Mehr Kooperation mit Olsztyn
Gemeinsam mit dem Rektor der Universität Olsztyn Ryszard Górecki hat Rektor Winfried Lieber an einem Treffen der Rektorenkonferenzen der Ukraine, Polens und Deutschlands in Warschau teilgenommen.
Im Vordergrund der Konferenz standen Gespräche über eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen der drei Länder mit dem Ziel, die Partnereinrichtungen in der Ukraine in der aktuellen politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation zu unterstützen. Das teilte gestern der Offenburger Hochschulrektor Winfried Lieber mit, der seit 2007 im Senat der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die Interessen der baden-württembergischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften vertritt und erst im Oktober die Ehrendoktorwürde der Universität Olsztyn erhalten hatte. Er war Mitglied der HRK-Delegation unter der Leitung von Eleonore Weber, Rektorin der Universität Greifswald, und Mitglied des Präsidiums der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz.
Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Rolf Nikel, machte deutlich, dass es keine militärische Lösung für den Konflikt in der Ost-
ukraine gibt. Er verteidigte die Sanktionen gegen Russland, betonte aber gleichzeitig die Bereitschaft Deutschlands, die Kommunikationskanäle offenzuhalten, um Möglichkeiten zur Deeskalation auszuloten.
Lieber gibt Präsentation
Laut Nikel spiele dabei die wissenschaftliche Zusammenarbeit der Hochschulen eine wichtige Rolle bei den Bemühungen, demokratische Strukturen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. In einer Präsentation informierte Rektor Lieber über die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Offenburger Hochschule und der Universität Olsztyn, vor allem über den gemeinsamen Master-Studiengang »Process Engineering«.
Die Kooperation wurde vor mehr als zehn Jahren von dem 2013 verstorbenen Offenburger Unternehmer Georg Dietrich initiiert. Lieber und sein Kollege aus Olsztyn betonten ihre Absicht, die Zusammenarbeit auch auf die Bereiche der Forschung auszuweiten. Grundsätzlich sei man auch offen für neue Kooperationspartner.
Während der Konferenz machten die Diskussionen deutlich, dass man mit der eingeleiteten Reform des ukrainischen Hochschulsystems zwar auf dem richtigen Weg sei, die einzelnen demokratischen Strukturen von den ukrainischen Kollegen aber teilweise genauso emotional wie kontrovers diskutiert wurden. »Für mich gänzlich unverständlich«, schreibt Lieber, »war ein Streit darüber, ob es überhaupt sinnvoll sein kann, dass ein Rektor aus der Hochschule heraus gewählt wird, anstelle ihn vom Ministerium einzusetzen«.
Universität »evakuiert«
Auf seine Frage nach der Situation der Universitäten im umkämpften Donbass-Gebiet wurde auf das Beispiel der Universität Donetsk verwiesen, die die Regierung in Kiew ins 800 Kilometer entfernte Vinnytsia »evakuiert« habe. Den Mitgliedern der Universität wurde nach der Einstellung der Gehälter freigestellt, ebenfalls umzuziehen. Nachdem mehr als die Hälfte diese Option nicht angenommen habe, gebe es jetzt halt zwei Universitäten, die sich um die Legitimation streiten.
Die Veranstaltung wurde durch die Wissenschaftsministerien von Deutschland und Polen unterstützt. Bei der feierlichen Unterzeichnung des deutsch-ukrainischen Abkommens war neben dem Botschafter Deutschlands auch der der Ukraine anwesend.