So haben andere Landkreise ihre Kliniken reformiert
Umwälzungen in der Krankenhausstruktur, wie sie derzeit in der Ortenau diskutiert werden, hat es anderswo schon gegeben. Drei Beispiele aus den Landkreisen Rottweil, Lörrach und dem Schwarzwald-Baar-Kreis zeigen, wohin das führen kann.
In nur wenigen Landkreisen in Baden-Württemberg hat sich die Kliniklandschaft so dramatisch gewandelt wie im Schwarzwald-Baar-Kreis. 2005 gab es dort noch sechs Kliniken. Heute sind es nur noch zwei. Der Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar-Klinikums, Martin Geiser, ist verantwortlich für ein neu gebautes Großklinikum in Villingen-Schwenningen und eine weitere Klinik in Donaueschingen.
Wirtschaftliche Vorteile
Von dieser Struktur ist er überzeugt. Das Angebot seiner Kliniken hält er für hochwertig und gut strukturiert. Die Krankenhausberatungsgesellschaft CMK argumentiert mit den wirtschaftlichen Vorteilen eines Großklinikums für die Ortenau. Zumindest im Schwarzwald-Baar-Kreis hat dieses Konzept funktioniert. »Nicht die ganze Infrastruktur an verschiedenen vorhalten zu müssen«, ist aus der Sicht von Geiser der größte Vorteil. Das mache sich in den Bilanzen bemerkbar. Auch die Patienten profitieren laut Geiser: An einem großen Standort lasse sich interdisziplinärer arbeiten.
Das kreiseigene Klinikum in Schramberg musste Ende 2011 schließen. Der Landkreis Rottweil hatte damals seine Kliniken in Schramberg und Rottweil an den Klinikbetreiber Helios verkauft. 7,1 Millionen Euro Verlust in einem Jahr waren dem Kreis damals zu viel, erinnert sich Landrat Wolf-Rüdiger Michel. Helios glaubte, nur die Klinik in der Kreisstadt profitabel betreiben zu können.
Erbitterter Kampf
Vorausgegangen war der Schließung ein erbitterter Kampf der Schramberger um ihr Klinikum. »Ein Krankenhaus ist Emotion pur«, zeigt Michel Verständnis für die Wut der Schramberger. Heute sagt Thomas Herzog, Schramberger Oberbürgermeister: »Die Wunden sind größtenteils verheilt. »Der eigentliche Verlust war nicht das Krankenhaus selbst, sondern die Notfall-Ambulanz.« Für die meisten langfristig planbaren Eingriffe seien die Schramberger in andere Kliniken gegangen.
Um den Verlust des Klinikums auszugleichen ist im Schramberger Stadtteil Sulgen ein medizinisches Versorgungszentrum entstanden, für das sich mehrere Ärzte zusammengeschlossen haben. Ein weiteres soll in der Kernstadt entstehen.
Neue Zentralklinik
Starke Veränderungen stehen auch den Bewohnern des Kreises Lörrach bevor. Im Januar fällte der Kreistag die Entscheidung, die drei Krankenhäuser in Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim zu schließen. Sie alle sind Teil des Klinikverbundes, einer Tochter-GmbH des Kreises. Geschlossen wird auch ein kirchliches Krankenhaus in Lörrach, wie Klinik-Sprecherin Marion Steger erklärt.
Stattdessen soll bis 2025 eine Zentralklinik am Lörracher Ortsrand gebaut werden. Kostenpunkt: 240 Millionen Euro, plus rund 17 Millionen Euro für das Grundstück. Durch die Reform können laut Steger Doppelstrukturen abgebaut und Einsparungen realisiert werden. Außerdem werde die Betreuung der Patienten besser und das Klinikpersonal profitiere von der modernen Einrichtung.