»Jeder Preis hat seinen Preis«
Gengenbach/Ortenau. Ortstermin am Freilandstall des Geflügelhofs Zapf in Gengenbach-Schönberg. Hier, sagt Eigentümer Martin Zapf und schaut aufs großzügige Freigehege, gibt es glückliche Freilandhühner zu sehen. Tausende – eigentlich–, doch bleibt das Gros des Federviehs ob der Temperaturen heute lieber im Stall. »Zu kalt«.
Es sind keine Bio-Hühner, die hier gackernd umherstreuen – »die leben in Neuried-Altenheim bei unserem Partner Rohrburger Biohof Adam«, sagt Zapf. Viermal 3000 an der Zahl. Und jedes ihrer Eier bekommt beim Stempelaufdruck die Ziffer »0« vorangestellt – das Zeichen für Bio-Eier.
Der Skandal-Schatten
In Niedersachsen sorgten nun jüngst Geflügelwirte für einen Skandal, weil Freilandeier falsch deklariert in den Kartons für Bio-Eier landeten. »Kein gesundheitgefährdendes Problem für die Verbraucher«, betont Zapf. Auch Freilandeier unterliegen harten Erzeuger-Auflagen, die wesentlichen Unterschiede zum ökologischen Erzeugnis liegen beim Futter (Bio-Hennen bekommen Bio-Futter) und beim Bodenplatz im Stall: »In Freilandställen kommen neun Hühner auf einen Quadratmeter, in Bio-Ställen nur sechs.« Die ständige Auslaufmöglichkeit (vier Quadratmeter pro Henne) muss bei beiden Haltungsarten gewährleistet sein.
Trotzdem: Der Vorfall in Norddeutschland wirft einen Schatten auf die gesamte Eier-Produktion. »Der Konsument wird getäuscht, bekommt nicht das, was er gekauft hat.« Und stünden das Lebensmittel Hühnerei und der Begriff »Skandal« erst gemeinsam in einer Schlagzeile, habe man eben den Salat. »Diese schwarzen Schafe der Branche machen uns seriös arbeitenden Landwirten das Leben schwer«, klagt der 41-jährige Gengenbacher.
Eine Teilschuld spricht er aber auch dem Produktionssystem an sich und damit letztlich auch den Verbrauchern zu. »Ein Preis hat immer seinen Preis«, habe neulich ein Lebensmittelmarkt-Chef zu Zapf gesagt. Gesellschaftskritik in Zeiten von »Geiz ist geil« auf dem Lebensmittelmarkt. Wo Ehrlichkeit und Transparenz kaum Gewinne abwerfen, sind »krumme Dinger« eine Frage der Zeit.
Gutes aus der Region
Doch bürgten gerade baden-württembergische Eier mit der Herkunftskennung 08 für Qualität, beruhigt Martin Zapf. Er glaubt: »Das liegt auch an unserer Mentalität: Diese Massenproduktion, die gibt es bei uns im Süden nicht. Wir sind bäuerlicher strukturiert und legen da auch Wert drauf.« Und dass jedes Ei im richtigen Karton lande, darüber wache beim Geflügelhof Zapf der Verein KAT (Verein für kontrollierte alternative Tierhaltung) mit Argusaugen. KAT sorgt für die Überwachung der Eier sowie die konsequente Erfassung der Warenbewegungen.
Zapfs Tipp für alle Eier-Liebhaber lautet daher: »Wer sichergehen will, achtet beim Einkauf auf die Herkunftsziffer 08.«
Hintergrund: Sechs Fakten über Eier
1. Die Gewichtsklassen - XL (sehr groß): 73 Gramm und mehr ; L (groß): 63 Gramm bis <73 Gramm; M (mittel): 53 Gramm bis <63 Gramm; S (klein): <53
2. Eiklar und Eiweiß - Eiklar wird fälschlicherweise oft Eiweiß genannt. Dabei besteht Eiklar hauptsächlich aus Wasser und nur aus etwa zehn Prozent Eiweiß.
3. Braun oder weiß? - Die Farbe eines Eies hängt von der Hühnerrasse ab. Die Farbe der Eierschale sagt nichts über Geschmack oder den Gesundheitswert aus.
4. Der Geschmack - Nach dem Legen entwickelt sich in den ersten sieben Tagen das Ei-Aroma – stark abhängig vom Futter. Frisch gelegte Eier haben noch keinen typischen Geschmack.
5. Richtige Lagerung - Eier am besten kühl, dunkel und trocken lagern. Eier nicht waschen oder abwischen: Die natürliche Schutzschicht der porenreichen Eischale kann durch Feuchtigkeit verletzt werden. Im Kühlschrank bleiben rohe Eier bis zu vier Wochen frisch.
6. Der Frische-Test - Ein frisches Ei verursacht beim Schütteln kein Geräusch. Frische Eier sinken in einem Glas Wasser nach unten. Ältere Eier steigen wegen der größeren Luftkammer mit dem stumpfen Ende nach oben.