Interview mit Forstrevierleiter Matthias Saecker

"Es wäre schön, wenn der Luchs käme"

Thomas Reizel
Lesezeit 3 Minuten
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28. Oktober 2014
Noch ist der Luchs im Muster-Forstrevier nicht heimisch, aber die Gastgeber sind bereit.

(Bild 1/3) Noch ist der Luchs im Muster-Forstrevier nicht heimisch, aber die Gastgeber sind bereit. ©Naturschutzzentrum Ruhestein

Forstrevierleiter Matthias Saecker betreut auf Gemarkung Gengenbach/Nordrach ein ökologisches Muster-Forstrevier im Landkreis. Es soll ein Schutzmanagement für seltene Tiere bieten, aber auch zur Schulung dienen. Auerwild und Wanderfalken leben hier schon. Saecker hofft, dass eines Tages Luchs und Wildkatze heimisch werden.

Warum hat man sich ausgerechnet für den Mooswald als Musterrevier entschieden?
Matthias Saecker: Es liegt zentral und ist von der Struktur sehr repräsentativ für die Ortenau. In Gengenbach haben wir viele Buchen und Eichen, auf 850 Metern Höhe Nadelwald. Dazwischen gibt es Lücken. Auerwild und Wanderfalke fühlen sich hier wohl. Das Gebiet wäre auch interessant für Luchse und Wildkatzen. Noch sind sie nicht da, aber es wäre schön, wenn sie kämen.

Was unterscheidet das ökologische Revier von anderen?
Saecker: Wir haben dort im Zuge des landesweiten Alt- und Totholzkonzepts in den Wäldern Inseln geschaffen, in denen wir gar nichts mehr machen. Dort entwickeln sich kleine Urwälder. Dieses Konzept wird in den Jahren flächendeckend in der Ortenau in den Staatswäldern umgesetzt. Anhand unserer Erfahrungen schulen wir bereits jetzt Fachleute und bereiten sie vor.

Das Alt- und Totholzkonzept gilt nur für Staatswälder. Können Eigentümer von Privat- und Kommunalwald nicht profitieren?
Saecker: Doch, die Schulungen stehen auch ihnen offen. Wer möchte, kann gerne daran teilnehmen. Für Kommunen könnte es beispielsweise interessant sein, ein solches Konzept umzusetzen, weil sie dann Öko-Punkte sammeln können, sollten sie wegen eines Bauprojekts Ausgleich in Bezug auf Landschafts- oder Artenschutz schaffen müssen.

Kommen Sie sich da nicht mit den Jägern ins Gehege?
Saecker: Nein, gar nicht. Wir arbeiten in dem ökologischen Revier sogar sehr gut zusammen, beispielsweise wenn es um die Pflege von Biotopen fürs Auerwild geht.

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Müssen Sie in diesem Zusammenhang auch forschen?
Saecker: Ja. Ein Beispiel ist ebenfalls das Auerwild. Es gibt ein Forschungsprojekt, für das ich Losung, also Kot, einsammle und nach Freiburg schicke. Diese Proben werden genetisch untersucht. Anhand dieser Ergebnisse kann man dann Rückschlüsse über Verwandtschaftsgrade und Wanderverhalten des Auerwilds ziehen.

Geht es dabei auch um Inzucht?
Saecker: Die Auerwildbestände bei uns sind klein. Deshalb wollen wir darüber mehr wissen. Inzucht könnte schon ein Thema sein.

Könnte man nicht zur Auffrischung Auerwild aus anderen Regionen umsetzen?
Saecker: Das möchten wir nicht. Unser Ziel ist es, die Wege von Auerwildbiotopen durchgängig zu gestalten. Deshalb dürfen in Auerwild-Gebieten zum Beispiel keine Windräder aufgestellt werden.

Wie sehen Sie Ihre Aufgabe, wenn Sie nicht im Wald unterwegs sind?
Saecker: Ich bin zwar Forstrevierleiter im Mooswald, aber ich bin auch Schnittstelle zwischen Experten in Institutionen und Menschen, die mir etwas melden. Wird beispielsweise eine Katze überfahren, werde ich informiert. Dann klären wir, ob es sich um eine Wildkatze handelt oder nicht. Ähnlich verhält es sich, falls es darum geht, ob ein Luchs gesichtet wurde oder nicht. Diesen Informationen gehen wir nach und klären sie. Auch dieser Teil der Arbeit fließt in Schulungen ein.

Eine letzte Frage noch: Rechnen Sie damit, dass irgendwann auch der Wolf in das Gebiet kommt?
Saecker: Der ist momentan nicht in Sicht. Es kann sein, dass er künftig vereinzelt nach Baden-Württemberg kommt, wo genau, lässt sich aber noch nicht sagen.

Info

Musterbeispiel

Das Forstrevier Mooswald umfasst hauptsächlich die Gemarkungen Gengenbach und Nord-rach. Es ist nach Angaben von Revierleiter Matthias Saecker rund 2400 Hektar groß und umfasst Laub- wie Nadelwald und dient fürs Schutzmanagement von Tieren.

In der Ortenau gibt es 49 Reviere mit einer Gesamtfläche von rund 90 000 Hektar , die in die vier Forstbezirke Lahr, Oberkirch, Offenburg und Wolfach integriert sind. Hauptbaum-
arten sind Fichte (31 Prozent), Tanne (20 Prozent), Buche und Eiche (21 Prozent).

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