Ohne Wärme läuft bei Pfirsichen nichts
Pfirsiche verströmen den Duft des Sommers. In der Ortenau bauen fünf Landwirte die Frucht an. Aprikosen gelten beim Anbau indessen als schwierig und sind – zumindest in der Zwetschgenregion Ortenau – fast nur in Privatgärten vertreten.
»Du hast eine Haut wie ein Pfirsich« – ein Kompliment das viele Frauen nur allzu gerne hören. Nicht nur seine weiche Haut mit den feinen Härchen, sondern auch der unvergleichliche süße Geschmack machen den Pfirsich zur wohl verführerischsten aller Sommerfrüchte.
Saison hat die Steinfrucht von Ende Juli bis Ende August. Und genau deswegen löst der Duft von frischen Pfirsichen bei vielen Menschen wohlige Erinnerungen an lange, heiße Sommertage aus. Nur in dieser Zeit sind Pfirsiche reif und saftig zu haben.
Aprikosen und Pfirsiche brauchen zum Wachsen Wärme, weshalb sie in Deutschland überwiegend nur in Gegenden mit Weinbau-Klima angepflanzt werden.
Die Ortenau ist zwar eine Weinbau-Region, aber aufgrund der wechselwarmen Winter gestaltet sich der Anbau von Aprikosen schwierig. Hinzu kommt, dass ab dem fünften Standjahr die Aprikosenbäume aufgrund der Witterung anfällig für Baumkrankheiten sind. Das zieht dann auch eine schlechte Ernte nach sich.
»Auf professioneller Ebene stellt die Aprikose natürlich auch eine Konkurrenz zur Zwetschge dar, und die Ortenau ist nun mal eine Zwetschgen-Region«, erläutert Manuel Blechinger, Unternehmenssprecher des Obstgroßmarkts Mittelbaden (OGM) in Oberkirch.
Pro Kopf essen die Deutschen 800 Gramm Aprikosen und 3,4 Kilogramm Pfirsiche jährlich. Ortenauweit bauen fünf Landwirte rund 15 bis 20 verschiedene Pfirsichsorten an. Pro Jahr ernten sie fünf Tonnen.
Deutschlandweit waren im vergangenen Jahr rund 31 Tonnen gepflückt worden. »Elf Tonnen davon kommen aus Baden-Württemberg«, weiß Alfred Pfister vom Marktkontor Baden. Um den hohen Bedarf zu decken, werden zudem gut 117 Tonnen Pfirsiche importiert.
Import deckt den Bedarf
»Bei Aprikosen werden 270 Tonnen deutschlandweit geerntet, gut 14 Tonnen stammen von baden-württembergischen Erzeugern«, sagt Pfister vom Marktkontor. Auch hier kann der Bedarf nicht aus eigener Ernte gedeckt werden: 60 Tonnen dieser Frucht werden jährlich aus dem Ausland importiert. »Mit 25 Tonnen kommen die meisten Früchte von unserem französischen Nachbarn«, fügt Alfred Pfister hinzu.
Aprikosen sind von der Schale ausgehend intensiv orangegelb und Pfirsiche häufig gelb gefärbt. »Die dafür verantwortlichen Farbstoffe gehören in die Gruppe der Carotinoiden«, erläutert Rita Rausch, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale. Diese wirkten antioxidativ, beeinflussten das Immunsystem und senkten das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen sowie altersbedingte Augenerkrankungen.
Die orangefarbenen Aprikosen haben zudem einen sehr hohen Gehalt an Provitamin A. Sie sind außerdem reich an Kalium und Fruchtsäuren. Die Aprikose schmeckt nicht nur süß, sondern ist gut für die Gesundheit. Sie enthält laut der Expertin Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Phosphor und wirkt sich deshalb positiv auf Haare und Nägel aus. Die Aprikose stärkt das Immunsystem und kurbelt dazu noch den Kreislauf an.
»Pfirsiche haben einen hohen Gehalt an Vitamin E und Niacin«, weiß Verbraucherschützerin Rausch. In 100 Gramm Pfirsich stecken etwa 40 Kilokalorien und 87 Gramm Wasser sowie Kalzium und Magnesium.
Der hohe Wassergehalt macht dieses Obst besonders an warmen Tagen zu einer gesunden, süßen und fruchtigen Alternative zu klebrigen, fetten Naschereien wie Schokolade.
Als Frischobst verzehrt, lässt sich der aromatische Geschmack am besten genießen. Dazu sollten Pfirsiche aber möglichst vollreif geerntet werden. Kommen die Früchte zu früh vom Baum, schimmert das Fruchtfleisch noch grün und das Obst bleibt gummiartig – das sortentypische Aroma wird auch durch Lagern nicht erreicht.
Druckempfindlich
Beide Obstsorten sind in reifem Zustand sehr druckempfindlich und lassen sich je nach Reifegrad nur bis zu einer Woche lagern. Die Expertin rät, Pfirsiche und Aprikosen wegen ihrer flaumigen Haut vor dem Verzehr gründlich mit warmem Wasser abzuwaschen. Aprikosen haben ein weiches Fruchtfleisch und lassen sich leicht vom Kern lösen, deshalb sind sie sehr gut für Kinder und Senioren geeignet. Die Ernährungsexpertin fügt hinzu: »Bei Pfirsichen gibt es steinlösende und steinhaftende Sorten.« Die Früchte, die sich einfach vom Stein lösen, sind leichter zu verzehren.
Sowohl Pfirsiche als auch Aprikosen werden von Hand geerntet. Hierbei müssen die Erntehelfer jedoch sehr vorsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, denn aufgrund der weichen, flaumigen Haut können sehr leicht Druckstellen entstehen. Auch beim Transport muss auf einen sorgsamen Umgang mit dem Obst geachtet werden.
Kurzgefragt
Landwirt Erich Kiefer (54) aus Ortenberg baut Pfirsiche an. Im Inter-
view verrät er einige Tipps.
Was ist bei Pfirsichkulturen besonders zu beachten?
Kiefer: Pfirsiche, auch die flachen Tellerpfirsiche und Nektarinen, wachsen bei uns im Weinbau-Klima hervorragend. Wir bauen seit vielen Jahren auf großer Fläche eigene Pfirsiche und Nektarinen an mit unvergleichlich gutem Aroma im Gegensatz zur Supermarktware.
Welche Sorte empfehlen Sie für den heimischen Garten – und warum?
Kiefer: Die weißfleischigen Sorten gelten als würzig-aromatisch und weniger empfindlich für die Kräuselkrankheit, eine Pilzkrankheit auf den Blättern. Eine vorbeugende Behandlung ist in unserem Klima sinnvoll.
Recht robuste Pfirsichsorten sind Patty, früher Alexander, Amsden, Rekord aus Alfter, Fidelia, Fruteria, Benedicte, Roter Ellerstadter. Platifortwo ist ein robuster Tellerpfirsich.
Ihr Tipp für die Schädlingsbekämpfung?
Kiefer: Die Kräuselkrankheit und die Fruchtmonilia sind in unserem feucht-warmen Klima sehr verbreitet, aber auch gut zu behandeln. Es gibt biologische Mittel gegen den Pilz.
Der Pfirsichwickler sticht die reifende Frucht an und legt darin seine Eier ab. Gegen ihn hilft ein Kulturschutznetz. Dann ist der Zuflug des Falters unmöglich.