Marktplatz für Geothermiker
Mit der Zukunft der Erdwärme-Nutzung beschäftigt sich am 5. und 6. März die Fachmesse »Geotherm« in der Messe Offenburg-Ortenau. Der Streit um das geplante Geothermieoprojekt in Neuried wird Thema bei den Vorträgen des parallel stattfindenden trinationalen Oberrhein-Forums sein.
Offenburg. »In diesem Jahr informieren rund 190 Aussteller aus 18 Nationen über die Nutzung der oberflächennahen und der Tiefengeothermie«, sagte die Leiterin der Messe Offenburg, Sandra Kircher, bei einem Pressegespräch am Donnerstag.
Am Vortag der Messe findet erstmals in Offenburg auch die Internationale Geothermiekonferenz statt. In diesem Jahr erörtern 30 Referenten die Perspektiven der Erdwärmenutzung in Großstädten und der Industrie für das Fachpublikum aus aller Welt.
Vetrano erläutert Klage
Am Donnerstag, 5. März, findet parallel zur »Geotherm« auf dem Offenburger Messegelände das Trinationale Oberrhein-Forum zur Geothermie statt. Von 9 bis 11 Uhr hält Toni Vetrano, Kehls Oberbürgermeister, einen Vortrag über den Standpunkt seiner Stadt bezüglich der Geothermie. Kehl hatte im Sommer beim Verwaltungsgericht Freiburg Klage gegen das Ortenauer Geothermieprojekt eingelegt. Die mündliche Verhandlung findet Ende des Jahres statt.
Nach Vetrano spricht Bohrunternehmer Josef Daldrup, einer der führenden Köpfe hinter dem Neurieder Projekt, über die Erfahrungen seines Unternehmens aus dem Kraftwerksbetrieb in Landau und über Erkenntnisse für das Projekt bei Neuried.
Aber auch der Austausch von Informationen sei wichtig. Ein Beispiel: Aktuell gebe es Pläne für mehrere Geothermiekraftwerke im französischen Oberrheingraben. Dagegen regt sich Widerstand, sowohl im Elsass selbst als auch in Baden.
Auch das Kraftwerk, das zwischen Kehl und Neuried gebaut werden soll, ist höchst umstritten – unter anderem, weil die Bewohner der Orte in der Nähe Angst vor Rissen in ihren Häusern haben und davor, auf den Reparaturkosten sitzenzubleiben.
Da aber in der Region Straßburg – Kehl ein großes Potenzial für die Erdwärmenutzung vorhanden sei, sei der Austausch mit Frankreich auch auf der »Geotherm« wichtig, sagte Kreuter.
Mit Kongressvorträgen präsentiert sich Island als Gastland der Fachmesse. Weitere Vorträge beleuchten unter anderem die neusten Entwicklungen bei der Bohrtechnik, erläutern rechtlichen Fragen und geben Praxisbeispiele.
»Keine Schäden mehr«
Ein weiteres Ziel der Branche sollte eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit sein, sagte Birgit Müller vom Landesforschungszentrum Geothermie. So müsse man die Menschen damit vertraut machen, dass man mit der Geothermie deutschlandweit rund 40 Millionen Liter Heizöl im Jahr sparen könnte. »Seit 2011 und der Einführung der Leitlinien zur Qualitätssicherung des Landes gibt es keine Schadensfälle mehr«, bestätigte Eva de Haas vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.
»Grundsätzlich müssen die Geothermiker die Diskussion mit den Bürgern versachlichen«, ergänzte Kreuter. Er hatte vergangenes Jahr im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse für die Tiefengeothermie geworben: »Es wird kein CO2 produziert, es gehen keine Stickoxide, kein Ruß, keine Schwermetalle in die Atemluft. Und bei der Seismizität haben wir von den Projekten in Basel und Landau gelernt und können in Zukunft auch in sensiblen Situationen stärkere Erschütterungen vermeiden«, sagte Kreuter.