Die Milchquote läuft aus

Milchbauern befürchten Hofsterben

Katharina Jansen
Lesezeit 3 Minuten
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28. März 2015

Nach 31 Jahren fällt in der Europäischen Union am 1. April eine Bastion: Die Milchquote wird abgeschafft. Milchbauern sind an keine Produktionsmengen mehr gebunden. Ortenauer Landwirte befürchten ein Hofsterben, da die Produktionsbedingungen in der Region schwierig sind. ©Iris Rothe (Archiv)

Am 1. April läuft in der Europäischen Union (EU) die Milchquote aus. Dann können die Milchbauern so viel Milch produzieren, wie sie wollen. Während Ortenauer Landwirte einen Preisverfall fürchten, sehen Abgeordnete im Ende der Quote auch eine Chance.

Für die Landwirte beginnt eine neue Ära: Zum 31. März läuft nach 31 Jahren die Milchquote aus. Von diesem Tag an dürfen sie so viel Milch herstellen, wie sie wollen. Seit 1984 gab ihnen die EU die Produktionsmenge vor. Wer sein Kontingent erweitern wollte, musste Anteile erwerben. Bei Überschreitungen mussten Strafzahlungen geleistet werden. Künftig regeln Angebot und Nachfrage den Preis.

Die Abschaffung der Milchquote kommt nicht überraschend. Sie wurde bereits 2008 von den EU-Agrarministern beschlossen. Trotz langer Vorbereitungszeit blicken die rund 300 Ortenauer Milcherzeuger bange in die Zukunft. »Ich sehe das Quotenende mehr als kritisch«, teilte der Kreis-Teamleiter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Stefan Lehmann, der Mittelbadischen Presse auf Anfrage mit. Der Milchquote in der bisherigen Form trauert er nicht nach. »Sie ist falsch gehandhabt worden«, kritisiert er. Wie der BDM fordert er deshalb eine »flexible Quote«, die sich nach dem Markt richtet. Eine erfolgreiche  Milchproduktion, ganz ohne Quote, könne er sich nicht vorstellen.

Sinkender Preis
Ähnlich wie in der Schweiz, in der die Milchquote 2009 fiel, werden einige Bauern mit Vollgas produzieren. Auf lange Sicht drückt die größere Menge Milch den Preis. Die Folge:  »Viele Bauern müssen ihre Höfe aufgeben«, befürchtet Lehmann. Schon heute lohne sich die Milchviehhaltung kaum: »Für einen Liter Milch bekomme ich aktuell zwischen 30 und 32 Cent.« Da in der Ortenau wegen der Steil- und Hanglagen zusätzlich schwierige Bedingungen für die Erzeugung herrschen, sei ein Milchpreis pro Liter von 50 Cent nötig, damit sich der Aufwand lohnt.

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Ähnliche Befürchtungen hegt auch der Fischerbacher Milchbauer Eckhard Schmider. »Es gibt Prognosen, die voraussagen, dass zwischen    zwei Drittel und drei Viertel der Milcherzeuger in der Ortenau ihre Höfe aufgeben müssen«, so Schmider. Lediglich die großen Milchbetriebe in Niedersachen mit Hunderten Kühen profitierten vom Quotenende. Für ihn und zahlreiche kleine Ortenauer Milchbauern bleibe nur die Hoffnung. Schließlich sei es schwierig einzuschätzen, wie es auf dem Milchmarkt weitergeht. Vieles werde sich bei den Preisverhandlungen mit den Molkereien in Sommer zeigen. Beide Landwirte hoffen auf Unterstützung der Politik.

Neue Möglichkeiten
Dessen sind sich die von der Mittelbadischen Presse befragten Europa- und Bundestagsabgeordneten aus der Region auch bewusst. Dennoch zeigen sie sich optimistisch. »Ich gehe davon aus, dass sich die Landwirte gut auf das Quoten-Ende vorbereitet haben und daher auch ohne sie bestehen«, unterstreicht der Europaabgeordnete Andreas Schwab (CDU). Der Bundestagsabgeordnete Peter Weiß (Wahlkreis Emmendingen-Lahr/CDU) geht sogar noch weiter: »Mit dem Quotenende wird die unternehmerische Freiheit der Bauern gestärkt und ihnen neue Möglichkeiten eröffnet.« Gleichzeitig müssten die Entwicklungen auf dem Milchmarkt beobachtet werden.

Einig sind sich die Abgeordneten Elvira Drobinski-Weiß (Wahlkreis Offenburg/SPD), und Kerstin Andreae (Wahlkreis Freiburg/Grüne), dass sich die Politik stärker gegen den Strukturwandel engagieren muss. Die Landwirte sollten aber auch die bestehenden Förderprogramme nutzen.

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