Straßburg will Geothermie
Das französisch-deutsche Firmen-Jointventure »Foragelec« plant in den kommenden zehn Jahren die Errichtung von vier Erdwärme-Blockheizkraftwerken im Raum Straßburg. Ab Ende kommenden Jahres sollen die ersten Probebohrungen bis in 4000 Metern Tiefe stattfinden.
Straßburg. Die Investitionssumme hört sich gigantisch an: Insgesamt 240 Millionen Euro will das französisch-deutsche Firmen-Jointventure »Foragelec« bis 2024 in den Bau von vier Blockheizkraftwerken im Straßburger Ölhafen, in den Randgemeinden Eckbolsheim im Westen und in Hoenheim und Vendenheim im Norden investieren.
Zu dem Gemeinschaftsunternehmen gehören die Firma Fonroche Géothermie, eine Tochter der Fonroche-Gruppe aus dem südwestfranzösischen Pau bei Toulouse, die sich auf Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien spezialisiert hat, sowie die deutschen Tiefbohrunternehmen Herrenknecht Vertical GmbH, eine Tochter des Tunnelbauspezialisten Herrenknecht AG aus Schwanau, und dem Tiefbohrunternehmen H. Anger’s Söhne aus Hessisch-Lichtenau.
Die vier im Raum Straßburg geplanten Heizkraftwerke sollen aus 160 bis 200 Grad heißem Grundwasser, das aus 3500 bis 4500 Metern Tiefe an die Oberfläche gepumpt wird, Wärme und Strom liefern, wie Jean-Philippe Soulé und Daniel Arnault von Fonroche Géothermie bei der Vorstellung der Kraftwerkprojekte am Mittwoch in Straßburg erklärten.
Pro Standort müssten für jedes Kraftwerk zwei Schächte gebohrt werden. Entweder im Straßburger Ölhafen oder in Eckbolsheim sollen Ende 2015 die ersten Probebohrungen stattfinden. Die Bürgerbeteiligungsverfahren dürften Anfang 2015 beginnen.
Für die Probebohrungen kommt eine extra zusammen mit den Unternehmen Herrenknecht Vertical und H. Anger’s Söhne für 30 Millionen Euro entwickelte Tiefbohrmaschine mit Hydraulikantrieb zum Einsatz. Sie sei speziell für den Einsatz in städtischem oder stadtnahem Gebiet konstruiert worden, sagte Martin Müller-Ruhe, Geschäftsführer von H. Anger’s Söhne. Bei den Bohrungen gebe es keine Vibrationen, keinen Staub und keinen Lärm, »in 100 Meter Entfernung liegt der Geräuschpegel bei 50 Dezibel, das ist so laut wie ein Gespräch«.
Die Anwohner hätten auch nichts von der Inbetriebnahme des Blockheizkraftwerkes zu befürchten. Erdwärmegewinnung durch hydraulischen Druck (Fracking) sei in Frankreich verboten, betonte Jean-Philippe Soulé von Fonroche Géothermie. Beim Start arbeite man mit einem Druck von unter 100 bar, während des Betriebs mit zehn bis 20 bar.
In Basel, wo man nach Erdbeben die Erdwärmenutzung gestoppt habe, habe man mit 300 bar gearbeitet. »Das bedeutet, dass bei unserem Verfahren keine Mini-Erdbeben entstehen können«, sagte Soulé.
Risse, Hebungen oder Beben wie im pfälzischen Landau seien bei den Vorhaben in Straßburg ausgeschlossen, versicherte auch der technische Leiter bei Herrenknecht Vertical, Jürgen Binder: »Bei uns wird der Schachteingang durch drei Beton- und drei Edelstahlschichten abgedichtet. In Landau gab es weniger Schichten.«
Sollten die Foragelec-Projekte erfolgreich sein, könnte damit nach Angaben der Firmenvertreter 80 Prozent des Heizwärmebedarfs im Raum Straßburg gedeckt werden. »Die Heizkosten wären 30 bis 40 Prozent unter den heutigen Gaspreisen«, sagte Soulé.
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