Kunstherz-OP: So lief der lebensrettende Eingriff
Zum ersten Mal hat ein herzkranker Patient im Mediclin-Herzzentrum in Lahr ein künstliches Herz eingepflanzt bekommen – und zwar völlig ungeplant: Der Zustand des Patienten sei so schlecht gewesen, dass er nicht in ein anderes Klinikum verlegt werden wollte. Der Eingriff musste in Lahr geschehen.
Bozidar Bulic kann schon wieder lachen. »Mir geht es super«, sagte der gebürtige Kroate am Mittwoch im Mediclin-Herzzentrum in Lahr vor mehreren Journalisten. Am 14. Oktober hatte er ein künstliches Herz eingepflanzt bekommen – es war nach Angaben von Mediclin der erste Eingriff dieser Art in Lahr. »Ich bin stolz, der Erste zu sein. Aber es hätte mich auch gefreut, wenn ich nicht der Erste gewesen wäre«, sagte der 55-Jährige schmunzelnd.
»Es ist eine kleine Sensation«, fasste Chefarzt Ralf Sodian zusammen. Er ist seit dem 1. April am Lahrer Herzzentrum beschäftigt und hat den Eingriff ausgeführt. »Klein« sei diese Sensation deshalb, weil Sodian selbst in der Vergangenheit schon knapp 40-mal eine solche Operation gemacht habe – darunter auch bei nur wenigen Wochen alten Kleinkindern. »Die Herausforderung bestand eher darin, ob unser Team in Lahr eine solche Operation stemmen kann«, erklärte Sodian. Das sei – trotz der Premiere – reibungslos gelungen.
Aus der Not heraus
Eigentlich sei Bulic von seinem Kardiologen in Biberach an der Riß nach Lahr geschickt worden, um an einer Herzklappe operiert zu werden. »Bei der genauen Untersuchung zeigte sich aber, dass das Herz von Herrn Bulic in einem katastrophalen Zustand war«, erzählte Sodian. Trotz medizinischer Versorgung sei es Bulic immer schlechter gegangen. »Der Druck auf uns wurde mit jedem Tag größer.« Dann sei die Entscheidung für das lebensrettende Kunstherz gefallen.
Wegen seines kritischen Gesundheitszustands wollte sich Bulic jedoch nicht in ein anderes Klinikum verlegen lassen. Die OP musste also in Lahr geschehen. »Wir haben für 85 000 Euro das Kunstherz in Vorleistung angeschafft«, berichtete Sodian. Weitere knappe 15 000 Euro habe die Klinik in die benötigte Technik investiert.
Sechs Stunden habe die OP gedauert. Dabei sei nicht das Herz ersetzt, sondern das Kunstherz als mechanische Pumpe in die linke Herzkammer implantiert worden. »Das kleine Gerät wird auf den Herzmuskel genäht und pumpt mit einer elektromagnetischen Turbine das Blut in die Aorta«, erklärte Sodian.
Ein Kabel führt aus Bulics Bauchdecke heraus zur Steuereinheit und dem Akku. Dieser müsse »alle paar Stunden« aufgeladen werden, erklärte Sodian. Sonst werde es für den Patienten lebensbedrohlich. Langfristig warte Bulic auf ein Spenderherz, »aber dafür hat er jetzt erstmal lange Zeit«, unterstrich der Chefarzt. Mit der Pumpe könnten Patienten jahrelang leben.
Die Energie ist zurück
Bozidar Bulic war in Begleitung seiner Frau Tomislava bis Mittwoch in der Klinik. Am Donnerstag hat seine dreiwöchige Reha in der Mediclin-Klinik in Königsfeld im Schwarzwald begonnen. Danach geht es zurück in die Heimat Kroatien, wo er weiterhin medizinisch betreut werde. »Ich freue mich darauf, wieder auf meinen Olivenberg zu gehen«, sagte Bulic am Mittwoch. Endlich werde er auch wieder Rad fahren können. »Das war überhaupt nicht mehr möglich«, berichtete seine Frau.
Ralf Sodian habe derweil noch keine weitere Kunstherz-OP auf seiner Terminliste. Das müsse sich in Lahr erst noch etablieren. »Nach dieser OP habe ich fünf Nächte lang in der Klinik geschlafen, um den Patienten zu überwachen«, erzählte der 46-Jährige schmunzelnd. »Beim nächsten Mal sind es dann hoffentlich nur noch drei Nächte – und danach gar keine mehr.«