Ortenau

Teils zu viel Nitrat im Boden

Thomas Reizel
Lesezeit 3 Minuten
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22. Juli 2014

Die Trinkwasserqualität im Ortenaukreis ist gut. Die Nitratbelastung liegt durchschnittlich bei 11,9 mg/l. Erlaubt wären 50. Alle Wasserschutzgebiete liegen unter dem Grenzwert. Allerdings gibt es auch Ausreißer im Ried, die aber außerhalb der Schutzgebiete liegen und nicht für Trinkwasser genommen werden. ©Archivfoto Mittelbadische Presse

Im Bereich Meißenheim/Neuried gibt es im Grundwasser bis zu 180 Milligramm Nitrat pro Liter. Der Grenzwert beträgt 50. Ein Alarmsignal ist das für das Landratsamt nicht. Das Wasser liege außerhalb von Schutzgebieten und werde nicht zur öffentlichen Trinkwasserversorgung genutzt.

Ortenau. Das Umweltzentrum Ortenau des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hatte sich mit einer Anfrage zur Nitratbelastung (siehe Hintergrund) im Ortenauer Grundwasser an das Landratsamt gewandt. Die Fragen zielten vor allem darauf ab, wie sich die enthaltene Menge entwickelt hat und ob es auch hier Gebiete gibt, in denen die Nitrat-Grenzwerte überschritten werden.

Die gute Nachricht des Landratsamtes vorneweg: »Von den im Ortenaukreis rechtskräftig festgesetzen 139 Wasserschutzgebieten mit 19 811 Hektar sind lediglich vier mit 950 Hek­tar als sogenannte Nitrat-Pro­blemgebiete eingestuft«, teilte das Landratsamt auf Nachfrage der Mittelbadischen Presse mit. In diesen vier Gebieten liege der Nitratgehalt zwischen 25 und 35 mg/l, aber noch unter dem Grenzwert von 50. Allerdings wurden nach Angaben des Landratsamts im Bereich Meißenheim – Neuried Belastungen von bis zu 180 mg/l gemessen. Die Hauptursache stellt aus Sicht des Landrats­amts der Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft dar. Infrage komme aber auch natürliche Verrottung von Pflanzen.

Doch auch hier  gibt es Entwarnung: »Diese Bereiche werden nicht zur öffentlichen Trinkwasserversorgung genutzt.« Weiter heißt es in dem Schreiben, dass der Mittelwert der Nitratbelastung von 13,5 mg/Liter im Jahr 2004 auf 11,9 mg/l im vergangen Jahr gesunken ist.

Karl Silberer, Landwirt aus Friesenheim und stellvertretender Vorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), kann sich die erhöhten Werte im Ried so nicht erklären. »Vielleicht hängt das mit der niedrigen Fließgeschwindigkeit des Grundwassers zusammen. Je geringer diese ist, desto weniger Nitrat wird ausgewaschen«, sagte er.

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Die größte Nitratbelastung entstehe vor allem im Gemüseanbau, weil die Wurzeln nicht tief in die Erde reichen, aber auch bei Erdbeeren. Der Vermutung des Bundes für Umwelt- und Naturschutz, dass auch Mais-Monokulturen einen erheblichen Anteil haben, tritt Silberer entgegen: »In Forchheim, Kreis Emmendingen, war die Belastung sehr hoch. Als dann Mais gepflanzt wurde, waren die Werte nach zwei bis drei Jahren wieder gut.« Der Grund: Mais wurzele tief und könne entsprechend viel Nitrat aus dem Boden aufnehmen.

»Baustein des Lebens«

Nitrat sei ein Baustein des Lebens und entstehe überall dort, wo Pflanzen in freier Natur verrotten. »Selbst wenn ich im Biobereich arbeite, habe ich immer Nitrat. Sogar in Wäldern, die nicht gedüngt werden, findet es sich im Grundwasser«, sagte Silberer. Auch Gülle enthalte Nitrat, doch sei der Anteil der Viehhaltung im Ortenaukreis so gering, dass diese kein Problem darstelle.

Die Landwirte wüssten, in welchem Umfang sie düngen müssen. Eine Bestätigung sieht Silberer darin, dass der Langzeitwert von 13,5 mg/l auf 11,9 gesunken ist.

Sollte an einer Stelle der Grenzwert von 50 mg/l überschritten werden, könnten die Wasserwerke nitratarmes Wasser beimischen, Nitrat technisch entfernen oder Brunnen stilllegen, teilte das Landratsamt mit.

Hintergrund

Nitrat und Trinkwasser

Stickstoff ist ein unentbehrlicher Nährstoff für alle Lebewesen. Der Einsatz mineralischer und organischer Stickstoffdünger zur Steigerung von Erträgen ist daher gängige Praxis in der Landwirtschaft. Entscheidend ist der sorgsame und bedarfsgerechte Einsatz. Stickstoff-Überschüsse können Wasser- und Land-Ökosysteme belasten sowie Klima, Luftqualität und die Biodiversität beeinträchtigen.
Wird der ausgebrachte Stickstoffdünger nicht durch die Pflanzen aufgenommen, kann er nach Umwandlung in Gewässer oder die Luft gelangen. Dort gefährdet er als Nitrat das Grund- und Trinkwasser und trägt zur Nährstoffüberversorgung von Oberflächengewässern und Landökosystemen bei.
Das Salz ist im Boden sehr mobil und kann insbesondere nach der Ernte und bei starken Niederschlägen in das Grundwasser verlagert werden. Im Grundwasser – und in der Folge im Trinkwasser – kann Nitrat unter bestimmten Bedingungen in das gesundheitlich bedenkliche Nitrit umgewandelt werden. Der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser wurde deshalb 1991 EU-weit auf 50 mg/l festgesetzt. tom/Quelle: Umweltbundesamt

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