Lahr

Kunstherz-OP: So lief der lebensrettende Eingriff

Bastian André
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
13. November 2015

(Bild 1/3) Bozidar Bulics Herz wird jetzt durch ein Kunstherz unterstützt. In der Tasche vor ihm liegt der Akku, der das kleine Gerät mit Strom versorgt. Er muss mehrmals am Tag geladen werden, sonst wird es für Bulic lebensbedrohlich. ©Bastian André

Zum ersten Mal hat ein herzkranker Patient im Mediclin-Herzzentrum in Lahr ein künstliches Herz eingepflanzt bekommen – und zwar völlig ungeplant: Der Zustand des Patienten sei so schlecht gewesen, dass er nicht in ein anderes Klinikum verlegt werden wollte. Der Eingriff musste in Lahr geschehen.

Bozidar Bulic kann schon wieder lachen. »Mir geht es super«, sagte der gebürtige Kroate am Mittwoch im Mediclin-Herzzentrum in Lahr vor mehreren Journalisten. Am 14. Oktober hatte er ein künstliches Herz eingepflanzt bekommen – es war nach Angaben von Mediclin der erste Eingriff dieser Art in Lahr. »Ich bin stolz, der Erste zu sein. Aber es hätte mich auch gefreut, wenn ich nicht der Erste gewesen wäre«, sagte der 55-Jährige schmunzelnd.

»Es ist eine kleine Sensation«, fasste Chefarzt Ralf Sodian zusammen. Er ist seit dem 1. April am Lahrer Herzzentrum beschäftigt und hat den Eingriff ausgeführt. »Klein« sei diese Sensation deshalb, weil Sodian selbst in der Vergangenheit schon knapp 40-mal eine solche Operation gemacht habe – darunter auch bei nur wenigen Wochen alten Kleinkindern. »Die Herausforderung bestand eher darin, ob unser Team in Lahr eine solche Operation stemmen kann«, erklärte Sodian. Das sei – trotz der Premiere – reibungslos gelungen.

Aus der Not heraus

Eigentlich sei Bulic von seinem Kardiologen in Biberach an der Riß nach Lahr geschickt worden, um an einer Herzklappe operiert zu werden. »Bei der genauen Untersuchung zeigte sich aber, dass das Herz von Herrn Bulic in einem katastrophalen Zustand war«, erzählte Sodian. Trotz medizinischer Versorgung sei es Bulic immer schlechter gegangen. »Der Druck auf uns wurde mit jedem Tag größer.« Dann sei die Entscheidung für das lebensrettende Kunstherz gefallen.

Wegen seines kritischen Gesundheitszustands wollte sich Bulic jedoch nicht in ein anderes Klinikum verlegen lassen. Die OP musste also in Lahr geschehen. »Wir haben für 85 000 Euro das Kunstherz in Vorleistung angeschafft«, berichtete Sodian. Weitere knappe 15 000 Euro habe die Klinik in die benötigte Technik investiert.

- Anzeige -

Sechs Stunden habe die OP gedauert. Dabei sei nicht das Herz ersetzt, sondern das Kunstherz als mechanische Pumpe in die linke Herzkammer implantiert worden. »Das kleine Gerät wird auf den Herzmuskel genäht und pumpt mit einer elektromagnetischen Turbine das Blut in die Aorta«, erklärte Sodian.

Ein Kabel führt aus Bulics Bauchdecke heraus zur Steuereinheit und dem Akku. Dieser müsse »alle paar Stunden« aufgeladen werden, erklärte Sodian. Sonst werde es für den Patienten lebensbedrohlich. Langfristig warte Bulic auf ein Spenderherz, »aber dafür hat er jetzt erstmal lange Zeit«, unterstrich der Chefarzt. Mit der Pumpe könnten Patienten jahrelang leben.

