Tankstellen-Überfall aus Liebe
Zwei russische Staatsangehörige sind am Donnerstag vom Landgericht Offenburg wegen des Überfalls auf eine Autobahn-Tankstelle bei Appenweier verurteilt worden. Der 23-jährige Täter muss ins Gefängnis, sein 20-jähriger Gehilfe erhielt eine Bewährungsstrafe. Das Tatmotiv: Liebe.
Zwei Männer sind am Donnerstag vom Landgericht Offenburg wegen des Überfalls auf die Autobahn-Tankstelle Renchtal-West bei Appenweier verurteilt worden. Es handelt sich dabei um zwei russische Staatsangehörige, die im Elsass wohnten. Der 23-Jährige, der den Überfall durchführte, muss wegen besonders schweren Raubes und Körperverletzung für drei Jahre in Haft. Der 20-jährige Fahrer des Fluchtautos erhielt wegen Beihilfe eine Bewährungsstrafe von 18 Monaten.
Staatsanwalt Martin Seifert sprach in seinem Plädoyer von einem miserabel geplanten und durchgeführten Himmelfahrtskommando. Die Tat erfolgte am frühen Morgen des 20. Dezember 2014. Der maskierte 23-Jährige stürmte die Tankstelle und bedrohte zwei Bedienstete – eine 28-jährige Frau und einen 42-jährigen Mann – mit einer Pistolen-Attrappe. Der Angestellte musste die Kasse öffnen. Als dies dem Täter nicht schnell genug ging, schlug er den 42-Jährigen mit der Waffe auf den Kopf. Anschließend floh der 23-Jährige mit der Beute in Höhe von etwa 1200 Euro.
Flucht nach Frankreich
Sein Gehilfe wartete während der Tat im Auto in der Nähe der Tankstelle. Der Plan lautete, möglichst schnell nach Frankreich zu flüchten. Doch kurz vor der Grenze gerieten die beiden Männer in eine Polizeikontrolle und wurde verhaftet. Die Beamten identifizierten das Fluchtfahrzeug, einen in Frankreich als gestohlen gemeldeten VW-Polo.
Vor Gericht begründete der 23-Jährige die Tat mit privaten Schwierigkeiten. Am Abend des 19. Dezember 2014 habe er einen Anruf seiner Freundin aus Russland erhalten. »Sie erzählte mir, dass sie zwangsverheiratet werden sollte«, sagte er. »Ich sollte kommen und ihr helfen.« Doch für die Reise nach Russland und den Hochzeitsring, den die Freundin forderte, fehlte dem 23-Jährigen das Geld.
In Panik sucht er Rat bei Bekannten auf einem Parkplatz im elsässischen Saverne. Dort muss die Entscheidung gefallen sein, einen Raubüberfall zu begehen. Daraufhin rief der spätere Täter den 20-Jährigen an. Dieser verfügte über ein Auto und sollte beim geplanten Raub die Rolle des Fahrers übernehmen.
Der 20-Jährige kam gegen Mitternacht in Saverne an. Anschließend begaben sich die beiden Männer auf eine sechsstündige Odyssee. Über Straßburg fuhren sie auf die Autobahn nach Deutschland. Welche Tankstelle genau sie überfallen wollten, war ihnen noch nicht klar. Sie warteten auf eine günstige Gelegenheit.
Täter stand unter Drogen
Unterwegs hielten sie an mehreren Rastplätzen, prüften die Lage und rauchten Joints. Der 23-Jährige nahm zudem eine Subutex-Tablette. Auf dem Rückweg war die Tankstelle Renchtal-West die letzte Gelegenheit vor der französischen Grenze, den Raub doch noch zu realisieren.
Die Angeklagten waren geständig und entschuldigten sich bei den Opfern. Mit der Haftstrafe für den Haupttäter entsprach das Gericht der Forderung des Staatsanwalts. Mit Blick auf den 20-Jährigen entschied sich die Jugendkammer hingegen für die Anwendung des Jugendstrafrechts. Deshalb blieb es bei einer Bewährungsstrafe.