Ortenau

»Kirchturmdenken aufgeben«

Reinhard Reck
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21. Dezember 2004
Landrat Klaus Brodbeck hat die Absicht der baden-württembergischen Landesregierung kritisiert, die Tourismusförderung ab dem kommenden Jahr zu halbieren. Es stehe ohnehin nur wenig Geld für Werbekampagnen für den Schwarzwald zur Verfügung, so Brodbeck, der im Januar sein Amt als Aufsichtsratschef der Schwarzwald Tourismus GmbH abgeben wird.
Ortenau. Zum 1. Januar 2006 sollen die drei regionalen Gemeinschaften für die Tourismuswerbung der in Freiburg ansässigen Schwarzwald Tourismus GmbH eingegliedert werden. Das erklärte der Ortenauer Landrat Klaus Brodbeck, bis Januar Aufsichtsratsvorsitzender dieser Dachorganisation, gestern vor der Presse. Die betroffenen Einrichtungen - die Touristik Nördlicher Schwarzwald, die Mittlerer Schwarzwald Tourismus GmbH und der Tourismusverband Südlicher Schwarzwald - werden dann nur noch als »rechtliche Hüllen« bestehen bleiben. Mit dieser Umstrukturierung will man nicht nur Geschäfts- und Verwaltungskosten einsparen, wie der Landrat betonte. Es werde auch leichter, gemeinsame Akzente zu setzen, von denen alle 250 Schwarzwaldkommunen profitieren können. Diese Vereinheitlichung wird wohl auch die Schließung einiger Geschäftsstellen zur Folge haben. Man erwäge, das Offenburger Büro der Mittlerer Schwarzwald Tourismus GmbH aufzugeben, während die Geschäftsstelle in Villingen-Schwenningen erhalten bleiben soll. »Wichtig ist, das Kirchturmdenken aufzugeben«, erklärte der scheidende Aufsichtsratschef. Die Tourismus-Verantwortlichen in der Urlaubsregion sollten »mit einer Stimme sprechen«. Immerhin würde man mit dem Tourismus im Schwarzwald einen jährlichen Bruttoumsatz von insgesamt fünf Milliarden Euro erzielen. 140 000 Vollzeit-Arbeitsplätze würden davon direkt und 420 000 indirekt abhängen. Wie Brodbeck deulich machte, gelte der Schwarzwald zwar nach wie vor als klassisches Urlaubsgebiet. Man habe sich aber neuen Herausforderungen zu stellen. Der Trend gehe zu Kurzurlauben, was oft ein Sinken der Übernachtungszahlen zur Folge habe. So hat man in der Zeit zwischen Januar und September 2004 mit knapp 4,4 Millionen Ankünften von Gästen zwar ein Plus von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum verbucht. Gleichzeitig sank aber die Zahl der Übernachtungen um 1,3 Prozent auf rund 14,3 Millionen. Die Aufenthaltsdauer betrug in dieser Zeit durchschnittlich 3,3 Tage. Der Schwarzwald entwickle sich immer mehr zu einem Ziel für den »Zweit- oder Dritturlaub im Jahr«, so der Chef der Kreisverwaltung - nicht für den großen Urlaub, den nach Berechnungen von Forschern 70 Prozent der Deutschen im Ausland verbringen. Angesichts dieser Entwicklung hält Brodbeck die Pläne des Landes für falsch, die Tourismusförderung ab dem kommenden Jahr um die Hälfte zu kürzen. Nicht nur die laufenden Pauschalen an Fremdenverkehrsgemeinden sollen von acht auf vier Millionen Euro jährlich gestutzt werden. Dasselbe soll auch mit den so genannten projektbezogenen Fördermitteln geschehen, wobei die Verhandlungen allerdings noch nicht abgeschlossen sind. Der Landrat machte deutlich, dass man ohnehin relativ wenig Geld für Werbeaktionen hat. Die Schwarzwald Tourismus GmbH hat nur ein PR-Budget von jährlich 300 000 Euro. Hinzu kommen die Gelder der regionalen Tourismusgemeinschaften. Ein Gebiet wie Tirol (40 Millionen Übernachtungen jährlich) habe einen Werbeetat von 16 bis 18 Millionen. Für wichtig hält der Landrat eine Verbesserung des Internetangebotes, so dass man über die Schwarzwald Tourismus GmbH Unterkünfte »direkt vom Wohnzimmer aus« den Kontakt zum Gastwirt bekommen kann. Nicht zuletzt will man sich auch bei der bundesweiten Werbekampagne anlässlich der 2006 in Deutschland stattfindenden Fußballweltmeisterschaft einklinken. Turnusmäßig wird Jochen Glaeser, Landrat des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald, im Januar das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden bei der Schwarzwald Tourismus GmbH übernehmen.

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