Lahr/Schwarzwald

Lahrer Hells Angels lehnen Ortenauer Bürgerwehr ab

Marc Mudrak
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29. Januar 2016
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In manchen Städten im Südwesten bilden Rockergruppen selbst ernannte Bürgerwehren – nicht so in Lahr, wo die Hells Angels am Mittwochabend bei einer Versammlung beschlossen haben, sich an derlei Initiativen nicht zu beteiligen. ©Ulrich Marx / Archiv

Die Lahrer Rockergruppe Hells Angels will sich eigenen Angaben zufolge an keiner Bürgerwehr beteiligen. Damit unterscheidet sie sich von Rockern in anderen Städten in Baden-Württemberg. Auch die lokale Türsteherszene hat sich über das Thema Bürgerwehr beraten und eine Beteiligung offenbar abgelehnt.

Das Lahrer Charter der Rockergruppe Hells Angels hat sich bei einer Versammlung am Mittwochabend von Bürgerwehr-Initiativen in der Region distanziert. Das bestätigte Hells-Angels-Mitglied Horst Walter am Donnerstag im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse. »Der einheitliche Tenor war, dass wir sowas nicht machen. Wir sind keine Polizisten.« Sollte es in der Region zu Vorfällen wie in Köln kommen, würden die Hells Angels zwar eingreifen. »Aber wir würden uns so verhalten, wie sich Bürger verhalten dürfen«, betonte er. 

Walter, ehemaliger Präsident des Lahrer Charters, versteht es nach eigener Aussage, wenn viele Menschen heute angesichts des Flüchtlingsstroms Angst hätten. Es sei jedoch Aufgabe der Polizei, bei Kriminalität einzugreifen und dagegen Konzepte vorzulegen. Damit distanzieren sich die Lahrer Hells Angels als erste Rockergruppe der Region auch von Bürgerwehr-Initiativen, wie sie derzeit für die Ortenau auf Facebook gestartet werden. 

Streifen in Tuttlingen
Anderswo in Baden-Württemberg haben sich Rockergruppen hingegen an Bürgerwehren beteiligt. Die Red Devils in Tuttlingen und Rottweil hatten Mitte Januar auf Facebook angekündigt, verstärkt Präsenz zu zeigen. In Tuttlingen setzten die Red Devils ihre Ankündigung am Abend des 12. Januar mit einer Streife um. Das bestätigte Thomas Kalmbach, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, gegenüber der Mittelbadischen Presse. Anderntags sei die Gruppe nochmals mit bis zu zwölf Mann aufgefallen, wobei es sich allerdings um keinen Kontrollgang gehandelt habe. »Seither gibt es keine Berichte von weiteren Streifen.«

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In der geschlossenen Facebook-Gruppe »Bürgerwehr Ortenau« fällt bei den Profilen einiger Mitglieder auf, dass sie Zeichen der Rockerszene verwenden, etwa typische Kleidungsstücke oder Abbildungen von Motorrädern. So auch Richard Grizzly S.: Auf einem Foto, das den User mutmaßlich selbst zeigt, posiert er mit einem Tattoo der »Falcons MC Lahr« auf dem Oberarm. Er hat nach Recherchen der Mittelbadischen Presse gruppenintern angegeben, bereits Streifen in Lahr zu fahren.
 
Die Bürgerwehr distanzierte sich jedoch in einer anonymen Stellungnahme davon, zu Patrouillen aufzurufen. Somit bleibt weiter unklar, wie und mit wessen Hilfe die Gruppe ihre Ziele – nach eigenen Angaben die Augen offen zu halten, mögliche Vorkommnisse zu dokumentieren und gegebenenfalls einzuschreiten – außerhalb des Internets umsetzen will. Die Polizei weiß bislang nichts von praktischen Einsätzen in der Ortenau.

Bis Donnerstagnachmittag hatte die Facebook-Bürgerwehr knapp 1000 Mitglieder. Nach Recherchen der Mittelbadischen Presse gibt es in der Gruppe rechte Strömungen. Die Administratoren distanzieren sich jedoch von Gewalt und Extremismus.

Türsteher auf Distanz
Nach Angaben des ehemaligen Hells-Angels-Präsidenten haben sich am Sonntag außerdem Türsteher lokaler Diskotheken auf dem Gelände des Lahrer Flugplatzes getroffen. Sie wollten sich Walter zufolge vernetzen und diskutieren, wie sie bei »Vorfällen« reagieren sollten. Mitglieder der Lahrer Hells Angels seien bei dem Treffen dabei gewesen. Die Bildung einer Bürgerwehr hätten die Türsteher in Lahr jedoch abgelehnt.

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