Ortenau-Klinikum: Patientin Augenlicht zurückgegeben
Der Chefarzt der Augenklinik am Ortenau- Klinikum Offenburg-Gengenbach, Konrad Hille, gibt Patientin mit Zahn-Knochen-Keratoprothese das Augenlicht zurück. Jetzt hat er diese Operation zum 100. Mal durchgeführt und einer Österreicherin Lebensqualität zurückgegeben.
Der Chefarzt der Augenklinik am Ortenau- Klinikum in Offenburg, Konrad Hille, hat zum 100. Mal erfolgreich einen Hornhautersatz durchgeführt und damit einer 46-jährigen Patientin wieder zum Sehen verholfen. Das teilte das Ortenau-Klinikum mit. Anlässlich des Jubiläums gratulierte Verwaltungsdirektor Mathias Halsinger der Patientin und dem Chefarzt zu dem gelungenen Eingriff am Standort St. Josefsklinik.
Aufgrund eines schweren Tumorleidens hatte die Patientin Doris Wachmann eine Schädigung ihrer Hornhautoberfläche erlitten und war in den vergangenen zwei Jahren vollständig erblindet, heißt es in einer Pressemitteilung. In dieser Situation habe die Wienerin Kontakt mit dem Offenburger Chefarzt aufgenommen.
Sehvermögen bleibt lange
Vor rund drei Monaten präparierte Hille gemeinsam mit dem in Offenburg niedergelassenen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen Jens Kuschnierz aus einer Zahnwurzel der Patientin eine sogenannte Keratoprothese. Dabei handelt es sich um einen optischen Zylinder, der am besten mittels körpereigenem Gewebe, einer Zahnwurzel und Knochen in der Hornhaut fixiert wird. Wenn die Nervenzellschicht und der Sehnerv intakt sind, kann der Patient nach der Operation in der Regel wieder mit einem guten Sehvermögen rechnen, welches auf lange Zeit erhalten bleibt.
Diese Keratoprothese pflanzte Hille zunächst unter die Haut am Augenlid der Patienten. Mitte September setzte er dieses Implantat dann erfolgreich in das Auge ein. Bereits am Tag darauf konnte die Patientin wieder sehen. »Ich habe Glück und Lebensqualität zurückgewonnen«, freute sich die Wienerin, die die Arbeit der Ärzte und Pflegekräfte im Ortenau-Klinikum ausdrücklich lobte. Besondere Freude bereitete ihr, sich Bilder von ihrem Garten ansehen zu können, die ihr Angehörige nach Offenburg mitgegeben hatten. Das von Medizinern als Zahn-Knochen-Keratoprothese bezeichnete Verfahren wurde viele Jahre deutschlandweit nur von Hille durchgeführt, der rund zwei Drittel der Eingriffe in Offenburg vorgenommen hat.
Hille im Januar in Australien
Inzwischen ist die Behandlung auch an der Uniklinik Düsseldorf wie auch der Uniklinik Basel möglich. In beiden Fällen hat Hille die dortigen Mediziner in das Verfahren eingewiesen. Darüber hinaus gibt es nur noch zwei weitere Kliniken in Europa, die das Verfahren anbieten. »Ich habe mich als Leitender Oberarzt der Augenklinik am Universitätsklinikum des Saarlandes seit 1993 mit Keratoprothesen beschäftigt«, berichtete Hille, der das Verfahren bei mehreren Studienaufenthalten in Rom erlernt und die erste Zahnprothese im Jahr 1994 an der Uniklinik in Homburg implantiert hat. Einige seiner ersten Patienten können auch nach 20 Jahren noch ein fast normales Leben führen, berichtet der Chefarzt. Auch in Australien sind Augenärzte auf die erfolgreiche Arbeit von Konrad Hille aufmerksam geworden. In diesem Frühjahr waren bereits zwei Ärzte aus Sydney in Offenburg, um in einem Kurs die Methode kennenzulernen. Im Januar wird nun der Chefarzt der Offenburger Augenklinik nach Sydney reisen, um bei der ersten Zahn-Knochen-Keratoprothese zu helfen.