Falschaussagen der Betriebsräte?

New-Albea-Geschäftsleitung kündigt Klagen an

Thomas Reizel
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09. Juli 2015
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Johannes Pollaert. ©Burkhard Ritter

Johannes Pollaert, Gesellschafter der Seelbacher Firma New Albea, kündigt Klagen gegen Betriebsratsmitglieder und den IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Uwe Acker an. Pollaert fühlt sich von ihnen betrogen und zu Unrecht vor den Kadi gezogen.

Lahr/Seelbach. Johannes Pol­laert und Reiner Just sind verärgert, das merkte man dem  Gesellschafter und dem Geschäftsführer der Seelbacher Firma New Albea gestern bei der von ihnen einberufenen Pressekonferenz an. Sie fand in der Lahrer Firma Polar-Form statt. »Sie haben vor Gericht falsch ausgesagt, wir sind in der Öffentlichkeit diffamiert worden, was mit uns geschehen ist, ist Unrecht«, sagte Pollaert und kündigte Strafanzeigen gegen fünf Betriebsratsmitglieder sowie Uwe Acker, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Offenburg, an. Sie fühlen sich bedroht, diffamiert, genötigt und hätten einen Imageverlust erleiden müssen.

Rückblende: 2013 klagten fünf Betriebsratsmitglieder wegen Behinderung der Betriebsratsarbeit. Pollaert verlor den Prozess vor dem Arbeitsgericht Ende 2013 in weiten Teilen. Die Vorgehensweise der Betriebsratsmitglieder bezeichnete Pollaert gestern aber als »heimtückisch«, er sieht fünf Mitglieder der Unwahrheit überführt.

Als im Januar 2013 Schichtdienste geändert wurden, habe der Betriebsrat Ende Januar in einem Schreiben mitgeteilt, nicht in die Entscheidung eingebunden gewesen zu sein und wertete das als klaren Verstoß gegen Mitbestimmungsrechte. Doch gestern präsentierte Pollaert – er hatte wegen der Querelen im Frühjahr 2013 die Geschäftsführung abgegeben – Protokolle aus Betriebsratssitzungen vom 12. und 18. Dezember 2012. Darin seien zwei Gespräche über diese Änderungen der Schichten notiert.

Auch hätten die damalige Betriebsratsvorsitzende und die Personalleiterin das Thema besprochen. Als beide wegen Urlaub und Krankheit gleichzeitig länger nicht in der Firma gewesen seien, sei die Anzeige erstattet worden. Von den fünf Betriebsratsmitgliedern seien nach der Wahl 2014 noch drei in dem Gremium. Die Anwältin der IG Metall, die zudem Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen Pollaert und Just gestellt hatte, war gestern am späten Nachmittag nicht zu erreichen. Dieses Verfahren sei laut Pollaert noch offen.

Er hatte 2009 mit der Herrenknecht-Verwaltungs GmbH das insolvente Unternehmen, das damals nur Albea Kunststofftechnik hieß, übernommen. »Ich wollte die Arbeitsplätze retten«, sagte er. Außerdem habe er Synergieeffekte zu seiner Firma Polar-Form Werkzeugbau gesehen.

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»Massiv geschädigt«

Doch schon vor seiner Übernahme sah Pollaert Albea vom Betriebsrat massiv geschädigt. »Von 2004 bis 2009 gab es zehn Geschäftsführer. Das Unternehmen wurde bewusst krank gemacht«, sagte Pollaert. Als er dann das insolvente Unternehmen übernehmen wollte, hätten ihm die Betriebsratsmitglieder mitgeteilt, dass sie als gesetzt gelten müssen. Für Pollaert ein Unding: »Daraufhin wollte man mich als Investor ausschließen.« Dazu kam es nicht. Drei Bieter habe es gegeben, doch er habe mit Herrenknecht das beste Angebot abgegeben: »Der zweite Bieter ging drei Jahre später insolvent, die Dritten hatten zu wenig Geld. Wir haben sogar Kapital nachgeschossen, um die Arbeitsplätze zu halten.« Heute zähle New Albea rund 150 Mitarbeiter. Seit der Wahl eines neuen Betriebsrats 2014 gebe es auch keine Probleme mehr.

"Meine Bürgerpflicht"

Die Frage, warum Pollaert die alte Geschichte nicht ruhen lässt, beantwortete er so: »Ich sehe es als meine Bürgerpflicht an, den Fall öffentlich zu machen. Jetzt ist die Staatsanwaltschaft gefragt.« Im Betriebsverfassungsgesetz heiße es: »Arbeitgeber und Betriebsrat arbeiten vertrauensvoll und im Zusammenwirken mit den im Betrieb vertretenen Gewerkschaften und Arbeitgebervereinigungen zum Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebs zusammen.« Das aber hätten Betriebsräte und IG Metall damals nicht getan.

Uwe Acker reagierte auf Anfrage der Mittelbadischen Presse gelassen: »Wenn eine Anzeige kommt, werde ich zum Anwalt gehen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«

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