Offenburg

Solidarische Landwirtschaft: Grüne Idee, schwarze Null

Christine Marklewitz
Lesezeit 3 Minuten
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23. September 2016
»Solavie«-Gärtner Carlos Gartzke packt mit an, um die Ernte für die Abholpunkte umzuverpacken. Diese Woche konnten Radieschen und Kürbisse von den Feldern geholt werden.

»Solavie«-Gärtner Carlos Gartzke packt mit an, um die Ernte für die Abholpunkte umzuverpacken. Diese Woche konnten Radieschen und Kürbisse von den Feldern geholt werden. ©Peter Heck

Die Idee klingt fast zu schön, um in der heutigen gewinnorientierten Zeit bestehen zu können: und doch trägt sich der Ansatz der »Solidarischen Landwirtschaft Offenburg/Ortenau« (Solavie) im ersten aktiven Jahr. Seit sieben Monaten bestellt der Verein seine Biofelder – und wird eine schwarze Null präsentieren. 

Ein Verein, 1,1 Hektar Bioland, 135 ideelle Mitglieder, 60 Anteilszeichner, 35 000 Euro für Investitionen und 59 000 Euro für den laufenden Betrieb: Das war der Grundstock, mit dem die »Solavie« im Januar ins erste Landwirtschaftsjahr gestartet war.  

Zwei Jahre hatten die Ideengeber für ihre Sache geworben. Sie wollten auf dem Land des Ichenheimers Heinz Roth Biogemüse anpflanzen; Betrieb und Investitionen allein getragen vom Verein. Mit jeweils 500 Euro Einlage sind die Zeichner dabei, »wer ausscheidet, bekommt den Betrag wieder ausbezahlt«, informiert Marlene Werfl, Sprecherin der »Solavie«. Der laufende Betrieb werde über monatliche Zahlungen abgedeckt – hier gibt jeder, was er bezahlen kann. »Im Schnitt sind das 95 Euro«, umreißt Werfl. Nach unten sei keine Grenze festgelegt. Zwischenzeitlich hätten 65 Leute gezeichnet. 

Der Arbeit auf dem Feld waren schwere Wehen vorausgegangen, – an denen der Verein im Winter 2015 fast zerbrach. »Niemand wusste, ob wir wirklich starten können«, blickt Werfl zurück. Doch dann sei der Knoten geplatzt und der Haushalt habe erstellt werden können. Jetzt seien alle stolz, »dass an der Realität entlang geplant worden ist«. 

Was die Anteilszeichner in ihren Erntekörbchen vorfinden würden, wusste niemand so recht. »Sie stecken ja auch voll im Risiko drin«, so Werfl. Im Frühjahr hatte es schlecht ausgesehen – auf den Feldern stand das Wasser. Die Mitglieder kämpften gegen Krautfäule und hungrige Hasen an. 

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Salat als erste Ernte

»Im Mai wurde das erste Mal geerntet«, berichtet Werfl – die Zeichner freuten sich über Salat. Zwischenzeitlich sind 60 Sorten Gemüse gezogen worden – von roter Bete über Kürbis, Tomate, Gurke, Knoblauch, Zuckermais, Lauch, Aubergine bis hin zu Kräutern und essbaren Blumen. Von einigen Sorten sei sogar so viel gekommen, dass eingemacht werde. »Das geben wir dann im Winter aus«, berichtet Werfl. Natürlich werde der Acker auch da bewirtschaftet.

Die Mitglieder müssen mitanpacken: bei Einsätzen auf dem Feld, beim Verteilen der Ernte und bei der Administration. Die erste Hürde hat »Solavie« genommen, doch es werden weitere Zerreißproben anstehen – das weiß auch die Sprecherin. »Wir werden immer Hochs und Tiefs haben.« 

Die nächsten Ziele sind bereits gesteckt: Es sollen zehn weitere Anteilszeichner gewonnen werden – die Felder sind schon dafür vorbereitet. 
Im zweiten Betriebsjahr wird das Geld eine größere Rolle spielen: »Solavie« will den Gärtnern Angelika Weber und Carlos Gartzke fairen Lohn bezahlen. 2016 hatten sie ziemlich zurückgesteckt – für den Verein. Weiter will die Gemeinschaft eine Halle für Lager und Geräte bauen und nebenbei suchen die Bio-Gärtner nach Land, um zu expandieren.

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