Nach Herzstillstand als Baby jetzt im Jugenddorf Offenburg
Die Mittelbadische Presse bittet in ihrer »Leser helfen«-Aktion um Spenden für das CJD-Jugenddorf, um das Internatshaus Gengenbach barrierearm umbauen zu können. Wie sich junge Menschen mit Einschränkungen im CJD positiv entwickeln, zeigt Janna Orthmann aus Schutterwald.
Offenburg. Die Geschichte von Janna Orthmann aus Schutterwald, heute 22 Jahre alt und im Christlichen Jugenddorf Auszubildende zur Fachkraft für Bürokommunikation, ist ein Beispiel, an welchen Stellen »Leser helfen« schon etwas erreicht hat. »Janna war 1996 bis 2000 im Schulkindergarten für Körperbehinderte. Als sie zwölf Jahre alt war, hat sie gespendet, als ›Leser helfen‹ 2005 für den neuen Spielplatz gesammelt hat«, erinnert sich Mutter Gabi Orthmann im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse.
Janna hatte bei ihrer Geburt 1993 Sauerstoffmangel, kam sogar mit Herzstillstand zur Welt. Später kam auch noch eine Spastik hinzu. Das alles wirkte sich vor allem auf ihre Motorik aus. Obwohl die junge Frau auf einen Rollator angewiesen ist, betont sie: »Ich bin jemand, der gerne hin- und herläuft. Deshalb bin ich auch so gerne im Christlichen Jugenddorf.«
Nach dem Offenburger Schulkindergarten und dem Besuch der benachbarten Schule für Körperbehinderte kam Janna in eine Förderschule nach Emmendingen-Wasser, im Herbst 2013 dann ins CJD. »Eigentlich wollte ich dort Hauswirtschaft lernen. Aber das konnte ich nicht, weil ich nicht so gut laufen und mit den Händen greifen kann«, erzählt sie. Dies galt auch für den Garten- und Landschaftsbau. Ins Büro wollte Janna eigentlich nicht. »Ich mag es nicht so, nur Akten zu stapeln«, erinnert sie sich an ein Praktikum, das ihr wenig Freude bereitet hat.
»Froh über Fortschritte«
Doch mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen fanden die Betreuer im CJD für sie eine Ausbildung im Büro, die Janna großen Spaß macht. Gleichzeitig hat sie dort ihre Techniken gestärkt, wie sie Stifte gut halten, schreiben und den Computer bedienen kann. Mutter Gabi erinnert sich: »Janna konnte erst mit fünf Jahren laufen, brauchte einen Trinkhalm. Ich bin so froh, dass sie solche Fortschritte gemacht hat.«
Während Gabi Orthmann erleichtert ist, dass ihre Tochter im CJD gut aufgehoben ist, gefällt es Janna hier richtig gut. Dort kann sie ihrem Wunsch, in Bewegung zu sein, nachkommen. Morgens und mittags holt und verteilt sie die Post. Pfiffig wie sie ist, hängt sie dafür einen Korb an ihren Rollator. »Da passt alles rein«, sagt Janna und zeigt, wie sie ihren Alltag trotz Einschränkungen mit großer Freude und Engagement meistert.
»Immer nur Absagen«
Für Gabi Orthmann ist das Christliche Jugenddorf ein Meilenstein, denn: »Es war für uns sehr schwierig, Janna nach der Förderschule bei Firmen unterzubringen. Es kamen immer nur Absagen mit der Begründung, dass sie für die Unterstützung, die Janna braucht, keine Zeit haben.«
Unterdessen hat Janna im CJD auch gelernt, Arbeiten im Sitzen zu erledigen, etwa Aufträge annehmen, den Kopierer bedienen, Akten schreddern, Etiketten drucken und ausschneiden, am Empfang des Christlichen Jugenddorfs erster Ansprechpartner zu sein.
Die 22-Jährige entwickelt sich Schritt für Schritt weiter. Ein Hoffnungsschimmer ist für sie und Mutter Gabi: »Vom 1. bis 11. Dezember hat Janna ein Praktikum bei der Gemeinde Schutterwald.« Die 22-Jährige plant indes schon weiter: »Wenn ich das geschafft habe, schicke ich eine Bewerbung ans Landratsamt. Mit ein bisschen Glück nehmen sie mich dort auch.«
Spendenaktion für das CJD-Jugenddorf Offenburg
Offenburg (tom). Im Christlichen Jugenddorf (CJD) werden derzeit rund 500 junge Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen in 25 anerkannten Berufen auf die Ausbildung vorbereitet oder ausgebildet. Ein wesentlicher Baustein der Offenburger Einrichtung ist der »Lernort Wohnen«, in dem rund 100 Internatsteilnehmer leben. Die vier Wohnhäuser wurden Anfang der 1980er-Jahre gebaut und entsprechen teilweise nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Arbeit mit diesen jungen Menschen. Deshalb wünscht sich das Christliche Jugenddorf, Haus Gengenbach so barrierearm wie möglich umbauen zu können. Sollte »Leser helfen« alle Wünsche erfüllen, wären dafür 200 000 Euro notwendig. Bislang steht der Spendenzähler auf 7500 Euro. Das zeigt, wie sehr es auf jeden Betrag ankommt.