Interview zur Eröffnung der Oberrheinmesse

»In allen Projekten ist Bewegung«

Christine Marklewitz
Lesezeit 5 Minuten
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27. September 2014
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Sandra Kircher ist 2002 als Trainee bei der Messe Offenburg-Ortenau gestartet, seit Anfang des Jahres ist sie Geschäftsführerin.

Sandra Kircher ist 2002 als Trainee bei der Messe Offenburg-Ortenau gestartet, seit Anfang des Jahres ist sie Geschäftsführerin. ©Ulrich Marx

Sandra Kircher ist das neue Gesicht an der Spitze der Messe Offenburg-Ortenau, doch am Standort selbst ist sie ein alter Hase. Die gebürtige Kölnerin startete in der Ortenau in die Branche – und sie nutzte ihre Chancen: Im vergangenen Jahr eröffnete die 34-Jährige die Oberrheinmesse noch als Interimsgeschäftsführerin, beim heutigen Auftakt der »Herbstmess« tritt sie als Alleingeschäftsführerin auf. Im Interview mit der Mittelbadischen Presse spricht Kircher über ihr erstes Jahr an der Spitze und das Potenzial des Standorts Offenburg.

Frau Kircher, wie haben Sie den Übergang ins neue-alte Amt empfunden?
Sandra Kircher: Von der Interimsgeschäftsführung in die alleinige Geschäftsführung gewählt zu werden, war eine Bestärkung – und mit der war es schön weiterzuarbeiten. Es war ein fließender Übergang und es macht viel Freude, Bestehendes und Neues im Team voranzutreiben.

Was hat sich für Sie persönlich verändert?
Kircher: Die Tatsache, dass ich deutlich öfter zur Reinigung muss (lacht). Natürlich haben sich die Abläufe im Privaten verändert. Aber ich achte darauf, dass ich Arbeitszeit und Freizeit in Balance bekomme.

Im Spannungsfeld zwischen den Standorten Freiburg, Karlsruhe und Straßburg: Wo steht da die Messe Offenburg-Ortenau?
Kircher: Jede Messegesellschaft hat ihr eigenes Profil und agiert am Markt – wir sind sozusagen unsere eigene Branche. Ich kann letztendlich nur für die Messe Offenburg sprechen und sagen, dass wir uns mit unserer konstant hohen Auslastung definitiv behaupten. Ein Vergleich ist schwierig, denn die Frage ist, was man vergleicht: die Größe, die Umsätze oder die Veranstaltungsanzahl? Wir haben uns alle ein starkes Profil erarbeitet.

Wie viele Veranstaltungen sind hier übers Jahr gesehen auf dem Gelände?
Kircher: Insgesamt haben wir 13 eigene Messen, hinzu kommen die zahlreichen Events, beziehungsweise die Hallenvermietungen. Wir hatten im vergangenen Jahr 314 Belegungstage. Aufs Kalenderjahr gesehen ist das eine sehr hohe Zahl. 

Prallen da Welten aufeinander? Die Messe will langfristig planen, die Veranstalter präferieren möglichst kurze Vorlaufzeiten.
Kircher: Das hängt von der Veranstaltungsgröße ab. Großproduktionen haben einen längeren Vorlauf. Wir planen jetzt schon auf 2030. Natürlich gibt es Veranstaltungen, die kurzfristig kommen, aber es ist nicht die Regel. Es ist ein Mix, bei dem wir auch die langfristigen Sicherheiten haben.

Ist die gute Auslastung ein Alleinstellungsmerkmal der Messe Offenburg-Ortenau?
Kircher: Jede Messe hat das Bestreben, ihre Kapazität nach oben zu ziehen. Das Gute hier in Offenburg ist, dass wir in allen Bereichen wachsen. Es kommt auf die Mischung an: Dass wir uns in allen Bereichen entwickeln und auf Marktsituationen gut reagieren können.

Welches Messesegment hat sich hier besonders stark entwickelt?
Kircher: Als ich 2002 bei der Messe Offenburg angefangen hatte, bestand das eigene Portfolio aus drei Messen.  Da hatten wir eine Oberrheinmesse, eine Eurocheval und eine Badische Weinmesse. Heute haben wir 13 eigene Messen – und in allen Projekten ist Bewegung.

Und wo geht die Reise der Messe Offenburg-Ortenau hin?
Kircher: Es geht darum, neue Projekte zu beginnen – und es geht auf der anderen Seite darum, Projekte, die bereits existieren, thematisch zu ergänzen. Zudem werden wir weiterhin den Vermietbereich ausbauen.