Die Energie ist zurück

Bozidar Bulic war in Begleitung seiner Frau Tomislava bis Mittwoch in der Klinik. Am Donnerstag hat seine dreiwöchige Reha in der Mediclin-Klinik in Königsfeld im Schwarzwald begonnen. Danach geht es zurück in die Heimat Kroatien, wo er weiterhin medizinisch betreut werde. »Ich freue mich darauf, wieder auf meinen Olivenberg zu gehen«, sagte Bulic am Mittwoch. Endlich werde er auch wieder Rad fahren können. »Das war überhaupt nicht mehr möglich«, berichtete seine Frau.

Ralf Sodian habe derweil noch keine weitere Kunstherz-OP auf seiner Terminliste. Das müsse sich in Lahr erst noch etablieren. »Nach dieser OP habe ich fünf Nächte lang in der Klinik geschlafen, um den Patienten zu überwachen«, erzählte der 46-Jährige schmunzelnd. »Beim nächsten Mal sind es dann hoffentlich nur noch drei Nächte – und danach gar keine mehr.«

Weitere Artikel aus der Kategorie: Ortenau

vor 13 Stunden
Ortenau
Im Fall der Brandserie in Kehl-Neumühl im Sommer 2023 startet am Mittwoch der Gerichtsprozess. Was den jungen Mann bei einer Verurteilung erwartet, hat die Staatsanwaltschaft Offenburg auf Anfrage mitgeteilt.
vor 13 Stunden
Ortenau
Die Krise der Baubranche wird nach Ansicht des Offenburger Sanierungsberaters Cornelius Nickert noch Jahre dauern. Er rechnet mit weiteren Insolvenzen in der nächsten Zeit.
vor 18 Stunden
Raum Offenburg
Ende Februar haben Unbekannte im Offenburger Industriegebiet ein Zigarettenautomat gesprengt. Jetzt wurde gegen einen 25 Jahre alten Mann ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ein 23-Jähriger sitzt in der Justizvollzugsanstalt.
Im August und September 2023 hatte eine Brandserie das Dorf Neumühl erschüttert.
vor 22 Stunden
22-jähriger Beschuldigter aus Kehl
Ein 22-Jähriger aus Kehl muss sich ab Mittwoch, 20. März, vor dem Amtsgericht Offenburg verantworten. Er steht im Verdacht, für die Brandserie in Kehl-Neumühl im August und September 2023 verantwortlich zu sein. 
Der Umwelt- und Technikausschuss des Ortenauer Kreistags hat in seiner jüngsten Sitzung das Thema Digitalfunk diskutiert. 
18.03.2024
Kreistag-Ausschuss hat darüber beraten
Nachdem der Umwelt- und Technikausschuss des Ortenauer Kreistags darüber debattiert hat, steht jetzt fest: Es wird einen Rahmenvertrag für günstige Konditionen beim Feuerwehr-Digitalfunk in der Ortenau geben.
"Handwerksunternehmen des Jahres 2024": Der Oberkircher Zimmerer- und Dachdecker-Betrieb "Frammelsberger" wurde ausgezeichnet.
17.03.2024
Als Unternehmen des Jahres geehrt
Die Handwerkskammer Freiburg hat herausragende Unternehmen ausgezeichnet: Darunter "Frammelsberger Ingenieur-Holzbau" in Oberkirch und "Fleig Versorgungstechnik" in Hausach.
Insekten geht zunehmend die Nahrung aus. Und weil Insektenpopulationen immer weiter zurückgehen, finden auch Vögel weniger Futter für ihren Nachwuchs. Dieser Vogel auf einem Feld bei Legelshurst war bei seiner Futtersuche aber erfolgreich. 
17.03.2024
Ortenau
Eine Leserin aus Durbach-Ebersweier vermisst in ihrem Naturgarten die Vögel. Ob und wie diese Beobachtung mit Glyphosat zusammenhängen könnte, erklären Ortenauer Naturschutzverbände.
Die B33 musste bei Gengenbach-Fußbach infolge des Unfalls voll gesperrt werden, auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz.
17.03.2024
Rettungshubschrauber war im Einsatz
