Landwirten machen Trockenheit und Kälte zu schaffen
Erst die Trockenheit, jetzt die Kälte: Das Wetter macht der Landwirtschaft im Kreis zu schaffen. Pflanzen auf den Feldern wachsen langsamer, Kühe bleiben im Stall. Auch in den Wäldern sind Folgen des Wassermangels sichtbar. Doch es gibt Nutznießer der Wetterkapriolen.
Wer derzeit durch den Wald in der Ortenau läuft, sieht sie schon, die Folgen des trockenen Frühjahrs. »Der fehlende Regen hat die Nadelbäume geschwächt, vor allem Fichten, aber auch Tannen, beide brauchen viel Wasser«, sagt Holger Schütz, Leiter des Amts für Waldwirtschaft beim Ortenaukreis. »Deshalb haben sich einige Kronen rot verfärbt.« Die geschwächten Bäume bieten laut Schütz viel Angriffsfläche für Schädlinge, allen voran den Borkenkäfer. »Dem hat der kalte Winter wenig geschadet. Wir sind mit einer starken Population ins Frühjahr gekommen.« Außerdem schütteten einige Quellen in den Höhenlagen des Schwarzwalds bereits schwächer. Manche Tannen hätten schon Schäden im Wurzelsystem erlitten.
Wenn das Erdreich austrockne, drohten im Sommer bei Starkregen Erosionen. Dennoch: Der Beginn der Vegetationsphase sei durch Ausbleiben des Regens nicht verschoben worden. »Für Frühblüher im Wald geht es darum, ausreichend Licht zu bekommen, und die Sonne hat oft geschienen.«
Nicht allen Waldbewohnern schadet die Trockenheit. Manche profitierten vom bis vor Kurzem warmen Frühjahr. Nutznießer ist etwa das Rehwild. »Die Sterblichkeitsrate der Jungtiere ist geringer als sonst«, erklärt Schütz. »Das könnte im Herbst zu einem höheren Rehbestand führen, um den sich die Jäger kümmern müssen.«
Wachstum gebremst
Nicht nur im Wald, auch auf den Feldern hat die Trockenheit Spuren hinterlassen, zumal die warmen Temperaturen dazu führten, dass Wasser im Boden schneller verdunstete. Das berichtet Reinhard Schulze vom Amt für Landwirtschaft des Ortenaukreises. »Die Pflanzen sind deshalb verhaltener gewachsen.« Doch seit einigen Tagen hat sich die Wetterlage in weiten Teilen der Ortenau geändert. Über die Ostertage regnete es, und das könne Krankheiten Vorschub leisten. Der Apfelschorf – er befällt Blätter und Früchte von Apfelbäumen – konnte erst mit dem Regen seine Sporen verteilen, erklärt Schulze.
Zum Regen kommt nun die Kälte. Die Temperaturen sollen in den nächsten Nächten teils deutlich unter den Gefrierpunkt sinken. »Das ist die größte Sorge der Landwirte«, betont Schulze. In den vergangenen zwei Wochen sei etwa der Mais ausgesäht worden. Der Niederschlag habe das Keimen zwar befördert. Aber Minusgrade könnten den Pflänzchen gefährlich werden.
Noch schwieriger stellt sich die Lage für die Obstbauern dar. Denn nicht nur Blüten, sondern auch die Fruchtansätze seien frostempfindlich. Landwirte schützen die Früchte laut Schulze durch Besprenkeln mit Wasser, wenn sich die Temperatur der Null-Grad-Grenze nähert. So bilde sich eine isolierende Eisschicht. »Ob die Ernte unter Trockenheit und Kälte leiden wird, ist aber noch nicht abzusehen.«
Weniger Grasaufwuchs
Schlechter sieht es auf den Wiesen aus. »Die Entwicklung des Grünlands ist weit fortgeschritten, aber die Menge des Aufwuchses ist gering«, sagt Schulze. Eine Folge: Wanderschäfer müssen auf der Suche nach Futterplätzen weite Strecken zurücklegen. Manche Landwirte, die ihre Kühe sonst schon auf die Weiden getrieben hätten, behalten sie vorerst im Stall. »Andernfalls müssen sie größere Flächen zur Beweidung nutzen. Diese können später nicht mehr gemäht werden, was einen Verlust an Winterfutter zur Folge hätte.«