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Kann sich die Oberrheinmesse denn nach 76 Jahren überhaupt noch entwickeln?
Kircher: Die Oberrheinmesse ist nach wie vor unsere größte Messe auf dem Gelände und auch unsere einzige Mehrbranchenmesse. Eine Entwicklung ist durch ein attraktives Rahmenprogramm möglich. Aber das ist nicht alles, denn man darf den Kern einer Messe nie außer Acht lassen: Die Besucher kommen auch, weil sie die Aussteller treffen wollen. Die Oberrheinmesse ist eine Begegnungsstätte in der Region. Im Moment liegt die Oberrheinmesse gut im Kurs.

Das heißt, dieses Jahr wird die 80 000 Besucher-Marke wieder geknackt?
Kircher: 80 000 Besucher wären schön. Diese Besucher muss man aber auch erst mal gewinnen. Dass die Oberrheinmesse 2013 mehr als 80 000 Besucher angezogen hat zeigt: Sie trifft den Nerv. Wir dürfen uns dieses Werts auch bewusst sein.

Wie wollen Sie die jüngeren Leute begeistern?
Kircher: Eislaufhalle und der Freestyle-Contest wurden gut angenommen. Sie bringen die jungen Leute mit der Messe in Verbindung. Offenburg steht in den Tourneeplänen populärer Künstler – auch da ist die Halle voll.

Das schließt jetzt aber keine Messen ein.
Kircher: Doch! Ein Beispiel ist die Eurocheval: Das Thema Pferd bewegt. Gerade über unsere Social-Media-Kampagnen sieht man, wie sich die jungen Leute begeistern.

Kommen wir zur Infrastruktur der Messe Offenburg-Ortenau: Wie schätzen Sie diese ein?
Kircher: Wir haben ein großzügiges Freigelände, das bei unseren Veranstaltungen sinnvoll ist. Und wir haben eine Halleninfrastruktur, die darauf basiert, dass wir verschiedene Größen anbieten können. Wir können in einer kleinen Halle beginnen und die Veranstaltung wachsen lassen.

Da ist doch irgendwann das Ende erreicht.
Kircher: Wir sind keine Insel und müssen uns natürlich ständig weiterentwickeln: die Infrastruktur, technisches Equipment, unsere ganze Ausrüstung. Die Gebäude sind die Schale des Messebetriebs. Wenn wir uns die Wachstumsschübe anschauen, werden wir an Kapazitätsgrenzen kommen. Punktuell ist das bereits der Fall, so dass wir einige Gastveranstaltungen leider nicht realisieren können. Unsere eigenen Projekte wachsen ja auch weiter. Mit der »Bauen und Wohnen« mit »Gartenzeit« sind wir beispielsweise in der Ortenauhalle und der Baden-Arena. Sobald die dritte Halle angebunden ist, wird es eng. Und dann ist eine Erweiterung ein sinnhaftes Rechenmodell.

Gibt es schon Pläne?
Kircher: Es ist noch nichts spruchreif – aber natürlich gibt es Ideen.

Eine persönliche Frage zum Schluss, was ist Ihre größte Stärke?
Kircher: Ich glaube, dass eine meiner größten Stärken Mut ist.

Die größte Schwäche?
Kircher (lacht): Das ist Schokolade.

Zur Person

Eigengewächs Sandra Kircher

Die neue Geschäftsführerin Sandra Kircher (34 Jahre) ist ein Eigengewächs der Messe Offenburg-Ortenau. Die gebürtige Kölnerin war 2002 in das Unternehmen eingetreten und absolvierte dort als Trainee ihr Studium für Betriebswirtschaft. Nach Abschluss des Studiums 2005 arbeitete sie im Messebereich unter anderem an der Geotherm, die 2007 erstmals ausgerichtet worden war und heute die größte Geothermiemesse Europas ist. In sieben Jahren hat Kircher den Fachmessebereich zu einem Portfolio von sechs Fachmessen mit Kongress aufgebaut.

Nach dem überraschenden Weggang des Messegeschäftsführers Hanno Fecke im vergangenen Jahr übernahm Sandra Kircher Ende Juli 2013 die Interimsgeschäftsführung. Mitte Januar 2014 wurde sie vom Aufsichtsrat der Messe Offenburg-Ortenau GmbH im Amt der Alleingeschäftsführerin bestätigt. Kircher lebt in Offenburg.

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