Ortenau

Ortenaukreis: Widerstand gegen die Biotonne

Thomas Reizel
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19. Mai 2015
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Der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) sammelt in der Ortenau und im Landkreis Emmendingen mit dem Hausmüll Bioabfälle wie Essensreste. Diese werden vergoren, um aus Biogas Strom und Wärme zu gewinnen. Ein kleiner Teil dient als Ersatzbrennstoff für fossile Energieträger. Das Land indes will Biomüll in einer braunen Tonne erfassen. Für den ZAK könnte es eine Ausnahme geben, etwa wenn es gelingt, aus Bioabfällen Dünger auf Phosphorbasis zurückzugewinnen. ©Archivfoto Mittelbadische Presse

Das Jahr 2015 ist fast zur Hälfte vergangen, der Ortenaukreis hat also noch gut sechs Monate Zeit, um aus Bioabfällen Phosphor zu gewinnen. Gelingt ihm das nicht, könnte das Land die Biotonne ab 2017 vorschreiben. Doch die will der Kreis nicht.

Ortenau. Georg Person, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) in Ringsheim, tut sich schwer, wenn es um das Thema Biotonne geht. Das Land könnte sie ab 2017 in der Ortenau und im Landkreis Emmendingen einführen wollen, der ZAK sieht das nicht als zielführend an. »Wir bezweifeln den ökologischen Nutzen«, bekräftige Person erneut auf Anfrage der Mittelbadischen Presse.

Ausnahme bis 2016

Das Land hat dem Ortenaukreis bis 2016 Zeit gegeben und erklärt, auf die Einführung der Biotonne dann zu verzichten, wenn es dem ZAK gelingt, Phosphor oder andere Wertstoffe aus Bioabfällen rückzugewinnen. »Bei Stickstoff und Schwefel lässt sich etwas machen«, sagte Person und bezifferte die Investitionen im mittleren sechsstelligen Bereich. Beide Stoffe können kombiniert als Dünger für die Landwirtschaft dienen.

Ähnliches gilt für Phosphor, doch hier sei es sehr schwierig, weil es noch keine wirtschaftlichen Verfahren gebe. So wird in Offenburg-Griesheim in einem Modellprojekt des Landes dieser Stoff in Form eines Düngers aus Klärschlamm zurückgewonnen. Andere haben den Ansatz, Klärschlamm zu trocknen und zu verbrennen. Aus der Asche soll dann Phosphor extrahiert werden. »Bislang sind alle Verfahren relativ teuer«, erklärte Person. Gleichwohl hat sich der ZAK unter anderem an die Universität Stuttgart gewandt, um die Machbarkeit für die Phosphor-Rückgewinnung zu untersuchen, was durch das Land auch gefördert würde.

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Bislang sammeln die Landkreise Ortenau und Emmendingen Grünschnitt getrennt, andere Bioabfallarten, etwa Küchenabfälle, werden gemeinsam mit Hausmüll in der grauen Tonne erfasst. Darauf basiert das Betriebskonzept der Anlage auf dem Kahlenberg: »Wir vergären Bioabfälle«, erklärte Person. Gewonnen wird daraus Biogas. Das dient der Strom- und Wärme-gewinnung, wovon nicht nur der Zweckverband, sondern auch Haushalte in Ringsheim profitieren. »Was nicht vergoren werden kann, dient als Ersatzbrennstoff für fossile Energieträger«, berichtete Person.

Grundsätzlich begrüßt er sogar die europaweite Initiative, Bioabfälle separat zu sammeln: »Bevor sie auf Deponien klimaschädliches Methan bilden, ist es sinnvoller, sie zu kompostieren.« Doch der ZAK geht einen anderen Weg. Die Anlage sei weltweit einzigartig und europaweit patentiert (siehe Stichwort).

Höhere Kosten möglich

Für die Haushalte könnte die Einführung der Biotonne auch höhere Kosten für die Müllabfuhr bedeuten. Denn die braune Tonne müsste separat abgefahren und erfasst werden. Derzeit liegen die Gebühren in der Ortenau mit 94 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt nicht nur erheblich unter dem Landesdurchschnitt schnitt von 144 Euro, sondern sogar an zweiter Stelle. Nur der Kreis Esslingen ist mit 88 Euro noch günstiger.

Landrat Frank Scherer hatte im November 2014 angekündigt, dass der Ortenaukreis auf die Einführung der Biotonne auch dann verzichten wolle, wenn sich kein Phosphor rückgewinnen lässt. Er erwartet deshalb einen Streit mit dem Land und kündigte an, im Ernstfall eine Ökobilanz erstellen zu lassen.

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