Rekord-Unwetter seit 20 Jahren
Seit 20 Jahren hat es im Juli nicht so viele Unwetter mit großen Schäden gegeben wie jetzt. Das teilte Kreisbrandmeister Reinhard Kirr mit. Erst in der Nacht zu gestern hat es vor allem den Camping-Platz in Welschensteinach erwischt.
Starkregen und schwere Gewitter forderten am Montag Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk, Bergwacht und Sanitätsdienste im ganzen Ortenaukreis. »Besonders betroffen war der gut belegte Campingplatz in Welschensteinach«, erklärte Kreisbrandmeister Reinhard Kirr per Pressemitteilung.
Ein weiterer zeitkritischer Einsatz sei eine Personensuche in Kappelrodeck gewesen. Zwei 12- und 14-jährige Mädchen hatten sich während des Unwetters im Wald verirrt, eines leicht am Fuß verletzt. Weil beide nicht wussten, wo sie sich befanden, war es für die Leitstelle und die Einsatzkräfte schwierig, das Suchgebiet einzugrenzen. Nach einer Stunde wurden die Mädchen zum Glück gefunden, aber völlig durchnässt den Rettungskräften übergeben.
In diesem Juli gab es Unwetter wie seit 20 Jahren nicht mehr, berichtete Kirr. Rund 700 Einsätze verzeichnet die Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst des Landratsamts Ortenaukreis. In ganzen Landstrichen und zum Teil über mehrere Gemeinden hinweg gab es Erdrutsche, waren Straßen überflutet, Unterführungen vollgelaufen, und Keller unter Wasser.
In der Integrierten Leitstelle (Notruf 112) gingen zahllose Anrufe ein. »Wir haben die Integrierte Leitstelle, die regulär mit zwei Personen besetzt ist, personell verdreifacht, sodass wir auf alle Ereignisse reagieren konnten, auch wenn aufgrund der Vielzahl der Hilfsanfragen nicht jeder Anrufer sofort bedient werden konnte«, erklärte Kirr und blickt auf vier weitere Unwetter zurück.
- Montag, 7. Juli: Insbesondere das Einbachtal bei Hausach, sowie Gutach und Haslach wurden heimgesucht. Es gab 110 Einsätze im Landkreis, davon allein rund 50 in Hausach. Ein ausgelaufener Heizöltank war der heikelste Einsatz.
- Freitag, 11. Juli: Vor allem Rench- und Achertal sowie Lahr waren betroffen. »Der Schwerpunkt lag im Raum Oberkirch mit 135 Einsätzen, außerdem mussten vier Alarme von Brandmeldeanlagen bewältigt werden. Die Unwetter verursachten insgesamt 410 Einsätze in der Ortenau, davon mehr als 50 in Kappelrodeck. Hier wurde eine Straße unterspült, aus einem im Wasser stehenden Auto mussten Personen befreit werden. 35 Einsätze gab es in Ottenhöfen, 20 in Appenweier und 35 in Lahr. In Offenburg hatte die Feuerwehr über 40 Einsätze zu bewältigen, dabei kam es innerhalb von acht Minuten zu zwei Alarmen von Brandmeldeanlagen und einem im Wasser stehenden Fahrzeug mit darin eingeschlossenen Personen.
- Montag, 21. Juli: wüteten die Unwetter schwerpunktmäßig in Zell a. H. und der nördlichen Ortenau (Achern und Renchen). Die Einsatzkräfte mussten mehr als 100 Mal ausrücken, verletzt wurde niemand. Vollgelaufene Keller, durch Erdrutsche unpassierbare Straßen sowie umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste waren Einsatzgebiete.
- Dienstag, 22. Juli: Die Feuerwehren rückten zu rund 25 Einsatzstellen wegen umgestürzter Bäume und vollgelaufener Keller aus.
- Tipps von Kirr: Bürger sollten selbst präventiv tätig sein, um Schäden durch Hochwasser zu vermeiden. Dazu gehören Tauchpumpen und gefüllte Sandsäcke, vorbeugend Rückschlagventile zu prüfen beziehungsweise zu schließen und Kanaleinläufe von grobem Schmutz reinigen.
Pegelstände fallen schon wieder
Die Mittelbadische Presse hat einige Pegelstände verglichen. Der erste ist von Montagabend, der zweite von gestern Mittag, der dritte 20-Jahres-Hochwasser, der vierte der Mittelwert. Viele Pegelstände unterschreiten die eines zweijährlichen Hochwassers.
- Acher (Kappelrodeck): 1,40/0,90/2,83/0,58 m
- Kinzig (Schwaibach): 1,70/1,48/4,30/0,91 m
- Rench (Oberkirch): 1,00/0,73/2,40/0,50 m
- Rhein (Kehl-Kronenhof): 3,70/3,52/5,43/2,49 m
- Schutter (Lahr): 1,40/0,56/1,81/0,24 m