Auf der B33 bei Gengenbach-Fußbach ist es am Sonntagvormittag zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen. Bei einem Frontalzusammenstoß zweier Autos starb eine 85-Jährige noch an der Unfallstelle. Ein Rettungshubschrauer war im Einsatz, die B33 musste voll gesperrt werden.
Will weiter wachsen: Die Volksbank – Die Gestalterbank, ehemals Volksbank in der Ortenau und Volksbank Schwarzwald Baar Hegau, will erneut fusionieren. Die Bilanz für 2023 fiel trotz schwieriger Rahmenbedingungen positiv aus.
16.03.2024
Vorstand wird weiblicher
Die Volksbank – Die Gestalterbank konnte ihr Wachstum fortsetzen. 2023 stieg die Bilanzsumme auf 11,91 Milliarden Euro. Bereits zum 1. Januar will man mit einer weiteren Bank fusionieren.
Unterwegs in der Nationalparkregion: Mit diesem Bus gelangt man von Baden-Baden aus ins Nationalparkzentrum am Ruhestein. Abgesehen von dieser Verkehrslinie hat die Bäderstadt aber kaum etwas mit der Nationalparkregion zu tun – sie möchte nach wie vor nicht in der GmbH vertreten sein.
15.03.2024
Ortenau
27 Gemeinden möchten zusammen ein unschlagbares touristisches Angebot in der Nationalparkregion Schwarzwald bieten. Ausgerechnet Touri-Magnet Baden-Baden ist nicht mit an Bord.
An der Nato-Rampe in Schwanau-Nonnenweier werden seit einem Jahr regelmäßig Autos aufgebrochen.
15.03.2024
Diebstahlserie
Immer wieder sind an der L100 in Nonnenweier Fahrzeuge aufgebrochen worden. An der Nato-Rampe warnen mittlerweile Schilder und Flyer vor der Gefahr. Die Polizei sucht zudem Zeugen.
15.03.2024
Nach Frontalkollision
Zu einem Unfall ist es am Freitagmittag in der Durbacherstraße in Rammersweier gekommen. Zwei Menschen wurden dabei schwer verletzt. Zudem musste die Straße wegen der Unfallaufnahme voll gesperrt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Michel Roche ist operativer Geschäftsleiter im Top-Life-Gesundheitszentrum Berghaupten. 
    13.03.2024
    Mit Innovationen an die Spitze
    Wer wie Top-Life in der Oberliga der Gesundheitszentren mitspielt, kann sich nicht ausruhen. Denn die Optionen zur Prävention und Therapie entwickeln sich stets weiter. Und so setzt das Familienunternehmen Benz auch in diesem Jahr auf Innovationen.
  • Wissenschaftlich fundiert und auf die individuellen Ziele abgestimmt ist das Training mit modernsten Geräten im Sports & Health Club von Top-Life.
    12.03.2024
    Top-Life in Berghaupten: Therapie, Fitness und Wellness
    Das Top-Life in Berghaupten ist vielen als ambulante Rehaeinrichtung bekannt. Doch es bietet weit mehr: Es ist ein Zentrum für alle, die etwas für ihre Gesundheit tun möchten. Therapie, Fitness und Wellness sind hier eng ineinander verwoben.
  • Vincent Augustin (links) und Fabian Huber haben sich mit Haut und Haar dem perfekten Rad verschrieben und kreieren in ihrer Radschmiede das perfekte Velo für ihre Kunden. 
    12.03.2024
    Räder made in Baden-Württemberg
    Vincent Augustin und Fabian Huber sind zwei Rennrad-Enthusiasten, die gemeinsame Sache machen. Zusammen haben sie in Oberkirch MYVELO gegründet. Ihr Ziel: Das perfekte Rad für die individuellen Bedürfnisse des Kunden zu bauen.
  • Vollwertig, regional und in Bio-Qualität: Mit diesen Attributen punktet das neue "Top-Life-Buffet" ab 15. März. Jetzt anmelden! 
    08.03.2024
    Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio-Qualität im Mittelpunkt
    Ein neuer kulinarischer Hotspot wird in der Ortenauer Gastronomieszene Aufsehen erregen: Das Top-Life Gesundheitszentrum Benz in Berghaupten bietet ab Freitag, 15. März, ein einzigartiges Frühstück an.