Risikostreuung ist das Wichtigste
Angesichts der niedrigen Erträge bei Termingeldern, Banksparplänen und Versicherungen suchen Sparer verzweifelt nach Alternativen. Dementsprechend gefragt war die telefonische Beratung der Finanzexperten Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI, Peter Klipp von der Stiftung Warentest/Finanztest sowie Rainer Laborenz, unabhängiger Vermögensverwalter aus Offenburg. Wir haben die wesentlichen Aussagen zusammengefasst:
Wir sind beide Rentner, über 80. Sollten wir unsere Rücklagen in Fonds anlegen?
Für Fonds benötigt man einen längeren Anlagezeitraum. Sie sollten das Geld lieber für Ihre persönlichen Ziele verwenden. Sicher sind Tages- oder
Termingelder. Diese Anlagen sind über den deutschen Einlagensicherungsfonds abgesichert – bis zu 100 000 Euro je Kunde und Bank. Das macht sich natürlich beim Zins bemerkbar: Für Festgelder mit beispielsweise drei Jahren Laufzeit liegt der höchste Satz aktuell bei rund 2,2 Prozent. Die Rendite ist etwas höher, wenn Sie Ihr Geld länger anlegen. Wir empfehlen aber, das Kapital maximal für drei bis fünf Jahre festzulegen – damit Sie auf eine Zinssteigerung reagieren können.
Ich bin Anfang 40 und möchte einen Riester-Vertrag abschließen. Ist ein Riester-Fondssparplan riskanter als eine Riester-Versicherung?
Nein, denn Ihre Einzahlungen und die staatlichen Zulagen sind bei jeder Variante zum Ende der Ansparphase per Gesetz garantiert – egal ob Versicherung, Banksparplan oder Fonds. Das setzt aber voraus, dass Sie den Vertrag bis zum Rentenalter durchhalten. Da Sie noch rund 25 Jahre bis zum Renteneintritt vor sich haben, ist ein Riester-Fondssparplan aufgrund der langen Laufzeit und der damit zu erwartenden höheren Rendite empfehlenswert. Wertschwankungen können bei einer so langen Laufzeit »ausgesessen« werden.
Ich bin Rentner, habe verschiedene Geldanlagen von Banksparplänen bis Aktien und erhalte jetzt rund 50 000 Euro aus einem Versicherungsvertrag. Wie kann ich ohne Wertverlust anlegen?
Wenn Sie das Geld nicht sofort brauchen, sollten Sie sich auf Aktien oder Aktienfonds konzentrieren. Natürlich muss bei allen an der Börse gehandelten Papieren mit Wertschwankungen gerechnet werden, das stellt aber nicht automatisch ein Risiko dar. Wichtig: Bei der Investition in Aktien sollten Sie nur den Teil des Geldes in die Hand nehmen, den Sie eventuell nicht unbedingt als Rentenzuschuss benötigen.
Bei der Auswahl der Aktien sollten Sie sich auf Unternehmen der Rohstoffbranche und auf Firmen konzentrieren, die Dinge des täglichen Bedarfs und jene für die Grundversorgung produzieren. Und bitte nicht alles auf einen Titel »setzen«. Eine solche Investition sollte nie spekulativ erfolgen, sondern langfristig angelegt sein.
Wann ist wieder mit einem Zinsanstieg zu rechnen?
Zumindest mittelfristig ist mit einer Änderung der Situation in der Eurozone nicht zu rechnen. Das bedeutet, dass lediglich Aktien und Aktienfonds zur Zeit die Aussicht auf eine Rendite bieten, bei der Sie der Geldentwertung entgegenwirken können – obwohl die Inflation derzeit mit rund 0,8 Prozent sehr niedrig ist. Dabei stellt sich immer die Frage: Welches Risiko wollen Sie eingehen? So kann es zu starken Wertschwankungen an der Börse kommen, wenn sich die Spannungen bei regionalen Unruheherden verschärfen.
Meine Bank hat mir von ETF abgeraten. Ich habe aber gehört, dass diese Fonds ohne Manager besser sind. Stimmt das?
