Unterharmersbach

Gäste aus Israel in der Pension Mattenhof unerwünscht?

Dietmar Ruh
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31. Oktober 2016
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Der Mattenhof in Zell-Unterharmersbach bietet Urlaub in bäuerlicher Umgebung. Durch eine Absage an israelische Urlaubswillige geriet er nun in die Schlagzeilen.

Der Mattenhof in Zell-Unterharmersbach bietet Urlaub in bäuerlicher Umgebung. Durch eine Absage an israelische Urlaubswillige geriet er nun in die Schlagzeilen. ©Dietmar Ruh

Israelis unerwünscht? Die Absage einer Buchung an vier israelische Familien, die in der Unterharmersbacher Ferienpension Mattenhof im nächsten Jahr Urlaub machen wollten, ruft seit Samstag eine ungeahnt heftige Reaktion in den sozialen Medien und darüber hinaus hervor. Die Betreiberfamilie meldet sich nun mit einer Entschuldigung zu Wort.

Ein Satz in Englisch über die Buchungs-Plattform booking.com hat im Internet einen wahren Shitstorm ausgelöst: "We don't want have Guests from Israel, because our appartements are Not for them", schrieb die Familie Schmider von der Unterharmersbacher Ferienpension Mattenhof an vier israelische Familien, die bei ihnen Urlaub buchen wollten. Diese als israelfeindlich zu wertende Aussage zog Kreise. Sogar die "Jerusalem Post" berichtet auf ihrer Internetseite, dass Israelis der Urlaub im idyllischen Harmersbachtal verweigert wurde.

Über die Buchungsplattform booking.com hatte Familie Schmider vom Mattenhof den potenziellen Gästen auf Englisch mit "We don't want have Guests from Israel, because our appartements are Not for them" geantwortet. Frei übersetzt: "Wir wollen keine Gäste aus Israel, unsere Appartments stehen für sie nicht zur Verfügung".  Das klingt und ist israelfeindlich. Eine der Familien hat die Antwort aus Zell ins Netz gestellt, was eine enorme Reaktion in den sozialen Medien hervorgerufen sowie bundesweit das Medieninteresse geweckt hat. 

Betreiberfamilie ist völlig erschüttert
Die Schmiders selbst sind darüber erschüttert und betonen, es handle sich um einen Übersetzungsfehler. Barbara und Edgar Schmider haben sich anwaltlichen Beistand geholt, denn sie wollten nach eigener Aussage mitnichten jemand ausgrenzen, beleidigen oder gar Gefühle verletzen. Rechtsanwalt Samy Hammad aus Offenburg vertritt die Schmiders und betont: "Die Familie ist völlig erschüttert. Der Fehler liegt tatsächlich in der Übersetzung ins Englische. Der Hof war zum gewünschten Zeitpunkt einfach ausgebucht und die Schmiders wollten das den Israelis mitteilen". Zugegebenermaßen mit Worten auf Englisch, die man nur missverstehen kann. Das wiederum habe laut Hammad daran gelegen, dass ausnahmsweise nicht die Tochter, die gut Englisch kann, die Anfrage beantwortete, sondern ein anderes Familienmitglied. Und dessen Englischkentnisse waren offensichtlich nicht besonders gut.

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Gratis-Urlaub als Wiedergutmachung
"Es tut der Familie Schmider furchtbar leid. Vor allem, da schon viele, viele Gäste aus Israel in der Vergangenheit auf dem Mattenhof Urlaub gemacht haben", so Hammad. "Allein in diesem Jahr waren 60 bis 80 Gäste aus Israel auf dem Mattenhof." Als Entschuldigung bieten die Schmiders den vier betroffenen Familien aus Israel an, im nächsten Jahr kostenlos eine Woche Urlaub auf dem Mattenhof zu verbringen. "Sie würden sich sehr freuen, wenn die Gäste das Angebot annehmen würden", so der Rechtsanwalt.

Was geschrieben wurde und im weltweiten Netz steht, kann natürlich nicht ungeschehen gemacht werden. Das weiß auch Samy Hammad. Aber er betont, dass "es so nicht gesagt hätte werden sollen". Es sei eine ganz unglückliche Geschichte. Und diese unglückliche Geschichte, sprich dieser eine Satz, hat den Mattenhof mit einem Schlag weltweit in die Schlagzeilen gebracht. Und auch über den Schmiders selbst brach laut Anwalt ein "furchtbarer Shitstorm zusammen". Das äußerte sich in rechtsradikalen und beleidigenden Kommentaren über die sozialen Medien und auch der Anrufbeantworter quelle über vor unschönen Nachrichten.

Bürgermeister schaltet sich ein
Zells Bürgermeister Günter Pfundstein erfuhr per Mail von der Sache. Die Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier (SPD) aus Nordrhein-Westfalen hatte Pfundstein auf seinem Privat-Account angeschrieben und über den "unglaublichen Vorgang" in seiner Stadt informiert. Nicht nur deshalb, sondern um den Ruf der weltoffenen Urlaubsstadt Zell am Harmersbach zu wahren, gab die Stadt zu den Vorgängen eine Presseerklärung ab (siehe unten). Demnach habe man den Ferienhof zunächst aus dem Gästeverzeichnis herausgenommen und das Gerspräch mit der Familie gesucht. Zell am Harmersbach sei weltoffen und Feriengäste aller Nationen herzlich willkommen, hieß es weiter.

Den Ferienhof Mattenhof gibt es in Unterharmersbach bereits seit vielen Jahren, erklärt Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner. Die Pension ist sehr familiär geprägt und setzt auf eine bäuerliche Atmosphäre beim Urlauben. So betreibt die alteingesessene Unterharmersbacher Familie Schmider auch eine Landwirtschaft im Nebenerwerb. 22 Betten stehen in Hof und Gästehaus zur Verfügung, einige davon mit hohem Standard. Gerade diese höherwertigen Zimmer werden von ausländischen Gästen bevorzugt und eben diese waren zum Zeitpunkt der Anfrage bereits ausgebucht, so Edgar Schmider. 

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