Ohne Behinderte geht es nicht mehr
Ohne Behinderte auszubilden und sie ins Berufsleben zu integrieren, wird der Arbeitsmarkt auf Dauer nicht bestehen können. Dies ist das Fazit der Diskussion »Inklusion und Arbeitswelt – Chancen und Herausforderungen« der Bildungsregion Ortenau (BRO).
Für den BRO-Vorsitzenden ist eines klar: »Inklusion muss in unserem Denken das werden, was es ursprünglich bedeutet: Alle Formen der Benachteiligung zu berücksichtigen und nicht nur den Focus auf Behinderte zu richten.« Dies betonte Peter Cleiß, Vorsitzender der Bildungsregion Ortenau (BRO), zu Beginn der Diskussionsrunde »Inklusion und Arbeitswelt«.
Einig war sich das Podium, dass die Einbeziehung Behinderter in die Arbeitswelt eines der großen Zukunftsthemen ist. Beispiele zeigen wie’s geht. Barbara Nock etwa, eine junge Frau, die seit vier Jahren im Christlichen Jugenddorf (CJD) betreut wird, absolviert in einem Lebensmittelmarkt in Schutterwald mit Unterstützung der Edeka-Südwest eine Ausbildung zur Verkäuferin und wird nach der jetzt anstehenden Prüfung dort weiter arbeiten. Michael Heinzen aus Wolfach kam durch Vermittlung der Albert-Schweitzer-Werkstätten der Lebenshilfe Offenburg zum Bauhof der Gemeinde Wolfach und arbeitet dort zur vollen Zufriedenheit der Vorgesetzten und Kollegen.
Möglich wurde dies dank der engen Verzahnung der Einrichtungen und Betriebe. »Aber eine Förderung muss individuell geschehen«, mahnte Jochen Nordau, Leiter des Jugenddorfes. Dies müsse den Betrieben klar gemacht werden, denn auch junge Behinderte bringen ihre Talente zur Sicherung der Unternehmenszukunft ein.
Schulpartnerschaften
Laut Peter Saumer von der Arbeitsagentur sind inzwischen 65 Prozent der Vermittelten innerhalb von sechs Monaten in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gekommen.
Mit 16 Schulpartnerschaften, darunter vier mit Förderschulen, ist die Edeka Südwest aktiv, wie Thomas Jäger erklärte. Jugenddorf und Lebenshilfe seien kompetente Partner, die auch in Krisensituationen intervenieren und und die Ausbildung im Betrieb unterstützen können.
Armin Fink als Vertreter des Handwerks forderte ein Umdenken in den Köpfen aller. Einem Rückgang bei den Ausbildungsplätzen könne nur mit jungen Menschen begegnet werden, was das Handwerk mit Projekten mit entsprechender Begleitung bereits praktiziere. »Doch dazu bedarf es kompetenter Partner bei Schulen und sozialen Einrichtungen. Das müssen wir in die Köpfe bringen.« Am Ende könne eine Win-Win-Situation entstehen.
Doch auch die soziale Verantwortung erfordere ein Umdenken, mahnte Cleiß an. Mehr als drei Millionen Menschen zwischen 15 und 55 Jahren dürfe man nicht abseits stehen lassen. »Menschen mit Einschränkungen können viel«, sekundierte Nathalie Amos von der Lebenshilfe, »man muss ihre Fähigkeiten nur einsetzen und sie immer wieder motivieren.«