind.
Dieses Zuhause wird ihnen im Haus des Lebens gegeben. Straßenkinder finden dort eine Anlauf- und Notschlafstelle oder gar einen Wohnplatz. Im Haus des Lebens können junge Mütter die Betreuung des Kindes und ihre Ausbildung miteinander verbinden. Es wird ein Hauptschulkurs angeboten, und im Hauswirtschaftsbereich wurden sechs Ausbildungsplätze geschaffen. Darüber hinaus, so Schwester Frumentia, gelinge es immer wieder, Schul- und Ausbildungsplätze außer Haus zu ermöglichen, so dass bei 20 Plätzen jährlich acht bis zehn Abschlüsse erlangt werden könnten.