Offenburg

Sieben Spanier suchen ihr Job-Glück in der Ortenau 

Matthias Jundt
Lesezeit 4 Minuten
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11. Juli 2014

Wenn Sie ihre Deutschprüfung bestanden haben, sind die jungen Spanier Jose L. Muñoz (von links), Marta Bejarano, Carlos Álvarez, Tania Egea, Javier Hernández, Ana Botia und Pablo Espiñeira examinierte Pflegekräfte – und bekommen einen Arbeitsvertrag für einen Job im Ortenau-Klinikum. ©Ulrich Marx

Weil sie in ihrer Heimat trotz abgeschlossenen Studiums keine Arbeit fanden, wanderten sieben Spanier im November nach Deutschland aus. Seither arbeiten sie im Offenburger Ortenau-Klinikum. Jetzt absolvierten sie endlich ihre Deutschprüfung – haben sie bestanden, sind sie examinierte Pflegekräfte.

Offenburg. 30 Grad Celsius, eine schöne, stete Brise Wind und das nächste Erfrischungsgetränk immer in Griffweite – so stellen sich die meisten ein Leben in Spanien vor, und die wenigsten würden diese Bedingungen eintauschen wollen. Pablo Espiñeira, Ana Botia, Javier Hernández, Jose L. Muñoz, Tania Egea, Marta Bejarano und Carlos Álvarez haben aber genau das getan und sich gegen ihre spanische Heimat und für das fremde Offenburg entschieden.

Zum Abschied gezwungen
Alles, weil sie zu Hause keine Arbeit fanden. Seit November sind alle am Ortenau-Klinikum in Offenburg beziehungsweise in Zell-Weierbach angestellt. Am 26. Juni haben sie ihre Deutschprüfung abgelegt und sind dann bei einem erfolgreichen Abschluss anerkannte examinierte Pflegekräfte.

Für die sieben stand fest, dass sie ihr berufliches Glück im Ausland suchen müssen: »Die Situation ist eine Katastrophe«, beschreibt Ana Botia die Arbeitslage in ihrer Heimat. Die meisten ihrer Freunde seien ebenfalls ins Ausland gegangen, weil sie keine Aussicht auf einen guten Job bekamen. Belgien, England oder Deutschland, das seien die besten Optionen.

Kein Job trotz Bachelor
Alle sieben haben einen Bachelor-Abschluss in der Pflege. In Spanien muss ein vollwertiges Studium absolviert werden, während in Deutschland der Beruf der examinierten Pflegekraft im Zuge einer Ausbildung gelehrt wird. Trotz des Hochschulabschlusses fand keiner eine Anstellung: »In Spanien bekommt man nur schlechte Jobs«, sagt Javier. Man müsse entweder kellnern oder sich von Sechsmonatsvertrag zu Sechsmonatsvertrag hangeln. Das sei auf die Dauer zermürbend und nicht zufriedenstellend. »Ohne Studium hat man so gut wie gar keine Chance mehr«, ergänzt er.

Durch Zufall sind alle auf die Anzeige des Ortenau-Klinikums gestoßen. Weil in Deutschland vor allem im Pflegebereich Arbeitskräftemangel herrscht, gehen viele Unternehmen mittlerweile andere Wege und suchen gezielt Kollegen aus dem Ausland. Auch aufgrund der guten Arbeitsmarktlage ist Deutschland nach einer OECD-Studie zum zweitbeliebtesten Einwanderungsland geworden.

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Aussicht auf Vertrag
Werden die jungen Spanier ihre Deutschprüfung bestehen, erhalten sie einen Zweijahresvertrag am Klinikum, das Ergebnis gibt es in wenigen Tagen.

Zwar vermissen alle ihre Heimat und Angehörigen, das Internet erleichtere die Situation aber ungemein, sagen sie. Gekannt haben sich die jungen Kollegen vor der Zeit in Deutschland nicht. Lediglich Ana und Tania haben zusammen studiert: »Mittlerweile sind wir aber eine kleine Familie geworden«, sagt Jose.

Aber auch außerhalb ihrer spanischen Kleinfamilie haben sie Anschluss gefunden. Die meisten spielen in Sportvereinen und haben  deutsche Freunde. Auch der Umgang mit den Kollegen sei sehr gut. Alle seien hilfsbereit. »Man kann sagen, dass wir komplett integriert sind«, ergänzt Carlos.

Integrationshilfe
Bei der Integration geholfen haben Klaus Fäller und seine Frau Gudrun. Beide lasen von der Situation der Spanier und meldeten sich beim Klinikum. Ob es der Kontakt zum Sportverein, der Internetvertrag oder andere Dinge sind – »immer, wenn wir Hilfe brauchen, sind sie für uns da«, sagen die Spanier dankbar.

Derzeit wohnen alle noch in Personalzimmern des Krankenhauses, wenn mehr Geld da ist, wollen die meisten aber in eine eigene Wohnung ziehen. Ob sie auch nach Ablauf des Zweijahresvertrags bleiben, ist unklar, vorstellen können sie es sich aber: »Eine Rückkehr nach Spanien kann es nur geben, wenn wir sicher eine Anstellung bekommen«, sagt Javier.

Solange das nicht der Fall ist, werden sie die Vorzüge der Ortenau genießen. Mit ihr haben sie sich ja immerhin eine der wärmsten Regionen Deutschlands ausgesucht. Zumindest ein kleiner Trost für das Verlassen von Sommer und spanischer Sonne.

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