Nach Anschlagsdrohung in Offenburg: Es bestand keine Gefahr
Nach einer Anschlagsdrohung musste eine Offenburger Diskothek in der Nacht zum Sonntag geräumt werden. Die Polizei hat im Zuge ihrer Ermittlungen einen verdächtigen jungen Mann kontrolliert. Die Hintergründe der Drohung sind aber noch völlig unklar.
Die Partynacht endete für die Besucher einer Diskothek im Offenburger Industriegebiet mit einem gewaltigen Schrecken. Die Polizei ließ das Lokal nach einer Anschlagsdrohung am frühen Sonntagmorgen räumen. Wir haben die Ereignisse der Nacht und am Tag danach zusammengefasst.
Der Auslöser
Wie genau die Drohung aussah, wollte Karen Stürzel, die Sprecherin des Polizeipräsidiums Offenburg, aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Außerhalb von Baden-Württenberg seien bei der Polizei Hinweise auf zwei Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren eingegangen, die eine mögliche Anschlagsdrohung im Internet bekannt gemacht hätten, erläuterte Stürzel. Als mögliches Anschlagsziel sei zunächst nur eine Offenburger Diskothek genannt worden. Danach sei die Maschinerie angelaufen.
Die Diskotheken
Zu Beginn des Einsatzes war laut Stürzel nicht bekannt, gegen welche Diskothek sich die Drohung richtete. Wohl auch deshalb haben viele Partygänger zunächst gar nicht mitbekommen, was sich draußen abspielte. Im Nachrichtendienst Whatsapp kursierte allerdings eine Nachricht, in der vor einem drohenden Anschlag gewarnt wurde.
Erst später sei dann eine Diskothek geräumt worden. »Wir haben die Gäste gebeten, nach draußen zu gehen«, so Stürzel. Die Polizei habe sich bewusst dagegen entschieden, auch die anderen Diskotheken zu räumen. »Wir handeln in solchen Fällen lageorientiert.«
Der Einsatz
Wie ernst die Polizei die Drohung nahm, macht das Ausmaß des Einsatzes deutlich. Vor den Diskotheken hatten sich schwer bewaffnete Beamte postiert. Darunter seien auch Kräfte des Gemeinsamen Zentrums in Kehl und der französischen Polizei gewesen, teilte Stüzel mit.
Die Bundespolizei habe ihre Fahndungsmaßnahmen an den Grenzen zu Frankreich intensiviert. Auch an den Bahnhöfen in Offenburg und Kehl seien Bundespolizisten verstärkt im Einsatz gewesen.
Die Verdächtigen
Noch in der Nacht haben die Beamten zwei Verdächtige ausgemacht. Gegen 1 Uhr hat die Polizei nach eigenen Angaben einen jungen Mann in der Offenburger Straße »Im Drachen-
acker« angetroffen und kontrolliert. Die Beamten hätten die Identität des Verdächtigen festgestellt. »Die Kriminalpolizei überprüft derzeit den Zusammenhang mit dem Drohhinweis«, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Offenburg und der Staatsanwaltschaft Karlsruhe.
Die Polizei durchsuchte in der Nacht auch die Wohnung eines Mannes Anfang 20 und nahm ihn vorläufig fest. Wo sich diese Wohnung befindet, wollte Stürzel auch auf Nachfrage nicht mitteilen. Mittlerweile hat sich laut Polizei herausgestellt, dass der Mann nicht im Zusammenhang mit der Drohung steht. Er ist deshalb wieder auf freiem Fuß.
Gefährdung
»Es bestand keine Gefahr«, betonte Stürzel. Auch die herbeigerufenen Polizisten seien mittlerweile wieder abgerückt. Bereits am Sonntag habe es in Offenburg wieder nur den ganz normalen Streifendienst gegeben.
Zusammenhänge
Erst am Samstag musste ein Einkaufzentrum in Essen gesperrt werden, weil es einen konkreten Anschlagsplan gab. Auf die Frage, ob es sich um einen Trittbrettfahrer gehandelt haben könnte, antwortet die Sprecherin: »Wir ermitteln in alle Richtungen.«
Aufmerksamkeit
Die Drohung hat Offenburg bundesweite Aufmerksamkeit beschert. Die Tageschau berichte über den Großeinsatz der Polizei. Und auch in allen großen Online-Medien war das Ereignis Thema.
Soziale Medien
Auf der Facebook-Seite der Mittelbadischen Presse war das Ereignis das Thema. Die Artikel erreichten Zehntausende Menschen. Die Nutzer kommentierten fleißig. Rico M. etwa berichtete, er sei in einer Diskothek gewesen und wundert sich, warum sie nicht geräumt wurde. »Hoffentlich muss der Trittbrettfahrer den Einsatz voll löhnen«, findet Fabian L. und wünscht den Autoren der Drohung »Viel Spaß in der Armut«. Angst vor einem Anschlag äußerte auf Facebook aber fast niemand.