Neues Gebäude: Spastikerverein Offenburg setzt Ziele um
Leben herrscht im Renchener Wohnhaus des Spastikervereins Offenburg. Seit Ende September ziehen bis Mitte Februar nach und nach Bewohner ein. Damit werden auch die von »Leser helfen« finanzierten Projekte Wirklichkeit.
Renchen. Abwartend, aber hochinteressiert, steht Isabell Bühler vor dem Gruppenraum. Erst vor wenigen Wochen ist sie als eine von insgesamt 24 Menschen in das neue Wohnhaus des Spastikervereins Offenburg in Renchen gezogen. Es steht Menschen offen, die schwer geistig oder mehrfach körperlich eingeschränkt sind.
Maler und Elektriker arbeiten an letzten Kleinigkeiten, vor dem Haus setzen Mitarbeiter einer Gartenbaufirma Pflanzen. »Ende Oktober wird das erledigt sein«, blickt Joachim Haas, Geschäftsführer des Spastikervereins Offenburg, voraus. Vier Millionen Euro hat der Neubau in Renchen gekostet, drei davon trägt der Spastikerverein.
Die »Leser-helfen«-Aktion der Mittelbadischen Presse hatte 2013 um Spenden gebeten, um Räume auszustatten, Materialien und Geräte zu finanzieren, die sich der Spastikerverein sonst erst in vielen Jahren hätte leisten können. 142 330 Euro waren das stolze Ergebnis, das drittbeste seit Gründung des Vereins »Leser helfen« im Jahr 1996.
Ein Projekt ist der Snoezelen-Raum. In ihm liegt Johannes Menzer. Er genießt das warme Wasserbett, die Lichtspiele, die leise Musik. Über eine Fernbedienung können die Betreuer einstellen, was Johannes oder andere Bewohner besonders guttut.
Auch die drei Duschliegen sind vorhanden, dazu ein Lift, der Menschen aus dem Rollstuhl direkt in die höhenverstellbare Badewanne heben kann, ein Trampolin sowie Sitz- und Liegekissen, die teilweise elektronisch auf- oder abgepumpt werden können.
»Diese sind sehr teuer«
»Diese sind sehr teuer«, sagt Wolfgang Dürr, pädagogischer Leiter des Schutterwälder Hauses »Damasina«, dem das Haus in Renchen nachempfunden wurde. Und es gibt schon den Kombi mit Hebebühne für Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und beispielsweise zum Arzt oder externen Therapeuten gefahren werden müssen.
Fast fertig ist der Time-out-Raum, in dem stark angespannte Bewohner in völliger Reizarmut zur Ruhe finden. Zurzeit geht es an die Ausstattung mit weichen Matten. Was noch fehlt, sind Spiel- und Werkstattgeräte. Doch denen gilt besonderes Augenmerk. »Wir müssen sehr genau schauen, was unsere Bewohner brauchen«, sagt Wolfgang Dürr. Denn sie ziehen neu ein, kommen teilweise aus der häuslichen Umgebung.
Das erfordert Geduld und viel Einfühlungsvermögen. »Denn für die neuen Bewohner ändert sich ihr Leben völlig«, erklärt Joachim Haas. Manche können die neue Umgebung nicht über den Verstand, sondern nur über die Sinne wahrnehmen: ungewohnte Farben, Gerüche, Menschen und Geräusche. Die Bewohner müssen erst einmal ankommen und sich einleben. Die Therapeuten werden nach und nach individuell bei jedem Einzelnen klären, womit ihm am besten geholfen ist.
Bis Februar werden alle 24 Bewohner des neuen Hauses in Renchen eingezogen sein. Dann ist auch ein Tag der offenen Tür geplant. Doch bereits am Samstag, 15. November, steht für die Menschen, die sich bereits eingelebt haben, ein besonderes Ereignis ins Haus: Mitglieder der Malerinnung Ortenau werden mit ihnen Gemeinschaftsräume farblich gestalten.
www.bo.de/leser-helfen-2013-14: Artikel zum Nachlesen
ORTENAU: Am Samstag startet die neue »Leser-helfen«-Aktion. Dann wird das Projekt offiziell bekanntgegeben