Tamme Hanken renkt alles ein
Unterhaltung muss sein, sonst leiden Herrchen und Frauchen zu arg mit ihren Tieren. Deshalb klopfte Tamme Hanken massig launige Sprüche, als er Hund, Pferd und andere Vierbeiner in Gengenbach mit ein paar Handgriffen wieder flottmachte.
Gengenbach. »Eigentlich bin ich ein Pferde-Angsthase«, sagte Annette Binder. Trotzdem ist sie 1,5 Stunden gefahren, um mit ihrem Australien Shepperd zu Tamme Hanken zu kommen. Der XXL-Ostfriese mit der stets passenden Antwort schaute dem Hund beim Gehen hinterher: »Einmal rauf-, einmal runterlaufen«, lautete die Anweisung des Chiropraktikers für gut fünf Dutzend Hunde gestern bei Wussler Landhandel in Gengenbach. Und dann: »Und jetzt rauf auf den Tisch«. Der bestand aus Paletten und war mit einem roten Teppich ausgelegt.
Berry knurrte ein bisschen, vor allem als die rechte vordere Pfote dran war, »die seit Beginn Probleme machte«. Allerdings habe der Tierarzt nichts finden können, Hanken sei »die letzte Chance« für den Vierjährigen. Und tatsächlich: Nachdem der Meister ihn noch mal am Schwanz geradegerückt hatte, kommt er leichtfüßiger daher. Damit er noch unbeschwerter wird, gibt’s einen
Diätplan für zu Hause.
»Dackellähmung«, meinte die nächste Dame etwas hilflos und setzte ihren elfjährigen Liebling auf den Behandlungstisch. »Der Dackel hat nix – außer ein paar Bandscheibenvorfällen«, verkündete Hanken. Und schon knackte es ein bisschen. Herrchen machte derweil Fotos mit dem Handy und auch die Schaulustigen jenseits des Gitters drückten den Auslöser und amüsierten sich über die Show, die der XXL-Ostfriese für sein Publikum bot.
Ausgerenkte Pfötchen, zu hohe Sprünge, Würmer, Fehlernährung – die Probleme, die die Tiere so mit sich herumschleppen, ist lang. Exot im Gemisch aus Hunden und Pferden war ein Rehkitz. Zwei Monate ist »Linda« vom Sesterhof alt und wird mit der Flasche aufgezogen. »Das vierte, das wir so aufziehen«, sagte Rita Sester. Aber ein Sorgenkind, weil sich die Hinterfüßchen an den Gelenken fast berühren. »Würmer«, sagte Hanken geradeheraus. Und während das Kitz bei seiner »Ersatzmama« nach einem beruhigenden Fläschchen suchte, entwickelte der Tierversteher einen Speiseplan: Ferkelstarter, Mineralien und frische Zweige von allerlei Bäumen, vor allem Birke. »Was sie dann frisst, wird neu besorgt«, sagte er.
Die Natur habe für jedes Problem eine Lösung. Wenn Hunde in den Graben springen, fehlt ihnen Eisen. Eine Schüssel mit Wasser und einem Hufeisen drin könnte Abhilfe schaffen. Kürbisöl helfe beim Entwässern, »dann wird der Hund wieder fitter«. Und zur Darmsanierung wird Blättermagen gefüttert. Damit Hundchen nicht zu hoch springt, sollte man ihm eine »Zwischenetage« zum Sessel bauen, lautete sein Ratschlag.
Besonders häufig müssen Frauen als Vergleich herhalten. Etwa wenn es darum geht, woran es bei Pferden am häufigsten krankt. »Beschäftigung«, moniert Hanken. Drei Stunden am Tag sollten es schon sein, dann seien Ross und Reiter beste Kumpel. Sonst sei es wie bei den Frauen: »Sie haben Langeweile, gehen shoppen, ich klopfe dafür mehr Überstunden und dann hat plötzlich der Nachbar Zeit ...«
Einen kessen Spruch hören auch diejenigen, die sich ein Buch signieren lassen wollen.
Das Rotwild-Kitz war übrigens bei weitem nicht Hankens ausgefallenster Klient. Vergangene Woche hatte er ein Schwein behandelt. Und selbst einer Schildkröte konnte der Hüne schon einmal helfen.