Sicherheit in Fessenheim »zufriedenstellend«
Straßburg. »Wir behandeln Fessenheim weiter wie jedes der anderen 20 Kernkraftwerke in Frankreich, eine mögliche Schließung hat keine Auswirkung auf unsere Arbeit und die Überprüfung der Reaktorsicherheit «, sagte ASN-Regionalchef Florian Kraft in Straßburg bei der Vorstellung des Jahresberichtes zu Nuklearsicherheit und Strahlenschutz für das Elsass und Lothringen. Seit dem Regierungswechsel in Paris habe es keine Instruktionen oder Informationen über den Zeitplan und den Modus eines möglichen Abschaltens des Akw Fessenheim gegeben.
27-mal untersucht
Die ASN sei eine unabhängige Behörde, die die Sicherheit der Atomanlagen in Frankreich überprüfe, die Verlängerung der Betriebsgenehmigung und strengere Sicherheitsauflagen erteile. Ob ein Kraftwerk aber aufgrund der Vorgaben und Empfehlungen der ASN abgeschaltet werde, entscheide der Betreiber oder die Regierung in Paris, sagte Kraft.
Die ASN ist nach Angaben von Kraft unter anderem für die Überwachung der beiden Atomkraftwerke Cattenom in Lothringen (4 Druckwasserreaktoren mit einer Nettoleistung von jeweils 1300 Megawatt) und Fessenheim im Südelsass (zwei Druckwasserreaktoren mit jeweils 900 Megawatt) zuständig, überprüft aber auch Anlagen und Geräte in der Industrie, Forschung, in Arztpraxen und Krankenhäusern auf ihre Strahlensicherheit (Kernspintomografie, Röntgen). Experten der ASN inspizierten das Akw Fessenheim im vergangenen Jahr 27-mal, das Akw Cattenom 24-mal. Die Inspektionen dauerten zum Teil mehrere Tage, insgesamt waren die Inspektoren 70 Tage in beiden Akws vor Ort. Für beide Atomkraftwerke laute die Bilanz der Inspektionen »zufriedenstellend«, sagte Kraft.
Fessenheim liege, was die Reaktorsicherheit und den Umweltschutz angeht, im Mittelfeld der französischen Akws. 2011 habe es 37 sicherheitsrelevante Störfälle gegeben, von denen drei nach der Internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen (INES) die Stufe 1 hatten (unterhalb der Skala = keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung).
Als Ergebnis der dritten Zehnjahresinspektion von Reaktorblock 1 habe die ANS mehrere Sicherheitsauflagen verlangt. Unter anderem müsse der Betreiber EDF vor Juli 2013 die Betonbodenplatte verstärken, was rund 30 Millionen Euro kosten dürfte. Außerdem muss bis Jahresende eine zusätzliche Notkühlung installiert sein. Dies soll durch eine in einen Bunker installierte dieselbetriebene Grundwasserpumpe erreicht werden. Dem AKW Cattenom bescheinigte die ASN einen »insgesamt zufriedenstellende « Bilanz, was die Reaktorsicherheit, den Strahlenschutz und den Umweltschutz angeht.
Audio: Florien Kraft, Direktor der Französischen Atomaufsichtsbehörde ASN in Straßburg im Interview