ETF – Exchange Traded Funds – werden tatsächlich nicht aktiv gemanagt, sondern folgen der Entwicklung eines Index, beispielsweise des DAX, des Euro Stoxx oder des MSCI World. Weil es kein aktives Management gibt, fallen geringere Kosten an.
Wertschwankungen gibt es aber auch hier: Geht der Index nach unten, trifft das auf den Indexfonds auch zu. Und: Eine höhere Rendite als den mit dem Index abgebildeten Durchschnitt können Sie mit Ihren ETF’s auch nicht erzielen. Sie können ETF über jede Bank beziehen.
Mir wurde eine Mittelstandsanleihe mit einer Rendite von 7 Prozent angeboten. Soll ich zugreifen?
Sie gehen in jedem Fall ein Risiko ein. Grundsätzlich gilt: Je höher der versprochene Ertrag, desto höher Ihr Risiko – bis zum Totalverlust. Die sieben Prozent gibt es nicht umsonst: Ein solch versprochener hoher Ertrag ist an sich schon ein Alarmsignal.
Mein Berater hat mir empfohlen, in einen offenen Immobilienfonds einzusteigen. Ist das sinnvoll?
Offene Immobilienfonds legen die Mittel ihrer Anleger in vielen Immobilien an. Dabei achtet das Fondsmanagement auf eine möglichst ausgewogene Streuung der Objekte nach Größe, Nutzungsart, Alter und geografischer Lage.
Wenn Sie Ihr Vermögen breit streuen wollen, gehören offene Immobilienfonds unbedingt dazu. Wenn Sie jetzt Anteile an offenen Immobilienfonds erwerben, müssen Sie eine Mindesthaltefrist von zwei Jahren beachten. Beachten Sie die Kündigungsfrist.
Ich möchte mir eine Eigentumswohnung als Kapitalanlage kaufen. Gute Idee?
Eine Investition in eine konkrete Immobilie kann beispielsweise aus steuerlichen Gründen Sinn machen. Fragen Sie zuerst Ihren Steuerberater. Bedenken Sie, dass Sie sich lange festlegen und: Machen Sie die Finanzierung nicht ausschließlich von den Mieteinahmen abhängig.
Ich bekomme jetzt 60 000 Euro aus meiner Kapital-Lebensversicherung ausgezahlt. Geld benötige ich erst in zehn Jahren bei Renteneintritt. Und nun?
Wir empfehlen Ihnen, das Kapital auf mehrere Fondsvarianten aufzuteilen: Aktien-, Misch- und offene Immobilienfonds.
Ich möchte 20 000 Euro für meine Enkel auf 15 Jahre anlegen. Wie kann ich das sinnvoll tun?
Bei diesem Anlagehorizont sind Fonds – zum Beispiel Aktienfonds – durchaus geeignet. Wenn Sie regelmäßig kleinere Summen ansparen möchten, sind Banksparpläne eine gute Alternative. Sie werden derzeit mit drei Prozent verzinst.
Ich besitze seit zehn Jahren Aktienfonds, die ich jetzt verkaufen will. Muss ich den Gewinn versteuern?
Nein, denn alle vor 2009 erworbenen Fondsanteile sind nicht steuerpflichtig.
Hilfreich Adressen
Hintergrundinfos, Warnlisten und Broschüren
Unabhängige, von der staatlichen Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin zugelassene Vermögensverwalter findet man unter www.vermoegensprofis.de.
Infos zum Fondssparen gibt es auf der Homepage des deutschen Fondsverbandes BVI unter www.bvi.de. Hier kann man auch die Broschüre »Investmentfonds und Abgeltungssteuer« downloaden.
Ein breites Informationsangebot über alle Formen der Geldanlage findet man in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift »Finanztest« (12/14). Das Heft ist im Buchhandel oder unter www.test.de erhältlich.
Außerdem hat die Stiftung Warentest eine Liste mit unseriösen Geldanlagen zusammengestellt: www.test.de/Warnliste.
Die Bundesregierung gibt auf www.wegweiser-finanzberatung.de Verbrauchern Tipps zur Anlageberatung.
Wer Verträge überprüfen lassen möchte, kann sich an die Verbraucherzentralen wenden: www.vz-bawue.de/freiburg