Weintrauben sind nichts zum Keltern
Ob blau oder weiß, kernlos oder kernhaltig – geht es um Tafeltrauben, hat jeder seinen Favoriten. Die frischen Früchte sind zum Direktverzehr gedacht und haben nichts mit dem Weinbau zu tun.
Tafeltrauben sind Weintrauben, also Früchte der Weinrebe. Im Unterschied zu den Keltertrauben finden sie keine Verwendung in der Weinherstellung, sondern werden als Obst roh verputzt. Das Besondere bei Tafeltrauben ist, dass sie nach der Ernte nicht nachreifen. Denn sie zählen zu den sogenannten »nichtklimakterischen« Früchten.
»Der Tafeltraubenanbau wird in den südlichen Ländern der Europäischen Union und anderen Ländern teilweise schon sehr lange betrieben und weist eine sehr große Ausdehnung auf«, erläutert Alfred Pfister vom Marktkontor Baden. Daher stehen dort sehr viele Sorten im Anbau, bei dieser Obstsorte spielt die Ortenau eine untergeordnete Rolle. Die Anbaubedingungen sind nicht ideal für den Markt: die Früchte reifen zu spät.
Seit der Reform der EU-Weinmarktordnung im Jahr 2000 gilt für Tafeltrauben nicht mehr das sogenannte Weinrecht – Tafeltrauben dürfen deshalb wie anderes Obst, etwa Äpfel, Birnen oder Kirschen, angebaut werden.
Geschieht dies außerhalb von Weinbergflächen und ohne Pflanzrecht, sind einige Vorschriften zu beachten: Es dürfen keine Sorten angepflanzt werden, die als Keltersorten gelten. »In Baden-Württemberg werden Tafeltrauben deshalb erst seit 2003 angebaut«, fügt Pfister hinzu.
Was für den Wein gut ist, gilt nicht für Tafeltrauben: Diese sollen locker wachsen, die Beeren groß, saftreich, arm an oder frei von Kernen sein. Und die Schale darf nicht zu hart sein. Zudem ist eine frühe Reife erwünscht.
In der Ortenau bauen 13 Landwirte Tafeltrauben an. Sie ernten jährlich rund 33 Tonnen der Beeren. Damit die Sorten gut gedeihen, benötigen sie laut Manuel Blechinger, Unternehmenssprecher des Obstgroßmarkts Mittelbaden in Oberkirch (OGM), tiefgründige Böden außerhalb von Weinbergslagen. Tafeltrauben mögen keinen ausgesprochenen Winter- oder Frühjahrsfrost. Der Pflegeaufwand ist mit den Reben vergleichbar.
»Die Haupt-sorte Muskat Bleu ist dunkelblau mit ausgeprägtem Muskatgeschmack und mittelgroßen Beeren«, sagt Blechinger. Daneben gibt es noch die Sorte Victoria. Sie ist weiß, süß und mit sehr großen Beeren. Beliebt im Anbau sei die Arkadia – eine weiße Frühsorte mit großen kernarmen Beeren – sowie Tonia, die ebenfalls weiße Früchte hervorbringt, die jedoch kernlos mit ausgeprägtem Muskataroma und mittelgroßen Beeren ist. Und die Sorte Juliana besticht durch gelbe Beeren mit fruchtigem Aroma. »Rund vier Kilogramm Trauben werden jährlich pro Kopf in Deutschland gegessen«, weiß Alfred Pfister vom Marktkontor Baden.
Trauben sind reich an Zuckern, vor allem Glucose und Fruktose, und gehören mit rund 68 Kalorien pro 100 Gramm zu den energiereichen Obstsorten. »Diabetiker müssen den Gehalt an Glucose berücksichtigen«, betont Rita Rausch, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale.
Sie sind reich an B-Vitaminen, unter anderem Vitamin B6 und Folsäure. Die Schalen und Kerne der Beeren sind sehr ballaststoffreich, zusammen mit dem enthaltenen Pektin regen sie den Darm an, binden Cholesterin und Schadstoffe. »Zu erwähnen ist außerdem der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoide, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken und das Immunsystem anregen sowie Resveratrol, das das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen senkt«, fügt die Ernährungsexpertin hinzu.
Gekauft werden sollten die süßen Früchte in vollreifem Zustand, da sie nicht nachreifen. Ungekühlt verderben sie jedoch rasch. Rauschs Tipp: »Nur so viele Tafeltrauben kaufen, wie auch in den kommenden zwei bis drei Tagen verzehrt werden.«
Die Beeren sind darüber hinaus sehr druckempfindlich. Die Ernte muss deshalb sehr schonend von Hand erfolgen. Hierbei werden die einzelnen Trauben mit einer Rebschere vom Rebstock gelöst. Je nach Sorte kann die Ernte sogar aus mehreren Durchgängen bestehen. Es würden immer nur die Trauben geerntet, die zum Zeitpunkt der Ernte einen optimalen Reifezustand aufweisen, erzählt Alfred Pfister vom Marktkontor. »Die meisten Sorten können etwa zwei bis drei Wochen lang geerntet werden.« Frühsorten werden relativ schnell überreif und sind darum nicht lang haltbar. »Wichtig ist, dass die Ware nicht verletzt oder gequetscht wird«, betont Alfred Pfister.