Kampfhundearena: Keine Spur des 52-Jährigen
Der Fall beschäftigt die Ortenau noch immer, obwohl er schon zwei Jahre zurückliegt: In Ettenheim-Altdorf waren im April 2012 neben einer Marihuana-Plantage elf Pitbulls und eine professionell ausgestattete Kampfhundearena ausgehoben worden. Eine Bestandsaufnahme.
Der Bungalow scheint unbewohnt, die Lagerhalle ist geschlossen: Seitdem die Polizei vor zwei Jahren das Gelände in Ettenheim-Altdorf durchsucht hatte, ist das Anwesen verwaist. In Haus und Hof waren die Beamten 2012 auf elf teilweise angekettete Pitbull Terrier gestoßen. Trainingsequipment für den Kampf in der Hundearena (Pit) und eine voll ausgestattete Kampfstätte samt Bewirtungsmöglichkeit zählten zum verstörenden Fund. Im Untergeschoss einer Lagerhalle stießen die Polizisten auf eine Marihuana-Plantage mit 450 Pflanzen. Die Ernte – drei Kilogramm Marihuana – lagerte dort ebenfalls.
Der zwischenzeitlich 52-jährige Besitzer des Anwesens ist seit diesem Tag untergetaucht. Er ist der Hauptverdächtige in dem Fall. Die Gerüchteküche brodelt sowohl in Altdorf als auch im 25 Kilometer entfernten Wohnort des Ortenauers: Hinter vorgehaltener Hand wird getuschelt, dass er sich in Thailand aufhalten soll. »Wo der Mann ist, wissen wir nicht«, sagt Oberstaatsanwalt Michael Mächtel von der Staatsanwaltschaft Freiburg. Der Mann werde per internationalem Haftbefehl gesucht.
Die Polizei hat die Ermittlungen abgeschlossen: »Wir haben alles für eine Anklage aufgenommen«, informiert Patrick Bergmann, Sprecher der Polizeidirektion Offenburg. Der Fall sei an die Staatsanwaltschaft Freiburg übergeben worden. »Die Fakten sind anklagereif«. Nur der Verdächtige entzieht sich dem Arm des Gesetzes.
Doch welche Strafen drohen ihm überhaupt? Ein Teil des Verfahrens ist bereits von der Staatsanwaltschaft Freiburg eingestellt worden: »Es waren keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz erkennbar«, begründet Mächtel. Die Sache sei als Ordnungswidrigkeit eingestuft und an das Landratsamt Ortenaukreis als Bußgeldbehörde weitergeleitet worden. Der Drogenanbau wiegt schwer. »Das ist ein Verbrechenstatbestand«, unterstreicht Mächtel. Hier drohten maximal 15 Jahre Haft.
Während die Beweise in der Assavatenkammer der Ermittlungsbehörden gelagert sind, stand das Leben der Pitbulls in den Wochen nach dem Fund auf dem Prüfstand. Nachdem sie die Polizei auf dem Gelände gefunden hatte, wurden sie vom Veterinäramt an die Ortenauer Tierheime übergeben.
Pitbulls zählen zu den sogenannten Listenhunden. Die Tiere mussten zuerst den Wesenstest durchlaufen, bevor überhaupt an eine Vermittlung gedacht werden durfte.
Die damalige Einschätzung von Judith Delong vom Veterinäramt im Landratsamt hatte sich bewahrheitet: Sie war im April 2012 davon ausgegangen, dass die jungen Tiere noch keine Kampferfahrung gesammelt haben. Nur einen älteren Hund schätzte sie damals als kritisch ein. Dieser schaffte auch den Wesenstest im zweiten Anlauf nicht und musste eingeschläfert werden. Diese Auskunft gibt das Landrats-amt Ortenaukreis.
Und die anderen Tiere? »Die sind gut vermittelt worden«, sagt Stefanie Thomsen vom Offenburger Tierheim sybillinisch. Mehr Infos gibt sie nicht: Grund sei der hohe Wert der Tiere. In Kennerkreisen seien die vierbeinigen Athleten begehrt – die Gefahr zu groß, dass eines der Tiere gestohlen werde.
Mehr Einblick gewährt das Landratsamt: Die Pitbulls seien in enger Absprache mit dem Tierheim an neue Halter abgegeben worden. Erster Schritt, einen dieser Listenhunde vermittelt zu bekommen, ist ein unauffälliges Führungszeugnis. Weiter müssen die Aspiranten viel Erfahrung in der Hundehaltung und ein geeignetes Umfeld nachweisen.
»Das Veterinäramt, das Heim und die Halter sind in stetem Kontakt«, signalisiert Kai Hockenjos, Pressesprecher im Landratsamt Ortenaukreis. Dass die Hundehalter anonym bleiben, sei aber vielmehr der Tatsache geschuldet, »dass Ruhe in die Sache kommt«. Natürlich seien die Halter über die Vergangenheit ihrer Gefährten informiert worden. Zwei Pitbulls waren noch mal im Tierheim abgegeben worden. »Aber auf keinen Fall wegen Aggressionen«, betont Hockenjos. Sie seien zwischenzeitlich wieder vermittelt worden.